Nationalfeiertag mit Folgen 

Rekruten kippen um – einer schlägt sich die Zähne aus

Auf dem Heldenplatz kippte am Nationalfeiertag mehr als ein Dutzend Grundwehrdiener wegen Kreislaufproblemen um. Einer wurde schwer verletzt.

Wien Heute
Rekruten kippen um – einer schlägt sich die Zähne aus
Beim zweistündigen Strammstehen zum Nationalfeiertag hat es dieses Jahr ungewöhnliche viele Kreislaufprobleme gegeben. Knapp 100 Rekruten kippten um
Helmut Graf

Tausende Menschen trafen sich zum Nationalfeiertag am Wiener Heldenplatz. Am 26. Oktober 1955 beschloss der Nationalrat das Gesetz zur österreichischen Neutralität. Seit 1965 ist der Tag jährlicher Nationalfeiertag. Ein starkes Programm wartete darum auch dieses Jahr wieder auf die Besucher der Informations- und Leistungsschau des Österreichischen Bundesheeres. Eines der Highlights: die Angelobung Hunderter Grundwehrdiener.

98 Personen bekamen Kreislaufprobleme

Doch nicht allen bleibt der heurige Nationalfeiertag in guter Erinnerung: Im aktuellen "Falter" schilderte die Mutter eines Soldaten ihre Erlebnisse am Nationalfeiertag – erstmals war sie bei einer Angelobung auf dem Wiener Heldenplatz dabei. Denn es war ihr Sohn, der an diesem Tag seinen großen Moment haben sollte. Die Mutter fühlte laut "Falter" aber nicht nur Stolz. Sie war auch entsetzt – denn auf dem Platz seien dutzende junge Rekruten umgekippt. "Einer hat sich beim Umfallen die Zähne ausgeschlagen", erzählte sie in der Zeitung. Das Bundesheer bestätigte, dass es eine schwere Verletzung mit Spitalseinlieferung gegeben hat.

Der Sohn der Frau sei kürzlich zum Präsenzdienst eingerückt und am Nationalfeiertag sollten er und die anderen angehenden Soldaten auf dem Wiener Heldenplatz angelobt werden. Schon am Morgen Punkt neun wurde auf dem Heldenplatz aufmarschiert. Dann hieß es: Haltung annehmen. Und still stehen!

Am Nationalfeiertag standen dieses Jahr 950 Rekruten auf dem Heldenplatz. Laut ersten Berichten sollen heuer 98 Rekruten wegen Kreislaufproblemen umgekippt sein – eine falsche Zählung, die Bundesheer-Sprecher Michael Bauer später korrigieren musste (siehe weiter unten).

Zwei Stunden lang stramm stehen - für viele Rekruten war das zu lange

Im Rahmen der jährlichen Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag standen auch heuer wieder jede Menge junger Männer stundenlang stramm: Mit einer Hand am Gewehr, der anderen Hand seitlich am Oberschenkel. Die Haltung muss stimmen. Stillstehen ist Teil der Übung im Exerzieren. Das ganze Spektakel wurde auch im Fernsehen live übertragen. Was auf den Bildschirmen kaum zu sehen war, das waren die Ausfälle: rund zehn Prozent der Rekruten machten schlapp. Das ist neu. Bisher waren es meist um die 20 Rekruten gewesen, die beim langen Stehen einknickten, so Insider.

Bei der Feier am Heldenplatz hielten Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP), Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP), Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) ihre feierlichen Reden. Gesungen wurde auch, die Nationalhymne und daneben gab es Auszeichnungen und Gardemusik.

"Einer hat sich die Zähne ausgeschlagen"

Neben dem Gesang und den Reden der Politgrößen waren die kleinen Bewegungen unweit der Bühne kaum vernehmlich. Wenige Meter neben dem Hotspot fielen nämlich die Soldaten um. "Einer hat sich beim Umfallen die Zähne ausgeschlagen", so die Frau im "Falter". Ein Militär-Insider sagte dem "Falter.morgen" gar, er habe sich den Kiefer gebrochen. Heeres-Sprecher Michael Bauer bestätigte, ein Soldat haben sich schwer verletzt und wurde ins Spital gebracht.

98 Soldaten mussten wegen Kreislaufproblemen aus der Einteilung austreten

Vielleicht haben auch die Politiker zu lange geredet. Offiziell sind für jeden Redner fünf Minuten vorgesehen. Daran gehalten hat sich aber nur der Bundespräsident. Bürgermeister Ludwig (SPÖ) nahm sich neun Minuten, Verteidigungsministerin Tanner (ÖVP) elf und Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) 14 Minuten Zeit zum Reden. Das Fazit der Mutter im "Falter": "Der Umgang des Militärs mit den jungen Menschen ist unverantwortlich. Die Länge der Veranstaltung unnötig”, sagt sie. Dazu sagt Oberst Michael Bauer, Sprecher des Bundesheeres zu "Heute", das sei unzutreffend.

"Niemand steht zwei Stunden lang stramm"

Die Rekruten würden vorbereitet. "Die stehen auch nicht zwei Stunden lang still, das geht gar nicht. Sie lernen, den Kreislauf auf Trapp zu halten, sie bewegen ihre Zehen,  sie bewegen ganz leicht ihre Hände und sie wippen auch leicht vor und zurück. Wenn man dann auch ausreichend isst und trinkt vorab, dann hält man das locker aus", so Michael Bauer, der selbst stundenlang stillgestanden ist im Dienst. Vor dreißig Jahren seien jedenfalls nicht so viele Rekruten umgekippt wie heuer, so Bauer. Vielleicht liege es an der Fitness. "Ein Sinnbild unserer Jugend". Normal seien 20 Soldaten umgekippt bei den jährlichen Feierlichkeiten, so Bauer.

Korrektur: Bundesheer zählte nochmal nach

Kurz nach dem Gespräch mit "Heute" musste der Bundesheer-Sprecher seine angegeben Zahlen aber korrigieren, wie er über die Social Media-Plattform X (ehemals Twitter) mitteilte. Insgesamt hätten 80 Rekruten die militärische Einteilung wegen Kreislaufproblemen verlassen müssen. Tatsächlich umgekippt seien davon aber nur 14. Die restlichen 18 Kreislauf-Probleme gab es unter Zivilisten. "Wir werden daher untersuchen, warum so viele Probleme auftreten, um dies in Zukunft zu verhindern", so Bauer auf X.

red
Akt.