Weltstar Hitzlsperger
Rapid-Eklat: "Reaktion von Rangnick beeindruckend"
Thomas Hitzlsperger spricht im "Heute-Talk" über den Rapid-Skandal. Der offen homosexuelle Weltstar lobt den ÖFB-Teamchef für seine klaren Worte.
Thomas Hitzlsperger wurde mit Deutschland Vize-Europameister und WM-Dritter, Meister mit Stuttgart. Nach dem Rücktritt 2014 outete sich der heute 41-Jährige als erster deutschsprachiger Fußballer.
Die Doku "Das letzte Tabu" (heute in ORF 1, 22.10 Uhr) mit Hitzlsperger zeigt die Missstände der Fußball-Welt schonungslos auf. Jüngster Anlass: Rapid-Stars feierten den Derby-Sieg mit einem schwulenfeindlichen Fan-Lied, wurden gesperrt. "Heute" hat bei Hitzlsperger vor der Free-TV-Premiere des Films nachgefragt.
Wie bewerten Sie den Skandal und die Folgen?
Hitzlsperger: "Liga und Verband haben sich deutlich distanziert und gezeigt: Dafür stehen wir nicht im Fußball. Solche Vorfälle sind bedauernswert, bieten aber die Chance, sich mit der Thematik öffentlich auseinanderzusetzen."
Rapid legte gegen die Liga-Urteile Protest ein. Die richtige Reaktion?
"Ich bin zurückhaltend, weil ich nicht alles gelesen habe. Rapid steht zwischen den Interessen der Fans, Sport, öffentlicher Wahrnehmung, muss daher Kompromisse finden."
Das Buch eines Mutigen
Thomas Hitzlsperger bewies mit seinem Coming-out viel Mut. Die Biografie "Mutproben" soll helfen, der Fußball-Welt die Augen zu öffnen.
"Mutproben" von Thomas Hitzlsperger und Holger Gertz, Kiepenheuer & Witsch, erschien am 7. März 2024
ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick hat die involvierten Rapidler Marco Grüll, Guido Burgstaller, und Niklas Hedl vom März-Lehrgang ausgeschlossen. Ihre Meinung?
"Die Reaktion von Rangnick war beeindruckend. Vor allem in ihrer Klarheit. Das hat Signalwirkung."
Wie können sich die Spieler rehabilitieren?
"Sie tragen Verantwortung. Man kann sie aber nicht bis ans Lebensende verurteilen, muss ihnen die Chance geben, zu lernen. Es braucht keine Alibi-Aktionen. Die Heftigkeit der Reaktionen haben sie verstanden. Die Spieler wollen das sicher nicht noch einmal erleben, möchte ich hoffen. Jetzt geht es darum, zu begreifen, was solche Sprechchöre auslösen, sich nicht vom Gruppenzwang verleiten zu lassen."
Ein besonderer Fokus liegt auf Grüll, der aufgrund seines Sommer-Wechsels zu Werder in Deutschland für Schlagzeilen sorgte. Wie wirkt sich der Skandal auf seinen Transfer aus?
Werder Bremen ist sicherlich ein Beispiel für gute Vereinsarbeit und klare Haltung. Für Marco Grüll wird es wichtig sein, vermitteln zu können, dass es sich um einen Fehler gehandelt und er daraus gelernt hat. Ich hoffe, das hat er.
Die knallharten Rapid-Strafen für den Derby-Skandal
Neben der Doku, in der Sie vorkommen, bringen Sie auch ein Buch auf den Markt. Was versprechen Sie sich von der Öffentlichkeit?
Das Buch ist noch neu, der Film angelaufen. Ich habe aber bereits positive Rückmeldungen bekommen. Jetzt durch den Vorfall in Wien habe ich wieder viele Anfragen aus dem österreichischen Fußball bekommen. Es sind wunderbare Chancen, um eine Diskussion zu starten. Mir geht es darum, ein Bewusstsein für einen respektvollen Umgang miteinander zu schaffen. Der beginnt bei der Sprache. Und der Lernprozess startet schon im Kindheitsalter. Darum gehe ich auch in Schulen.