Kärnten
"Rauchender See" sorgt in Kärnten für Aufsehen
Ein Kaltluftvorstoß brachte mitten im Sommer den Frost nach Österreich zurück. In Kärnten kam es zu einem seltenen Wetterphänomen: Seen "rauchten".
Sommerliche Temperaturen suchte man in den vergangenen Tagen hierzulande vergeblich, nach dem Sintflut-Wochenende und dem stürmischen Montag ließ sich am Dienstag endlich wieder die Sonne blicken. Davor war es dank eines Kaltluftvorstoßes eines Nordatlantiktiefs in Österreich und weiten Teilen Mitteleuropas rund 10 Grad Celsius kühler als zu dieser Jahreszeit üblich.
ORF-Meteorologe Daniel Schrott veröffentlichte dazu via Twitter / X eine anschauliche Grafik der europäischen Großwetterlage am Sonntag. Während das Tief bei uns für Abkühlung sorgte, schaufelte es "eine extreme Hitzeblase" hoch hinauf über das Baltikum in den Norden.
"Rauchender See"
Diese ungewöhnliche Kühle bescherte Kärnten abseits der Unwetter auch ein ungewöhnliches Wetterphänomen: der Pressegger See bei Hermagor begann Dienstagfrüh zu "rauchen" – siehe dazu die Bildstrecke oben.
Keine Sorge, Feuer war nicht im Spiel. Es handelte sich vielmehr um einen Verdunstungsnebel an der Wasseroberfläche durch einen deutlichen Temperaturunterschied: "Das Wasser ist warm, die Luft kalt. Hier am Pressegger See hatte es in der Früh 5 Grad", erklärt Schrott die Mechanismen dahinter: "Ein seltenes Bild im Hochsommer."
Die Langfassung zur Entstehung dieses Phänomens liefert "MeteoSchweiz": Verdunstungsnebel entstehe, wenn sich kalte und trockene Luftmassen über relativ milde Wasseroberflächen schieben. Da die kalte Luft weniger Feuchtigkeit als warme aufnehmen könne, komme es durch Verdunstung und Kondensation zum "Rauch" über dem Wasser: "In den meisten Fällen ist ein Temperaturunterschied von mindestens 10 bis 12°C zwischen der Wasseroberfläche und der Luftmasse nötig, damit Verdunstungsnebel entsteht."
Bodenfrost und Klimawandel
In den Nächten auf Montag und Dienstag war es so kalt, dass es an einigen Orten in den Alpen sogar Bodenfrost gegeben hatte. In St. Michael im Salzburger Lungau (1.075 m) etwa sank die Nachttemperatur am Dienstag auf 2 Grad ab.
Ein Twitter-User ging bei dieser Nachricht auf Konfrontationskurs mit dem ORF-Meteorologen: "Bodenfrost verursacht durch Klimaerwärmung. Ein bekanntes Phänomen". Schrotts Antwort: "Ich erkenne da keinen Widerspruch, denn Bodenfrost gab es in höheren Alpentälern früher im Sommer öfter als in den letzten Jahren. Kältewellen nehmen ab, Hitzewellen nehmen zu."
Neue Nachtrekorde in Lettland
Während die Österreicher über die Kälte suderten, standen den Letten die Schweißperlen auf der Stirn. Die Nacht auf Montag wurde dort zur heißesten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die Temperaturen sanken in im Küstenort Skulte und der Hauptstadt Riga nicht unter 25,6 bzw. 25,1 Grad Celsius. Tags zuvor hatte es hier am Nachmittag um die 32 Grad, erst ein Gewitter beendete die Hitze dann Montagnachmittag.
Ähnliches zeigte sich auch im benachbarten Estland:
Ungewöhnliche Hitze in Finnland
Auch große Teile Finnlands bekamen am Montag die Hitze voll ab. Mit 33,2 Grad in Rauma, 210 Kilometer nordwestlich von Helsinki, wurde sogar beinahe der nationale August-Hitzerekord (33,8 Grad) angekratzt, der an genau dem selben Tag im August 2010 aufgestellt worden war.
Der absolute Allzeit-Rekord Finnlands wurde im selben Extremjahr, kurz zuvor, am 29. Juli am Flughafen Joensuu in Liperi aufgestellt: 37,2 Grad Celsius. Eine solche Hitze hatte es vorher und nachher nicht mehr gegeben, Platz 2 (34,0 Grad im Juli 2021) der Rekordliste liegt um mehr als 3 Grad tiefer.
Wie der finnische Meteorologe und Klimaforscher Mika Rantanen via Twitter / X hervorhebt, hatte es zwischen 1959 und 2010 gerade einmal vier Sommer gegeben, an denen die 33-Grad-Marke überhaupt erreicht worden war, seit 2018 passierte das, mit einer einzigen Ausnahme (2022), in jedem Sommer – auch heuer.