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Schwab: "Wir sind mit Salzburg auf Augenhöhe"
Liga-Kracher! Am Sonntag fordert Rapid im Allianz Stadion Spitzenreiter Salzburg. "Heute" bat vorab Stefan Schwab zum Interview.
Fußball-Fest in Hütteldorf! Am Sonntag um 16.30 Uhr kreuzen Rapid und Salzburg zum Abschluss der 16. Runde die Klingen. Die Ausgangslage verspricht ein Schlagerspiel. Gewinnen die Hausherren, liegen sie nur noch zwei Zähler hinter dem Serienmeister. Bei einer Niederlage beträgt der Rückstand jedoch schon acht Punkte.
Wie legt Rapid die Partie daher an? Das berichtet Kapitän Stefan Schwab im ausführlichen "Heute"-Gespräch. Auch zu Meisterträumen, einem möglichen Wechsel ins Ausland und zur "grün-weißen" Invasion im Nationalteam nimmt er Stellung.
Herr Schwab, Rapid ist seit zehn Liga-Runden ungeschlagen, das gab es lange nicht. Verraten Sie uns bitte das Erfolgsgeheimnis.
"Wir waren zu Saisonbeginn spielerisch nicht viel schlechter. Das Manko war, dass wir zu viele Tore bekommen haben. In den letzten Wochen haben wir es geschafft, die Defensive zu stärken, das ist die Basis. Die Gegner tun sich schwer, zu Chancen zu kommen. Jetzt müssen wir wieder mehr Wert darauf legen, selbst offensiv gefährlicher zu sein."
Stefan Schwab wechselte im Sommer 2014 von der Admira zu Rapid. Ausgebildet wurde er bei den Red Bull Juniors. Für die Hütteldorfer erzielte der Mittelfeld-Motor in bislang 142 Partien 29 Tore. In dieser Saison löste der 27-Jährige Steffen Hofmann als Kapitän ab. Zudem feierte er im November gegen Uruguay sein Debüt im Nationalteam.
Welchen Anteil am Erfolgsrun hat Trainer Goran Djuricin? Sein Punkteschnitt von 2,0 ist beachtlich.
"Seit er im April übernommen hat, ist die Bilanz sehr positiv. Er hat es geschafft, dass wir wieder wie eine Mannschaft auftreten, dass wir alle gemeinsam nach hinten arbeiten und angreifen. Da hat sich der Trainer einiges überlegt, dass das funktioniert."
Sie sind mit fünf Treffern und drei Assists Rapids bester Torschütze. Was machen Sie besser als die Stürmer?
"Ich habe in jeder Saison zwischen vier und zehn Toren gemacht. Vor zwei Jahren war ich schon einmal der beste Rapid-Spieler in der Schützenliste. Es stimmt, dass wir momentan nicht den Stürmer haben, der regelmäßig trifft. Das macht uns aber auch unberechenbar. Murg trifft, Schobesberger trifft, Schaub trifft, ich treffe. Das ist positiv. Klar, ein Stürmer will Tore schießen, hat ein Ego. Da verzweifelt man ein bisschen, wenn der Ball nicht reingeht."
Sie sind gebürtiger Salzburger, wurden bei Red Bull ausgebildet. Sind für Sie Spiele gegen die "Bullen" noch etwas Besonderes?
"Eigentlich nicht. Ich war ja nie für die Profis aktiv. Speziell ist es nur, wenn wir in Salzburg spielen, weil die Familie von dort aus der Gegend stammt und viele Freunde ins Stadion kommen. Und besonders ist es insofern, als es ein absolutes Schlagerspiel ist. Letztes Jahr aufgrund der Tabellensituation nicht so, aber heuer ist es ein Topspiel."
Rapid ist wie erwähnt seit zehn Runden ungeschlagen. Spielt ihr gegen Salzburg auf Sieg?
"Wir spielen daheim, das Stadion wird ausverkauft sein und wir liegen fünf Punkte hinter Salzburg. Ja, wir werden versuchen, sie zu schlagen. Wir werden uns nicht hinten reinstellen oder versuchen, ein Remis mitzunehmen. Wenn wir gewinnen, sind wir nur noch zwei Punkte hinten. Von dem her lautet die Marschroute Sieg."
Sind Rapid und Salzburg auf Augenhöhe?
"Die Tabelle spricht für sich. Uns trennen fünf Punkte, das ist nicht die Welt. Beide Mannschaften haben in den letzten Wochen viel gewonnen. Salzburg ist vom Gesamtpaket her leichter Favorit, weil sie auch in der Europa League erfolgreich sind. Aber wir sind gut drauf. Ich schätze, dass es ein enges Spiel auf Augenhöhe wird."
Nimmt in der Kabine schon jemand das Wort "Meister" in den Mund?
