Coronavirus
Corona-Massentests starten in Tirol und Vorarlberg
Am Mittwoch haben Kanzler Kurz und die Minister die Corona-Impfstrategie für Österreich beschlossen. So wird ab 2021 geimpft.
Am heutigen Mittwoch trat die Regierung virtuell zu einem Ministerrat zusammen, um etwas festzulegen, was Österreich zumindest für die nächsten Monate in dieser Pandemie stark beschäftigen wird: die Impfstrategie. Schon vorab wurde bekannt: Ab Jänner soll es mit den Impfungen bereits losgehen!
Wie genau agiert wird, und wer wann geimpft werden soll, das will die Regierung – Kanzler Sebastian Kurz, Gesundheitsminister Rudolf Anschober, (via Zuschaltung) Verteidigungsministerin Klaudia Tanner, und Bildungsminister Heinz Faßmann – im Anschluss an den Ministerrat vor versammelter Presse vorstellen. "Heute" berichtet an dieser Stelle LIVE:
Kanzler Kurz beginnt Rede-Marathon
"Wir sind in einem Lockdown und das ist eine Herausforderung und Belastung für die Menschen in unserem Land", beginnt Bundeskanzler Kurz seine Rede. Die Zahlen würden sinken, dennoch müsse er auch heute noch alle Österreicher bitten, weiterhin die Maßnahmen einzuhalten.
"Wir wissen seit Beginn der Pandemie zwei Dinge: Erstens, dass es gut ist, viel zu testen und zweitens, dass die Impfung der Game Changer wird. Dass die Impfung die Chance ist, die Pandemie zu besiegen."
Westen beginnt mit Massentests
Die Massentests sind "nicht die einfache Lösung" und schon gar kein Allheilmittel. Wichtig sei, dass die Massentests mehrfach wiederholt werden. "Es braucht hier eine gewisse Wiederholung". Deshalb habe man sich entschieden, schon am ersten Dezemberwochenende mit Berufsgruppen (Lehrer, Kindergärtner und Polizisten) mit Testreihen zu beginnen.
Tirol und Vorarlberg werden die ersten Bundesländer sein, die mit Massentests quer durch die Bevölkerung beginnen. Der Grund seien hier die höheren Infektionszahlen. "Meine große Bitte an die Bevölkerung ist, sich daran zu beteiligen", so der Kanzler. Mit nur wenigen Minuten Zeiteinsatz könne jeder einen "großen Beitrag" leisten.
„"Jede Impfung ist ein Schritt in Richtung Sieg über die Pandemie."“
Doch auch mit Massentests und dem baldigen Start der Impfungen gilt: "Wir werden noch einige harte Monate vor uns haben", schärft der Kanzler. Er bestätigt, dass im Jänner bereits geimpft werden kann.
Zulassung für Impfstoff noch zu Weihnachten?
Die Impfungen sollen zuerst an Ältere, Risikogruppen und medizinisches Personal ausgegeben werden. Kurz rechnet damit, dass die Mittel von Biontech/Pfizer und AstraZeneca als erste eine Zulassung erhalten werden. "Es ist sehr, sehr realistisch, dass die Zulassungen schon um Weihnachten erfolgen können. Jede Impfung ist ein Schritt in Richtung Sieg über die Pandemie".
Anschober: Noch keine Trendwende in Sicht
"Die Zahlen sind immer noch viel zu hoch", so Gesundheitsminister Rudolf Anschober im Anschluss. Er beginnt seinen Auftritt mit der mittlerweile traditionell gewordenen Zusammenfassung der aktuellen Situation. Immer noch sei das Infektionsgeschehen im Land "dramatisch".
"Wir können von einer Trendwende in Österreich absolut noch nicht sprechen. Wir müssen sehr, sehr konsequent sein in den nächsten Monaten."
