"Glattauer gibt Noten"
Richter "verurteilte" Buben (14) nun zu Schulbesuch
Schule oder Häf’n hieß es für drei Jugendliche in Graz, berichtet Kolumnist Niki Glattauer. Ein Vater erfand für Taferlklassler ein Geschwisterchen…
So retro es wirkt: Wiens rot-pinke Stadtregierung und der schwarze Teil der Regierung liegen mit ihrem Ansatz in Sachen "Strafen" richtig. Stadtrat Wiederkehr kann sich für ignorante Eltern, In- wie Ausländer, Verwaltungsstrafen bis zu 1.000 Euro vorstellen (ich wäre ja als Ultima Ratio für die Streichung der Kinderbeihilfe, aber bitte), endlich!
Bub (14) zu Schulbesuch "verurteilt"
Vernünftig auch der Ansatz Nehammers, Edtstadlers & Co., die Strafmündigkeit für kriminelle Kinder "anzupassen". In der Schweiz ist man ab 10 strafmündig, dennoch landet dort kaum ein Kind im Gefängnis, was gut ist, denn 60 Prozent der inhaftierten Jugendlichen werden rückfällig, und zwar mit schwereren Delikten. Wie’s also gehen könnte? So: In Graz wurden drei 14- bzw. 15-Jährige nach einem patscherten Trafik-Überfall jetzt zu Strafen verurteilt, die unter strengen Auflagen bedingt bleiben: Therapie, Anti-Gewalt-Training und – Schulbesuch. "Ich will euer Zeugnis sehen", sagte der Richter. "Wer nicht in die Schule geht, geht sitzen."
Note: Sehr gut
Ramadan – Musliminnen vor den Vorhang
Seit Sonntag ist Ramadan, der muslimische Fastenmonat, der am 9. April mit dem Zuckerfest endet. Und weil jetzt auch Weltfrauentag war, widmete sich Ö1 der "Frau im Islam". 350.000 Musliminnen gibt es in Österreich, die (auch medial) leider über einen Kamm geschoren werden: den der unterdrückten Kopftuchfrau. Dabei gehen z.B. Jahr für Jahr knapp 150 als frischgebackene Lehrerinnen von den Unis ab – klug, selbstbewusst, gebildet. Eine von ihnen ist Fatma Akay-Türker, die auf die Frage, was ihre wichtigste Botschaft an muslimische Mädchen und Frauen sei, antwortet: "Bildung! Sie sollen hinterfragen, reflektieren und zuerst wissen, dann glauben. Nicht umgekehrt." Eine andere ist die Schriftstellerin und Künstlerin Luna Al-Mousli, die 2017 den österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis gewann. "Klatschen reicht nicht", heißt ihr Buch (Leykam Verlag) über die Heldinnen des Alltags: Krankenschwestern. Altenpflegerinnen. Und tja: Kindergärtnerinnen…
Note: Sehr gut
Vater erfand für Tafelklassler Geschwisterkind
Wie man bei Schuleinschreibungen Geschwisterkinder "erfinden" könne, fragte mich eine Leserin als Reaktion auf meinen Text zur Zwei-Klassen-Schule auf Newsflix.at, dem neuen Portal des "Heute"-Verlags. So: Eine VS-Direktorin schrieb mir (und staunen Sie bitte mit mir): "Weil er seinen Sohn, 7 Jahre, Schulanfänger, unbedingt in unserer sehr gefragten Schule unterbringen wollte, gab ein Vater ein anderes Kind, ein 10-jähriges Mädchen, das schon seit zwei Jahren bei uns ist, als eigenes aus. Der (bosnische) Nachname war gleich, die Familien dürften sich auch abgesprochen haben, und weil wir den echten Vater des Mädchens noch nie gesehen haben, ging der Schwindel beinahe durch." Erst als es auf mehrmaliges Nachfragen keinen passenden Meldezettel gegeben habe, seien die Fake-Geschwister aufgeflogen. "Unfassbar, oder?" Ja, schon!
Note: Nicht sehr gut
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Auf den Punkt gebracht
- In Graz wurden drei 14- und 15-Jährige nach einem Trafiküberfall zu bedingten Strafen verurteilt, die Therapie, Anti-Gewalt-Training und Schulbesuch beinhalten, während in Wien Verwaltungsstrafen bis zu 1.000 Euro für ignorante Eltern im Gespräch sind
- Darüber hinaus widmet sich ein Artikel dem Ramadan und hebt das Bildungsniveau sowie die Errungenschaften von muslimischen Frauen in Österreich hervor