Schuldenreport 2024

Rekord bei Privatschulden! Im Schnitt minus 55.000 Euro

Immer mehr Menschen überschulden sich. Hauptgründe sind Arbeitslosigkeit und Gehaltsverschlechterung.

David Winter
Rekord bei Privatschulden! Im Schnitt minus 55.000 Euro
Sozialminister Rauch präsentierte mit der Dachorganisation der Schuldenberatungen ASB den Schuldenreport 2024.
ASB Schuldnerberatungen GmbH/APA

Immer mehr Menschen rutschen in die private Finanzkrise. Schuld ist die jahrelange Teuerung. Die Betroffenen können ihren Lebensunterhalt nur schwer bestreiten und überschulden sich. Bei der Präsentation des "Schuldenreports 2024" griff Gesundheits- und Sozialminister Johannes Rauch den Koalitionspartner ÖVP an.

Schlimme Bilanz: 2023 gab es bei den österreichischen Schuldnerberatungen ein neues Zwölf-Jahres-Hoch bei den Beratungsgesprächen. 21.645 Menschen hatten 2023 zum ersten Mal Kontakt mit einer Schuldenberatung. Das sind um 17 Prozent mehr als noch 2022 und so viele wie seit 2012 nicht mehr.

"Schulden machen krank"

Gesundheitsminister Johannes Rauch warnt bei der Präsentation der aktuellen Zahlen: "Schulden machen krank und sind meist nicht auf individuelles Verschulden zurückzuführen.  Sie haben strukturelle Ursachen", so der Grüne Ressortchef. Schon der Einkauf im Supermarkt werde dann zum Problem, betont Rauch.

Für den ehemaligen Schuldnerberater und Sozialarbeiter ist Scham dabei ein unterschätztes Thema: "Wenn die Bankomatkarte das erste Mal nicht mehr funktioniert, weil der Überziehungsrahmen ausgeschöpft ist und man nicht mehr einkaufen kann, wird der Einkauf zum Spießrutenlauf", sagt Rauch.

Hauptgrund für Überschuldung ist seit Jahren Arbeitslosigkeit und Einkommensverschlechterung. Jede dritte Person gibt diesen Grund laut "ASB Schuldenreport" an. Wer den Job verliert, hat mit dem Arbeitslosengeld in Höhe von rund 55 Prozent des Einkommens schlagartig deutlich weniger Geld zur Verfügung. Als weitere wichtige Überschuldungsgründe werden "mangelnde Finanzbildung" sowie "ehemalige Selbstständigkeit, die in die Überschuldung geführt hat" angegeben.

Drei Tipps gegen Schulden:

"Alarmierend bei den aktuellen Daten ist, dass bereits jede achte Person hohe Lebenshaltungskosten und Wohnungskosten als Überschuldungsgrund nennt", sagt Clemens Mitterlehner, Geschäftsführer der ASB Schuldnerberatungen. "Gerade Lebenshaltungskosten und Wohnungskosten sind stark vor dem Hintergrund der Teuerungen zu sehen. Darunter fallen unter anderem Miet-, Strom-, Heiz-, Gesundheitskosten sowie Lebensmittel. Dieser Wert ist zweieinhalb-mal so hoch als im Jahr davor", betonte Mitterlehner.

Mitterlehner warnt außerdem davor, das Arbeitslosengeld weiter zu kürzen, wie vor Kurzem von der ÖVP vorgeschlagen. "Die Senkung des Arbeitslosengeldes würde noch mehr Überschuldung produzieren". Stattdessen forder der Mitterlehner eine Anhebung auf 70 Prozent.

Schulden verdreifachen sich nach acht Jahren

Ratsuchende sind durchschnittlich mit rund 55.000 Euro verschuldet. Eine Erhebung zeigt, dass sich Schulden etwa alle acht Jahre verdreifachen, wenn keine Rückzahlung erfolgt. Zinsen, Zinseszinsen, Anwalts- und Inkassokosten sowie Gebühren sorgen für diese Explosion der offenen Schuldbeträge.

Ressortminister Rauch kritisierte die ÖVP bei den Kosten für Inkassoverfahren deutlich. Dass sich Inkassobüros "dumm und dämlich verdienen" mit verschuldeten Menschen, ärgere ihn "massiv", betonte Rauch. Im Regierungsprogramm habe man Obergrenzen für Inkassokosten vereinbart, seit 2021 gehe hier aber nichts weiter. "Steht die ÖVP aufseiten der Menschen oder aufseiten der Inkassobüros". Menschen würden aus der Schuldenspirale so gar nicht mehr herauskommen. "Hier wird von der Wirtschaftskammer blockiert, sagte Rauch.

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