Kriegs-Analyse
Putins brutaler Plan – "Neue Flüchtlingswelle auslösen"
Bei Luftangriffen am Montag traf Russland auch das größte Kinderspital der Ukraine. Ein Analyst sieht darin einen gezielten und brutalen Terrorakt.
Nach dem blutigen russischen Angriff auf mehrere Ziele in Kiew, darunter das größte Kinderspital im Land, zeigen sich die Verbündeten der Ukraine schockiert. Moskau hat bislang jegliche Vorwürfe zurückgewiesen, während Bilder und Videos des Angriffs eine andere Geschichte erzählen.
Eine Übersicht: Am Montag sind in der Ukraine bei russischen Raketenangriffen fast 40 Menschen gestorben. In der Hauptstadt Kiew wurden nach Angaben der Militärverwaltung mindestens 27 Menschen getötet und 82 weitere Menschen verletzt.
VIDEO: Franz-Stefan Gady in der ZIB2
In den Industriestädten Krywyj Rih und Dnipro im Süden der Ukraine wurden mindestens elf Tote und 59 Verletzte gemeldet. Fassungslosigkeit löste der Treffer auf eine der größten ukrainischen Kinderkliniken in Kiew aus. Präsident Wolodimir Selenski veröffentlichte im sozialen Netzwerk X ein Video, das zerstörte Krankenzimmer und Blutspuren auf dem Fußboden zeigt. "Russland kann sich nicht unwissend stellen, wohin seine Raketen fliegen, und muss für alle seine Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden", schrieb der Präsident.
"Das ist ganz klar ein russisches Produkt"
Der Politikberater und Analyst Franz-Stefan Gady ordnete die Lage nach den abscheulichen Angriffen im Ukraine-Krieg am späten Dienstagabend in der "ZIB2" bei ORF-Moderator Tarek Leitner ein. Auch wenn Russland den Angriff abstreitet und vor allem rechtsextreme Kreise die Schuld den USA in die Schuhe schieben wollen, sei für Gady sehr wahrscheinlich, dass es sich um russische Taten handle. Konkret sei mit großer Wahrscheinlichkeit davon auszugehen, dass ein Kh-101-Marschflugkörper eingesetzt wurde, "das ist ganz klar ein russisches Produkt".
Bildstrecke: "Abscheulich" – Angriff auf Kinderspital verurteilt
Ein Teil der russischen Kampagne ziele auf die kritische Infrastruktur der Ukraine, eine weitere auf militärische Anlagen ab, so Gady. Bei einer dritten Taktik handle es sich um Terrorakte mit dem "Versuch, den Willen der Bevölkerung, Widerstand zu leisten, zu brechen", so der Analyst. Der "Schwerpunkt in diesem Jahr lieg klar im Luftraum, nicht mehr so sehr an der Frontlinie", so Gady. Es gehe darum, den Ukrainern derart große Verluste zuzufügen, um "quasi eine neue Flüchtlingswelle auszulösen", und damit auch die Frontlinie früher oder später kollabieren zu lassen. Die Ukraine müsse Luftabwehr in die Städte versetzen, die dann an der Front fehle.
"Der Wille des Westens ist ungebrochen"
An der Front könnten russische Raketen, Kampfhubschrauber und Drohnen freier agieren. Es brauche dringend mehr Luftabwehrsysteme aus dem Westen, so Gady. "Der Willen des Westens ist weiter ungebrochen", war sich der Analyst sicher – man komme aber an die Grenzen der Kapazitäten, sowohl in Europa, als auch in den USA. Und leide nicht Russland wegen der massiven Attacken ebenfalls unter großen Verlusten? Ja, so Gady, und das könne nach "hinten losgehen". Aber: Russland wolle nicht verhandeln und mache weiter Geländegewinne.