60 Mal größer als Erde
Riesiges Sonnen-Loch entdeckt – was das für uns heißt
Auf der Sonne hat sich ein riesiges koronales Loch aufgetan, das 60 mal größer als die Erde ist. Aus ihm entweichen starke Sonnenwinde.
Der aktuelle Sonnenzyklus steuert auf seinen Höhepunkt zu. Schon im Januar könnte die Sonnenaktivität ihr Maximum erreichen, wie indische Forscher jüngst berechnet haben. Das bedeutet, dass das Magnetfeld der Sonne am schwächsten ist, bevor es zu einer Polumkehr kommt. Das Resultat ist eine Zunahme der Sonnenflecken und der daraus aufsteigenden Flares, die hochenergetische Teilchen, vor allem Protonen, ins All schleudern.
Damit wächst die Gefahr, dass die Erde in einen heftigen Sonnensturm gerät. Ein solcher kann sich in wunderschönen Polarlichtern bis in unsere Breitengrade äußern, aber auch Gefahren mit sich bringen. Dazu gehören Stromausfälle wegen zerstörter Trafostationen, aber auch Störungen bei Funkverbindungen, bei Navigationssystemen wie GPS und im Flugverkehr. Satelliten könnten im schlimmsten Fall aus der Bahn geraten und abstürzen.
Wie gefährlich ist das koronale Loch für uns?
Das jetzt entdeckte koronale Loch stellt zum jetzigen Stand keine solche Gefahr für die Erde dar. Zwar sendet es einen starken Partikelstrahl, den sogenannten Sonnenwind, aus – allerdings zurzeit nicht in Richtung Erde.
Das war am 2. Dezember anders. Das Loch war damals der Erde zugewandt, und der davon ausgehende Sonnenwind traf im Laufe des 4. und 5. Dezember auf die Erde.
Das Ergebnis war nach Angaben des Zentrums für Weltraumwettervorhersage der amerikanischen Nationalen Ozean- und Atmosphärenbehörde NOAA allerdings höchstens ein Sonnensturm der Stufe G1 bis G2. Das ist die schwächste Kategorie. Von einem solchen Sturm spüren die meisten von uns nichts.
Wie bildet sich ein koronales Loch auf der Sonne?
Ein koronales Loch ist eine große Region, in der sich das Magnetfeld der Sonne öffnet. Anders als Sonnenflecken sind sie vom menschlichen Auge nicht zu sehen. Erst im Röntgenstrahlenbereich manifestieren sie sich als dunkle Flecken, die dunkler sind als ihre Umgebung, weil sie kühler sind. Das an dieser Stelle offene Magnetfeld hat zur Folge, dass der Wind, der ständig von der Sonne weht, leichter entweichen kann. Dadurch werden aus koronalen Löchern mehr Sonnenteilchen und Plasma ins Sonnensystem geschleudert.
Bemerkenswert am aktuellen koronalen Loch ist seine immense Größe. Laut der NOAA misst es entlang seiner längsten Achse etwa 800.000 Kilometer. Zum Vergleich: Der Durchmesser des Jupiters beträgt rund 140.000 Kilometer, der der Erde 12.742 Kilometer.
Was kommt noch auf uns zu?
Der aktuelle Sonnenzyklus hat sich bereits als viel stärker erwiesen als ursprünglich erwartet, und er wird noch eine Weile so weitergehen. In diesem Jahr registrierten die Astronomen bereits mehrere Flares der höchsten Stärkeklasse X.
Im August erreichte die durch einen X-Flare verursachte Strahlung die Erde und führte auf der der Sonne zugewandten Seite zu Störungen im Funkverkehr und bei Navigationsgeräten. Betroffen waren Nordamerika und ein Teil des Pazifikraums.
Aufgrund der verstärkten Sonnenaktivität konnten wir in den letzten Monaten zudem bereits mehrfach atemberaubende Polarlichter auch in unseren Breitengraden erleben.
BILDSTRECKE: Polarlichter über Österreich
Die NOAA hat vorausgesagt, dass die maximale Sonnenfleckenzahl für den aktuellen Zyklus zwischen 137 und 173 betragen wird. Je mehr Sonnenflecken auftreten, desto heftiger ist die Sonnenaktivität. Die aktuelle Prognose liegt damit nahe dem durchschnittlichen Maximum von 179 und aber sehr weit unter dem bisherigen Höchstwert, der im 19. Sonnenzyklus im März 1958 mit einem Maximum von 285 Sonnenflecken verzeichnet wurde. Derzeit befinden wir uns im 25. Sonnenzyklus.