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Putin-Putsch: Experte sicher, dass "noch etwas kommt"
Der Putschversuch in Russland scheint fürs erste entschärft. Doch vieles spricht dafür, dass das nur der erste Akt war.
Der genaue Ablauf der Dinge, die am Freitagabend ihren Lauf nahmen, ist nach wie vor mit vielen Unklarheiten behaftet. Angeblich standen zigtausende Wagner-Soldaten bereits kurz vor Moskau, als Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin den großen Putsch plötzlich abblies. Zu Verdanken sei das dem Engagement des belarussischen Diktators Alexander Lukaschenko gewesen, in dessen Satellitenstaat der Wagner-Chef nun auch ins "Exil" soll.
Russland-Experte Gerhard Mangott von der Uni Innsbruck ist sich im Interview mit der "Kleinen Zeitung" jedenfalls sicher: "Putin ist angezählt." Das heiße zwar nicht, dass er vor dem Polit-Aus stehe. Durch sein eklatantes Führungsversagen habe er jedoch eine Meuterei möglich gemacht, was ihm innerhalb der politischen Führung schade. "Es ist zu erwarten, dass jetzt nur der erste Akt geschlossen ist und hier noch etwas kommt", ist sich Mangott sicher.
Was bringt der zweite Akt?
Dass die vollkommene Kontrolle Russlands durch Putin bröckele, habe sich auch daran gezeigt, dass es keine Loyalitätsbekundungen aus Geheimdiensten oder dem Innenministerium gab. Anders war das etwa bei Tschetschenen-Führer Kadyrow, aber dessen Macht und Karriere hänge vollständig von Putin ab, wirft Mangott ein.
Wie es mit Prigoschin nun weitergehe, hänge entscheidend von dessen Verhalten in Belarus ab. "Wenn er Tomaten züchtet und fischen geht, dann kann er dort im Exil bleiben", so der Politologe zur "Kleinen Zeitung", "das glaube ich aber nicht". Er erwartet, dass er in einem zweiten Akt wieder die Militärführung kritisiert und vielleicht auch Putin. "Man darf zudem nicht vergessen, wenn immer Putin jemanden als Verräter bezeichnet hat, war das die Anordnung einer Liquidierung."