"Nein, das ist momentan kein Thema. Bis zum Winter brauchen wir darüber überhaupt nicht reden. Wir haben ein Saisonziel, da sind wir gut dabei. Wir dürfen jetzt nicht größenwahnsinnig werden. Wichtig ist, dass wir bis zur Liga-Pause unsere Serie aufrecht erhalten. Dann sehen wir, wie viele Punkte wir vorne oder hinten sind. In der Vorbereitung setzen wir uns zusammen und überlegen, was möglich ist."
Kommt euch heuer zugute, dass ihr keine Europacup-Partien habt?
"Vielleicht. Natürlich bist du am Wochenende frischer, wenn du am Donnerstag kein Match hast. Bei Topspielen wie gegen Salzburg ist es kein Problem, da brauchst du dich nicht extra pushen, da spürst du keine Müdigkeit. Aber wenn du nach einer geilen Europacup-Partie auswärts auf kleinere Vereine triffst, ist es schwierig für den Kopf, sich mental vorzubereiten. Auch wenn das für Außenstehende nicht immer leicht zu verstehen ist. Schlussendlich wären wir aber schon lieber international dabei, das ist klar. Das sind die Spiele, die du in deiner Karriere auf der Festplatte abspeicherst."
Mit dem Nationalteam haben Sie trotzdem international gespielt. Sie wurden für David Alaba nachnominiert. Klingt nicht schlecht.
"Stimmt schon, das klingt verrückt, wenn man bedenkt, wo er Woche für Woche spielt. Für mich selbst war es eine tolle Geschichte und ich bin froh, dass ich die Chance bekommen habe. Es waren ja noch andere Spieler auf Abruf. Ich denke, ich habe mich gut präsentiert und auch mein Debüt gefeiert. Von dem her war es eine super Woche."
Wie haben Sie die Woche in Marbella erlebt? War es so anstrengend, wie alle behaupten?
"Franco Foda hat einen klaren Plan. Das hat man in jedem Training gesehen. Er geht sehr strukturiert vor. Jeder Spieler startet eigentlich bei Null, jeder will sich von seiner besten Seite zeigen. Auch deshalb war es sehr intensiv. Aber es hat Spaß gemacht. Für mich persönlich war es wichtig zu sehen, dass ich mithalten kann. Das gibt Selbstvertrauen."
Unter Foda-Vorgänger Marcel Koller war es schwer, als Bundesligaspieler in den Kader zu kommen. Das ist nun anders. Der richtige Weg?
"Man darf die österreichische Liga nicht unterschätzen. Wenn man sieht, wo wir in der Fünf-Jahres-Wertung liegen, brauchen wir uns nicht verstecken. Wenn ein Legionär im Ausland nicht viele Einsätze bekommt und ein anderer in Österreich bei einem Topverein Woche für Woche gut spielt, dann sollte man das honorieren. Foda weiß, dass er auf die Spieler zählen kann. Das ist super für uns. Die besten der Liga haben eine Chance im Nationalteam verdient."
Was auffällt: Rapid ist beim ÖFB-Nationalteam wieder in Mode. Sie, Schaub, Schobesberger, Wydra, Kainz, Burgstaller, Alar, Sabitzer – ihr habt alle einen grün-weißen Hintergrund.
"Es sind jetzt einige Spieler dabei, die bei Rapid ausgebildet wurden oder hier den nächsten Schritt gemacht haben. Das ist natürlich super. Die Trainer, die mit diesen Spielern hier gearbeitet haben, werden stolz sein und sagen: 'Schaut, da sind Jungs dabei, die von uns rausgebracht wurden'. Wenn man denkt, wer da noch nachkommt. Wöber ist bei Rapid ausgebildet worden, auch Lienhart. Das hat sich alles gedreht. Vor einigen Jahren waren die Austria-Spieler in der Überzahl. Für den Verein und die Öffentlichkeits-Darstellung ist das großartig."
Ihr Vertrag bei Rapid läuft bis 2020. Was passiert, wenn das Ausland ruft?
"Schwierig zu sagen. Ich bin wirklich stolz, dass ich Rapid-Kapitän sein darf. Ich weiß, dass das viel wert ist, ich kann das richtig einschätzen. Diese Rolle gibt man nicht auf, um als 15. Kaderspieler ins Ausland zu gehen. Von dem her muss es gut überlegt sein. Wenn irgendwas kommt, das man nicht ablehnen kann, muss man es sich natürlich anschauen. Aber es ist für mich momentan kein großes Thema. Bis Sommer brauchen wir nicht darüber nachdenken. Rapid sagt selbst, dass sie mich so lange wie möglich als Kapitän halten wollen. Ich zerbreche mir nicht zu sehr den Kopf."
Gibt es Angebote?
"Es gibt fast jede Transferperiode ein, zwei Dinge. Aber bis jetzt war nichts dabei, für das ich Rapid aufgeben wollte."