Online-Sucht

Psychiater warnt: "Instagram und TikTok gefährlich"

Das Bedürfnis, ständig Medieninhalte zu konsumieren, kann sich bei Jugendlichen zu einer Sucht entwickelt. Eltern müssen hier als Vorbilder agieren.

Rhea Schlager
Psychiater warnt: "Instagram und TikTok gefährlich"
Der Psychiater Roland Mader erklärt im "Heute"-Interview, wie Eltern einer Sucht bei Jugendlichen vorbeugen können.
API/Getty Images

Im Zeitalter der Medien entdecken immer mehr Jugendliche die Faszination der digitalen Inhalte. Daraus kann eine Verhaltenssucht entstehen, die zunehmend häufiger vorkommt und das gesamte Leben stark beeinflusst, weiß der Psychiater Prim. Dr. Roland Mader. Denn wenn Familie, Freunde und Hobbys immer unwichtiger werden, hat das Folgen für das soziale und berufliche Leben, sowie die Gesundheit.

Online-Sucht erkennen

Ein wichtiges Kriterium, die auf eine Online-Sucht schließen lässt, ist, dass Betroffene zunehmend das reale Leben vernachlässigen. "Frühere Interessen, wie der Fußballclub oder Freunde, wird keine Beachtung mehr geschenkt und auch die schulischen Leistungen verschlechtern sich", klärt der Psychiater auf.

Weitere Anzeichen sind, wenn das Suchtverhalten angesprochen wird und Jugendliche darauf mit Abwehr und Aggression reagieren. Ebenso werden plötzlich eingeführte Nutzungszeiten nicht akzeptiert, woraus ein Kontrollverlust entsteht. "Wenn man TikTok nutzt, weil man kurz schauen möchte, wer was gepostet hat, dann scrollt man zum nächsten Eintrag und immer so weiter", so Mader.

Was tun bei Suchtverhalten?

"Der erhobene Zeigefinger hilft nicht", betont er weiter. Vielmehr sei es wichtig, auf Augenhöhe zu gehen und sich interessiert zeigen, bei dem, was der Jugendliche macht. Mit einem Satz wie "Zeig mir mal, was du da spielst", baut man Vertrauen auf und Eltern können so auch auf Gefahren hinweisen.

Wichtig ist es außerdem zu versuchen, Vereinbarungen und zeitliche Beschränkungen zu treffen. "Auch handyfreie Zonen sind wichtig", erklärt der Psychiater. So kann das Handy bis 21 Uhr genutzt werden und soll danach zum Laden draußen angesteckt werden. Und auch beim Familienessen sollten alle Handys in den Hosentaschen bleiben.

Ab wann das erste Smartphone?

"Ratsam ist es, wenn Jugendliche erst ab zwölf Jahren ein Handy bekommen, aber das ist in der Realität kaum umsetzbar", weiß Mader. Wird ein Smartphone früher gekauft, soll es unbedingt zeitliche Beschränkungen geben. So gilt: Bis fünf Jahre dürfen Kinder Onlinemedien eine halbe Stunde lang nutzen. Bis zum zehnten Lebensjahr ist es dann eine Stunde pro Tag.

"Dürfen Jugendliche ihre Onlinezeit selbst einteilen, wobei das zehn bis 15 Stunden sein sollten, schafft das eine Medienkompetenz, die sich positiv auswirkt", erklärt er. Solche Regelungen müssten allerdings so früh wie möglich gemacht werden, um Wirkung zu zeigen. "Wenn der 16-Jährige 16 Stunden täglich spielt, ist es schon zu spät."

Was ist Sucht, was ist Hobby?

Grundsätzlich wird man Onlinegaming und Social Media nicht verhindern können, weiß der Psychiater. Bei Jugendlichen handelt es sich allerdings um eine intensive Phase, die meist von selbst wieder vorbeigeht. "Man soll es auch zulassen, aber immer wieder ins Gespräch gehen, nachfragen und auf Gefahren hinweisen."

Soziale Medien können besonders für Mädchen zur Gefahr werden, betont er. Darunter fallen Cyber-Grooming (Anm. sexuelle Belästigung im Internet), aber auch die Plattform Instagram, die auf Schönheit ausgelegt ist, und Mädchen dadurch ein unrealistisches Schönheitsideal vermittelt. Vorsicht ist vor allem bei TikTok geboten, denn es "hat starkes Suchtpotenzial, weil es so rasch geht und einem perfekten Algorithmus folgt, wodurch ständig interessante Inhalte gezeigt werden."

Warum machen Onlineinhalte süchtig?

Das erklärt der Psychiater so, weil es ein "irrsinniges Angebot" und "unendlich viel Inhalt" gibt, das nicht aufhört. "Ein Buch ist irgendwann zu Ende, aber das Internet nicht", betont Mader. Deshalb ist es besonders wichtig, als Eltern ein Vorbild zu sein und auch mal auf Mediennutzung zu verzichten. "Nur dann kann man es auch vom Kind verlangen."

Auf den Punkt gebracht

  • Im Zeitalter der Medien entdecken immer mehr Jugendliche die Faszination der digitalen Inhalte, was zu einer Verhaltenssucht führen kann, die das soziale und berufliche Leben sowie die Gesundheit stark beeinträchtigt
  • Der Psychiater Roland Mader betont die Wichtigkeit von frühzeitigen Regelungen und elterlichem Vorbildverhalten, um die Nutzung von Onlinemedien zu kontrollieren und die Jugendlichen auf die Gefahren hinzuweisen
rhe
Akt.