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Wladimir Putins "Patentochter" flüchtet aus Russland

Xenia Sobtschak (40) gehört zur russischen Elite und galt bisher als unantastbar. Doch jetzt musste sie vor dem Kreml über die Grenze flüchten.

TV-Star, Journalistin und Oppositionspolitikerin Xenia Sobtschak (40) ist aus Russland geflohen.
TV-Star, Journalistin und Oppositionspolitikerin Xenia Sobtschak (40) ist aus Russland geflohen.
REUTERS

Der Fernsehstar ist die Tochter von Anatoli Sobtschak, der als politischer Mentor und Ziehvater von Wladimir Putin und Dimitri Medwedew gilt. Ihre Mutter, Ljudmila Narusowa, ist langjährige Senatorin im Föderationsrat. Medien bezeichneten Xenia Sobtschak  immer wieder auch als "Patentochter" Putins – sie jedoch hatte immer dementiert, dass dieser ihr Taufpate sei. 

"Sie verhaften meine Journalisten ständig"

Dennoch galt sie aufgrund ihrer Herkunft als "geschützt". Bis jetzt. Ihr luxuriöses Anwesen in einem Moskauer Vorort ist am Mittwoch von den Behörden durchsucht worden. Ermittelnde teilten mit, Anlass sei eine Untersuchung zu mutmaßlichem Fehlverhalten des Mediendirektors von Sobtschak, Kirill Suchanow, gewesen. Dieser wurde wegen des Vorwurfs der Erpressung festgenommen.

Wladimir Putin und Xenia Sobtschak während eines Treffens der Präsidentschaftskandidaten 2018.
Wladimir Putin und Xenia Sobtschak während eines Treffens der Präsidentschaftskandidaten 2018.
REUTERS

Sobtschak kritisierte die Vorwürfe gegen ihren Kollegen. Die Behörden hätten vor, unabhängige Medien zu unterdrücken. Auf ihrem Telegram-Kanal schrieb sie: "Ich und meine gesamte Redaktion betrachten dies als einen weiteren Schlag gegen den Journalismus in diesem Land... Sie verhaften meine Journalisten ständig. Jetzt haben sie sich Kyrill vorgenommen und erfinden einen Fall für ihn." Die Verhaftung ihres Vorgesetzten unter dem Vorwurf der Erpressung bezeichnete sie als "einfach Unsinn".

Verdeckte Flucht aus Russland

Offenbar war es selbst für die 40-Jährige nun nicht mehr sicher in Russland. Sie ist staatlichen Medienberichten zufolge aus dem Land geflüchtet. "Von der Heimat verabschiedet, auf immer", höhnte ein russischer Telegram-Kanal, der dazu zugespielte Überwachungsvideos veröffentlichte, die Sobtschak beim Überqueren der litauischen Grenze zeigen sollen. 

Die Nachrichtenagentur Tass berichtete dazu, Sobtschak habe sich Tickets nach Dubai und in die Türkei gekauft, um die Behörden auf die falsche Fährte zu locken. Letztendlich sei Sobtschak nach Belarus aufgebrochen, von wo sie nach Litauen gegangen sei. Wo sie sich am Mittwoch aufhielt, war zunächst unklar. Zur Hausdurchsuchung äußerte sie sich zunächst nicht.

Nach Litauen gelangte sie mit Hilfe ihres israelischen Passes, wodurch ihr die EU-Grenze weiter offen stand. Im April hatte die Russin auch die israelische Staatsbürgerschaft angenommen.

"Russische Paris Hilton"

Sobtschaks Telegram-Kanal, auf dem sie sich häufig kritisch über den russischen Staatschef Wladimir Putin äußert, hat 1,4 Millionen Follower, auf ihrem YouTube-Kanal namens "Achtung: Sobtschak" sind es sogar 3,2 Millionen Abonnenten.

Xenia Sobtschak während eines Wahlkampfauftritts 2018 in Rostow am Don.
Xenia Sobtschak während eines Wahlkampfauftritts 2018 in Rostow am Don.
Valery Matytsin / Tass / picturedesk.com

Ab 2011 und 2012 schloss sie sich Massenprotesten gegen Putin an. Allerdings ist sie bei der russischen Opposition umstritten: Der Kreml-Kritiker Alexej Nawalny kritisierte, dass Sobtschak bei der Präsidentschaftswahl 2018 als Herausforderin von Putin antrat. Bevor sie Interesse an der Politik fand, hatte die Blondine als luxusverliebtes It-Girl die russische TV-Landschaft unsicher gemacht.

Sie wurde deshalb als "Parodie einer liberalen Kandidatin" und "russische Paris Hilton". Mit ihrem Image habe sie der Opposition geschadet, zürnte Nawalny damals. Sobtschak bestritt immer, dem Kreml mit ihrer Kandidatur geholfen zu haben.

"Kinder im Fluss ertränken"

Pikantes Detail am Rande: TV-Propagandist Anton Krasowski, der in den vergangenen Tagen mit Mordaufrufen an Kindern auf dem Sender RT / Russia Today für Entsetzen gesorgt hatte und in Folge seinen Hut nehmen musste, hatte vor der Präsidentenwahl 2018 in Sobtschaks Stab gearbeitet – nach einem Streit war man dann aber getrennte Wege gegangen.

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    ALEX WROBLEWSKI / AFP / picturedesk.com