Österreichs Jugend in Not
Psychische Probleme – 10.000 Hilferufe im Jahr
Aktuelle Zahlen von Rat auf Draht zeigen die dramatische Zunahme psychischer Probleme. Jede 5. Beratung dreht sich mittlerweile um mentale Gesundheit.
"Kindern und Jugendlichen geht es nicht gut und die Politik schaut nicht hin", verortet Birgit Schatz, Kinderrechtsbeauftragte von SOS-Kinderdorf. Wie ernst es um die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Österreich wirklich steht, zeigen nun aktuelle Zahlen des Kinder- und Jugendnotrufs Rat auf Draht.
Jede fünfte Beratung dreht sich um Gesundheit oder psychische Probleme – in Summe über 10.000 Beratungen jährlich. Wöchentlich werden durchschnittlich 40 Beratungen zu psychischen Erkrankungen geführt – das sind um zwei Drittel (66%) mehr als noch vor vier Jahren.
25 Beratungen pro Woche zum Thema Suizid
"Immer mehr junge Menschen melden sich mit multiplen Problemen. Die Themenlage hat sich stark verschoben – vor einigen Jahren waren Themen wie Liebeskummer, Aufklärung oder Probleme im Freundeskreis viel präsenter. Nun sind die Themen deutlich schwerwiegender. Junge Menschen leiden unter Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen und fühlen sich mit ihren Problemen oft alleine gelassen", so Birgit Satke, Leiterin von Rat auf Draht.
Im Jahr 2023 verzeichnete Rat auf Draht 55.060 Beratungen. Pro Woche berät der Notruf 25 Mal zum Thema Suizid. In über 15 Beratungen pro Woche geht es um selbstverletzendes Verhalten. Die Auskünfte zu psychosozialer Versorgung ist auf 50 pro Woche gestiegen und hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.
Jugendliche fühlen sich nicht gehört
In ihrem Alltag erleben junge Menschen oft wenig Augenhöhe von Erwachsenen. Dabei möchten sie sich gerne mehr einbringen: "Mitbestimmung bedeutet für mich, dass meine Stimme genauso zählt wie jede andere", sagt Nico (15). Die 12-jährige Mira ergänzt: "Bei den meisten Schulsachen fragen, die uns gar nicht erst. Das macht irgendein 90-Jähriger, der die Schule schon vor Jahren erlebt hat, wo es noch anders war. Natürlich würde ich gerne gefragt werden, wenn es mich betrifft."
"Viele junge Menschen stecken in einer Gesundheitskrise und fühlen sich von Politik und Gesundheitssystem im Stich gelassen. Das muss sich ändern!", so Kinderrechtsbeauftragte Schatz.
Petition für mehr Mitbestimmung
SOS-Kinderdorf fordert einmal mehr die Einhaltung der Kinderrechte und somit mehr Mitbestimmung von jungen Menschen. Insbesondere auch mit Blick auf die Gesundheit der nächsten Generation.
Aus diesem Grund startet die Organisation nun eine Petition für mehr Mitbestimmung von jungen Menschen. UnterstützerInnen können für eine Politik unterschreiben, die das gesunde Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen in den Mittelpunkt stellt.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Die Beratungen zu psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen in Österreich sind um 66% gestiegen, was auf eine ernste Gesundheitskrise hinweist
- Themen wie Depressionen und selbstverletzendes Verhalten sind stark präsent, während junge Menschen sich von der Politik und dem Gesundheitssystem im Stich gelassen fühlen
- SOS-Kinderdorf startet eine Petition für mehr Mitbestimmung von jungen Menschen, um die Einhaltung der Kinderrechte und eine bessere Gesundheitsversorgung zu fordern