Kinderarzt warnt

Riesenzecke bringt tödliches Virus nach Österreich

Die gefährliche Zeckenart kann zwei Zentimeter groß werden, jagt die Opfer und importiert Krankheiten, die bislang hierzulande noch nicht existierten.

Christine Scharfetter
Riesenzecke bringt tödliches Virus nach Österreich
Kinderarzt und ÖGKJ-Generalsekretär Reinhold Kerbl bereitet die Riesenzecke aufgrund von Krankheiten, die bisher noch nicht in Österreich existierten, Kopfzerbrechen.
"Heute"-Fotomontage: Marijan Murat / dpa / picturedesk.com; HERBERT NEUBAUER / APA / picturedesk.com

Durch die Klimaveränderung ist es der exotischen Riesenzecke, Hyalomma marginatum, gelungen, sich vereinzelt in Österreich anzusiedeln. Das erwachsene Tier ist 5 bis 6 Millimeter groß, vollgesogen sogar bis zu zwei Zentimeter und hat lange gestreifte Beine. Hat sie sich die Zecke ein Opfer ausgesucht, jagt sie es.

Diese neue Zeckenart kann Krankheiten importieren, die bislang in Österreich noch nicht existierten.

"Bedenklich dabei ist, dass diese neue Zeckenart Krankheiten importieren kann, die bislang in Österreich noch nicht existierten", warnt Kinderarzt Reinhold Kerbl, Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (www.kinderaerzte-im-netz.at). Gefährliche Viren und Bakterien, gegen die es keine Impfung gibt und Erkrankungen hervorrufen, die tödlich verlaufen können.

Schwere Krankheitsverläufe

"Die Riesenzecke ist Hauptüberträger des Virus des hämorrhagischen Krim-Kongo-Fiebers, kann aber auch Fleckfieber durch Rickettsien verbreiten", erläutert der Mediziner. Zu den Symptomen des Krim-Kongo-Fiebers gehören hohes Fieber, Muskelschmerzen, Schwindel, Lichtscheu, Bauchschmerzen, Durchfall, Erbrechen und in schweren Fällen Blutungen. Die Sterblichkeitsrate liegt zwischen 5 und 30 Prozent. In den meisten Fällen erfolgt eine Infektion durch einen Zeckenstich über den Speichel des infizierten Tieres. Eine Ansteckung ist aber auch durch Blut oder andere Körperflüssigkeit von infizierten Tieren, die in kleinste Hautverletzungen eindringen, oder durch Kontakt der Schleimhäute mit virushaltigem Material möglich.

Das Zeckenbissfieber oder Fleckfieber durch Rickettsien äußert sich durch Fieber, Kopfschmerzen, Ausschlag und ein absterbendes kleines Hautareal, den Eschar, an der Einstichstelle. Infizierte entwickeln jedoch keine so schweren Krankheitsverläufe wie beim Krim-Kongo-Fieber.

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    Wer viel in der Natur unterwegs ist, sollte sich regelmäßige Zecken-Checks angewöhnen. Denn sie übertragen viele Krankheiten.
    Wer viel in der Natur unterwegs ist, sollte sich regelmäßige Zecken-Checks angewöhnen. Denn sie übertragen viele Krankheiten.
    (Bild: kein Anbieter/picturedesk.com)

    Jagt ihr Opfer

    Bei durchschnittlichen Monatstemperaturen von 10,5 Grad Celsius werden Riesenzecken aktiv. Für ihre Suche nach einer Blutmahlzeit bevorzugen sie Tagestemperaturen von 22 bis 27 Grad. Ausgewachsene Hyalomma-Zecken verstecken sich in der Erde und laufen aktiv auf ein Opfer zu, wenn sie Vibrationen, Kohlendioxid, Ammoniak oder Körperwärme wahrnehmen. Zudem können sie den zukünftigen Wirt aus einer Entfernung von drei bis neun Metern erkennen, da sie gut entwickelte Augen besitzen.

    Haben die Spinnentiere ihr Ziel ausgemacht, können sie es zehn Minuten oder länger verfolgen. Mithilfe ihrer langen Beine legen sie in dieser Zeit eine Strecke bis zu 100 Meter zurück.

    Hier bietet Österreich günstige Bedingungen

    Eigentlich ist die Riesenzecke in Afrika und Südasien heimisch und war bisher nur in Süd- und Osteuropa anzutreffen. "Noch ist die Gefahr, in Österreich von einer Riesenzecke gestochen zu werden, minimal – vor allem im Vergleich zu den hier heimischen Zecken, wie dem gemeinen Holzbock. Aber mit der Klimaveränderung kann das Risiko steigen und wir müssen auch an diese Möglichkeit denken", so Kerbl, der die Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am LKH Hochsteiermark in Leoben leitet.

    Modellrechnungen sagen bereits voraus, dass die Riesenzecke in vielen Regionen Europas heimisch werden wird. Durch Zugvögel, die von Larven der Hyalomma-Zecke befallen sind, gelangen sie jedes Frühjahr in nördliche Gebiete. Als Nymphen fallen sie schließlich auf der Flugroute ab. Herrscht ein geeignetes Klima, wachsen sie zur Zecke heran. In Österreich wird sie vor allem im Osten und Südosten vor allem aufgrund der überdurchschnittlich hohen Temperaturen im Frühjahr günstige Bedingungen vorfinden.

    Vor kurzem wurden die Bunyaviren auch bei Zecken in Spanien und Frankreich nachwiesen. Bei den seit 2018 vereinzelt in Österreich gefundenen Riesenzecken konnte bisher noch keine Belastung mit den Viren gefunden werden. Einige Zecken hatten jedoch Rickettsia aeschlimannii in sich.

    Die häufigsten Stichstellen bei Kindern

    Bei einem Aufenthalt im Freien, insbesondere nach Wanderungen mit Kontakt zu niedrigen Büschen oder Gräsern, empfiehlt sich die Verwendung von Repellents (Mückenschutzmittel) und das Tragen geschlossener, heller Kleidung. "Nach einem Aufenthalt in der Natur sollten Eltern den Körper ihres Kindes auf Zecken absuchen und diese rasch entfernen. Bei Kindern lassen sich Zecken häufig auf der behaarten Kopfhaut, in der Leistengegend und in den Kniekehlen nieder. Wenn sie sich noch nicht festgesaugt haben, können sich die Spinnentiere in der Kleidung aufhalten. Duschen hilft nur, wenn sich die Zecke noch nicht festgesaugt hat", erklärt Kerbl.

    Auch nach dem engen Umgang mit Tieren ist es sinnvoll, den Körper abzusuchen. Herkömmliche Zecken können unter anderem von Haustieren auf den Menschen wandern. Ausgewachsene Riesenzecken lassen sich gerne auf großen Tieren wie Pferden, Rindern, Schafen nieder, aber auch auf kleineren Säugetieren, wie Hunden oder Hasen, die der eigentlich "Wirt" für Riesenzecken sind. Ein Tier kann von bis zu 100 Riesenzecken befallen sein. Die mit Blut vollgesaugten Weibchen fallen vom Wirt ab und können bis zu 7.000 Eier in die Erde legen.

    kiky
    Akt.