Mysterium gelöst
Rätselhafter Song in "Akte X" lässt alle Fans rätseln
25 Jahre lang suchten Fans nach einem Song aus einer "The X-Files"-Episode. Selbst Shazam wusste nicht weiter. Doch nun wurde das Rätsel gelöst.
Der Fernseher lief mehr im Hintergrund, als Lauren Ancona aus Philadelphia im US-Bundesstaat Pennsylvania plötzlich ganz Ohr war. Schuld war der Song, der in der Bar-Szene der gezeigten "X-Files"-Folge (siehe Box) "Dreamland II" leise zu hören war. "In my memory you are moonlight, starlight …", hieß es darin. Ancona gefiel, was sie hörte. Sie spulte zurück und startete Shazam.
"The X-Files" – was war das?
"The X-Files" ("Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI") ist eine US-Fernsehserie, die erstmals in den 1990er-Jahren ausgestrahlt wurde. Sie kombinierte Elemente des Science-Fiction-, Horror- und Thriller-Genres. Die Serie drehte sich um zwei FBI-Agenten, Fox Mulder und Dana Scully, gespielt von David Duchovny und Gillian Anderson. Mulder, ein Glaubender an das Paranormale, und Scully, eine Skeptikerin und Wissenschaftlerin, untersuchten ungelöste Fälle, die als X-Akten bezeichnet wurden. Diese beinhalteten oft paranormale Phänomene, Ufo-Sichtungen und andere unerklärliche Ereignisse. Bis 2002 gab es neun Staffeln. Nach einer langen Pause gab es 2016 eine zehnte Staffel mit sechs Episoden. 2018 wurde beim US-Sender Fox die elfte Staffel gezeigt.
Der Fall
Doch die Lied-Erkennung blieb ohne Ergebnis. Auch der Blick auf Imdb.com brachte sie nicht weiter, genauso wenig wie das Googeln nach dem Text. Das Einzige, was sie fand, waren Forenbeiträge von anderen "X-Files"-Fans, die auch nach "the lost song" (dem verlorenen Song) forschten. Mitunter bereits seit 1998, dem Jahr, als die Folge erstmals ausgestrahlt wurde. Das ist 25 Jahre her.
Die Ermittlung
Ancona konnte es nicht glauben: Wie kann es sein, dass so viele Menschen seit so vielen Jahren rätseln? Sie beschloss, den bisher unlösbaren Fall zu lösen und postete ihr Problem auf Twitter. Dann ging sie schlafen, wie sie Washingtonpost.com erzählte. Während sie schlief, ging ihr Tweet viral. Am nächsten Morgen hatten Millionen Menschen ihn gesehen. Über 1.000 hatten reagiert.
Das Ermittlungsteam war über Nacht deutlich gewachsen. Wie Mulder und Scully in der 90er-Jahre-Serie verfolgten auch die X-Ermittlerinnen und -Ermittler mehrere Spuren. Etwa: Findet sich ein Hinweis im Abspann der Folge? Und was verrät das Cue Sheet der Folge, ein Dokument, das alle musikalischen Elemente auflistet? Doch alle Spuren führten ins Leere. Auf dem Cue Sheet waren zwar die Längen der in der Episode gespielten Songs aufgeführt ist, nicht jedoch die Titel.
Die Lösung
Dann meldete sich ein gewisser Jonathan Leahy aus Los Angeles mit einem Tweet – und der Lösung: "Der Song heißt 'Staring at the Stars' und stammt von Glenn Jordan und Dan Marfisi", so der Film- und TV-Musikmanager. Die beiden Songwriter hätten zwei zusätzliche Tracks (mit Gesang) beigesteuert, "daher vermute ich, dass sie diese Aufnahmen speziell für die Sendung gemacht haben."
Dass es sich dabei nicht um eine Falschbehauptung handelt, zeigen weitere Posts: "Ich habe gerade mit Dan geplaudert. Er hat keine Aufnahme, aber vielleicht hat Glenn eine", postete der mehrfach ausgezeichnete Komponist Rob Cairns.
Auch ein weiterer X-User nahm Kontakt zu den Songwritern auf. Zum Beweis postete er ein Bild der Unterhaltung:
Anders als die "X-Files"-Fans haben die Songwriter ihren eigenen Song offenbar etwas aus den Augen verloren: "Ich habe gerade mit Glenn Jordan über unseren Song 'Staring At The Stars' gesprochen. Er ist auch auf der Suche nach ihm. Bleibt dran", so Marfisi auf X.
In einem weiteren Tweet heißt es: "Glenn hat es auf CD gesichert! Da er keinen CD-Player hat, werde ich morgen früh hinübergehen und sie holen. Nochmals vielen Dank für Ihr Interesse."
Beeindruckender als dass die Posts Anconas dazu führten, dass das Rätsel um den "lost song" nach 25 Jahren endlich gelöst werden konnte, ist, dass Jordan und Marfisi offenbar keine Ahnung hatten, wie sehr ihr Song gefiel: "Wir wussten nicht, dass die Leute unsere Musik so sehr lieben. Es war wirklich wunderbar, das herauszufinden."
Damit hat Aconas geschafft, was sie zu schaffen hoffte: Die Songschreiber wissen zu lassen, "wie sehr und wie viele Menschen ihre Arbeit in diesen 25 Jahren genossen haben. "