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Prödl kritisiert Österreichs Umgang mit Ausländern
Watford-Profi Sebastian Prödl fühlt sich in London pudelwohl. Die Menschlichkeit der englischen Metropole vermisst er in Österreich.
ÖFB-Teamspieler Sebastian Prödl lebt in England seinen Traum – nicht nur, weil er bei Watford in der vielleicht elektrisierendsten Fußball-Liga der Welt, der Premier League, spielt. Der 30-Jährige liebt das Leben in der Weltstadt London.
Das Leben, die Menschen, die Menschlichkeit. Im Interview mit dem "Guardian" gab er kürzlich Einblicke in seine Gedankenwelt und zeigte, dass hinter der Fassade des robusten Abwehrspielers ein nachdenklicher Mensch steckt: "Diese Stadt ist so global, so ohne Vorurteile", schwärmte er über London.
Kritik an Österreich
"Man bekommt einen anderen Blickwinkel auf das Leben. Das vermisse ich manchmal, wenn ich zurück in Österreich bin", bemängelt er die Einstellung so mancher Österreicher. "Ich vermisse diese Weltoffenheit, den Willen, zusammenzuarbeiten, zu interagieren, miteinander auf eine andere Art zu kommunizieren – auch die Art und Weise, wie man mit Ausländern, Kulturen und Religionen umgeht."
Diese Aussagen tätigte Prödl kurze Zeit, nachdem in Österreich die rechtskonservative türkis-blaue Koalition das Ruder übernommen hatte.
Dass es sich bei Prödl um einen außergewöhnlich reflektierten Fußballer handelt, wird auch deutlich, wenn man ihn über seine Zukunft nach der aktiven Sportkarriere reden hört. Prödl hat ein Faible für Möbel, Innenausstattung, Kücheneinrichtung. Er denkt darüber nach, später ins Familienunternehmen einzusteigen – die Firma seines Vaters Josef Prödl, die sich auf High-End-Küchen spezialisiert hat.
Durchwachsene Saison
Bei Watford läuft es für den ÖFB-Teamkicker nach Plan. Mit Rang zehn liegt der Klub absolut im Soll. Für Prödl selbst geht es auf und ab. Am Saisonbeginn setzte ihn eine Oberschenkelverletzung lange außer Gefecht. Dann zählte er wochenlang zum Stammpersonal. Zuletzt war er drei Mal Joker, zwei Mal gar nicht im Kader. (Heute Sport)