Auch der Grünen-Politiker betont, die kommenden Massentestungen können kein einmaliges Mittel sein, sondern müssten wiederholt werden. Anschober stellt nun klar: Im Gegensatz zu anderen Ländern sollen in Österreich weiterhin alle (!) deren Antigen-Test ein positives Ergebnis liefert, noch ein zweites Mal getestet werden. So sollen Falsch-Positive verhindert werden.
Es wird keine Impfpflicht geben, aber eine dringende Empfehlung an alle, sich impfen zu lassen, um die Pandemie zu besiegen.
"Das Ziel ist, dass wir eine möglichst hohe Durchimpfungsrate erreichen", so Anschober. Er selbst würde sich mehr als 50 Prozent wünschen, aber "jeder Prozentpunkt den wir höher sind, ist ein gewonnener Prozentpunkt".
In Phase I der Impfstrategie sollen schon eine Million Dosen ausgefolgt werden. Im Jänner und Februar sollen als Erstes Pflegekräfte und vulnerable Gruppen durchgeimpft werden. Da zwei mal geimpft werden muss, werden in dieser Phase 500.000 Menschen erreicht.
In Phase II, Februar bis April, werde man sich auf Menschen im Alter 65+ konzentrieren. Hierfür sind zwei Millionen Dosen vorgesehen.
In Phase III werde man mit Breitbandimpfungen "in die Fläche gehen", so Anschober - mehr dazu HIER >>>
Kraftakt für Österreich
Verteidigungsministerin Klaudia Tanner betonte im Anschluss, die Größe der Aufgabe der kommenden Massentests. Das Bundesheer wird hier mit den Blaulichtorganisationen unterstützend im Einsatz sein. Nur durch die Hilfe der Freiwilligen könne man diesen Kraftakt stemmen.
Danach war Bildungsminister Heinz Faßmann an der Reihe: Er zeigte sich erfreut, dass die Lehrer als Erste durchgetestet werden sollen. Das zeige die Wichtigkeit des Bildungssystems. Faßmann appellierte gleichzeitig an alle Pädagogen, sich am ersten Dezemberwochenende testen zu lassen. "Es tut nicht weh", so der Minister. Er habe sich selbst schon solchen Tests unterzogen.
Wie geht es nach dem Lockdown weiter?
Diese Frage liegt ganz Österreich auf der Zunge, Kanzler Kurz nahm auch dazu Stellung: Noch sei es zu früh, das Infektionsgeschehen bis zum Ende des Lockdowns zu beurteilen und auch wie die Öffnung danach erfolgen werde. Gleichzeitig stellte der Kanzler schon einen konkreten Zeitplan für die Entscheidung vor: "Nächsten Mittwoch wird im Ministerrat beschlossen, wie die Öffnung erfolgen wird. Klar ist: wir werden mit Schulen und dem Handel starten". Und: Es werde für alle nicht leicht werden. Weitere Details würde man zu gegebener Zeit bekanntgeben.
So soll Weihnachten gerettet werden
"Wie können wir das Weihnachtsfest retten? Ganz einfach, in dem wir am Heiligen Abend möglichst wenige Infizierte haben", betont der Kanzler. Es sei eine große Gefahr, vor allem für Ältere, wenn das Virus von Familienmitgliedern womöglich unwissentlich ins Haus getragen werde. Mit Hinblick auf die Corona-Regeln und Massentests, sagte Kurz: "Jeder Schritt der gesetzt wird, ist hilfreich, ein sicheres Weihnachtsfest zu verbringen."
Riesige Dunkelziffer
Aktuell gibt es laut Kurz in Österreich rund 100.000 Corona-Infizierte – von denen wir wissen. Die Dunkelziffer sei aber mindestens genauso groß. "Daumen Mal Pi haben wir etwa 100.000 Personen, die infiziert sind, ohne es zu wissen", rechnet der Regierungschef vor. Mit den Massentests könnten diese Personen identifiziert werden und dann auch ihre eigene Familie zu Weihnachten nicht anstecken.