Russland-Wahl
Protest oder Pro-Putin: Ansturm auf Russen-Botschaft
Hunderte standen Sonntag vor der russischen Botschaft in Wien Schlange – das könnte auch Protest gewesen sein. Ein Nawalny-Memorial wurde zerstört.
Sonntag können russische Staatsbürger auch in Wien an der Präsidentschaftswahl in ihrem Heimatland teilnehmen. Da sorgte für einen Menschenauflauf vor der russischen Botschaft in der Reisnerstraße 45-47 (Wien-Landstraße). Hunderte Wahlberechtigte standen stundenlang Schlange – das wäre vermutlich nicht nötig gewesen. Denn der Ausgang der Präsidentschaftswahl scheint laut Beobachtern vorprogrammiert: Putin will mit der Abstimmung seine fünfte Amtszeit absichern, echte Gegenkandidaten gab es keine.
Schlangen als Protest gegen Putin
Die lange Schlange zur Mittagszeit könnte auch als eine Protestaktion gegen Putin gedeutet werden. Oppositionelle hatten in Russland dazu aufgerufen, um Punkt 12 Uhr für Warteschlangen vor den Wahllokalen zu sorgen. Damit solle der Unmut im Land ausgedrückt werden. In Russland sollen die Behörden bereits vor einer Teilnahme an der verdeckten Protestaktion gewarnt haben, auch von Drohnachrichten an Kremlkritiker wurde laut "tagesschau.de" in russischen Städten berichtet.
Die dreitägige Wahl geht am Sonntag zu Ende, sie soll Putins erneute Präsidentschaft und den Angriff auf die Ukraine legitimieren. Laut Beobachtern gibt es Hinweise auf Manipulationen.
Nawalny-Gedenkstätte steht wieder
Ausgerechnet einen Tag vor dem Wahltermin der Auslandsrussen in Wien kam es zu einem Vandalenakt: Gegenüber der russischen Botschaft in der Reisnerstraße befand sich eine Nawalny-Gedenkstätte. Samstagnacht wurde diese von Unbekannten zerstört. Zehn Männer hätten alles eingepackt und weggebracht, erzählte ein Aktivist der Gruppe "Russians against War" der APA.
Gedenkort steht wieder
Anhänger von Alexei Nawalny brachten Sonntag erneut Blumen und Plakate zu der improvisierten Gedenkstätte für Putins prominentesten Kritiker, bauten das Memorial wieder auf. Das Wahllokal in der russischen Botschaft ist am Sonntag (17. März) von 8 bis 20 Uhr geöffnet.
Auf den Punkt gebracht
- In Wien-Landstraße bildete sich eine lange Schlange vor der russischen Botschaft, als hunderte russische Staatsbürger an der Präsidentschaftswahl in ihrem Heimatland teilnehmen wollten
- Während Putin seine fünfte Amtszeit abzusichern scheint, gab es keine echten Gegenkandidaten, und Hinweise auf Manipulationen deuten darauf hin, dass die Wahl sein Ziel legitimieren soll
- Außerdem wurde eine Nawalny-Gedenkstätte von Unbekannten zerstört, was möglicherweise im Zusammenhang mit der bevorstehenden Wahl steht