Maßnahme an MS

Problemschüler in Wien – sie kommen in Sonderklassen

Christian Klar, Direktor einer Brennpunktschule, musste wieder eine "Time-Out-Klasse" eröffnen. Dorthin kommen Schüler, die den Unterricht stören.

Wien Heute
Problemschüler in Wien – sie kommen in Sonderklassen
Direktor Christian Klar setzt auf Strenge und Konsequenz – auch bei den "Time-Out-Klassen".
Getty Images, Denise Auer

Christian Klar (61) ist ein viel beschäftigter Mann: Der 61-Jährige – er ist auch ÖVP-Bezirksvorsteher-Stellvertreter in Floridsdorf – ist der Troubleshooter an einer Brennpunktschule in Floridsdorf.

An der Franz Jonas Europaschule werden 450 Schüler betreut: "90 Prozent der Kinder hier haben einen Migrationshintergrund, deutlich mehr als die Hälfte ist islamisch", erzählt der Direktor im Interview. "Heute" berichtete bereits über dessen Herausforderungen im Fastenmonat Ramadan und Mobbing-Probleme an der Schule.

Wir haben im ersten Semester gemerkt, dass es wieder notwendig ist. In manchen Klassen ist es wirklich schon sehr schwierig, zu unterrichten
Christian Klar
Direktor Franz Jonas Europaschule

An der Schule kommen zahlreiche Nationalitäten zusammen: So sind etwa Kinder aus Tschetschenien, Afghanistan, Syrien, Polen, Rumänien, Bulgarien, Serbien, Bosnien, Somalia, Albanien, der Türkei und der Ukraine vertreten. Die kulturellen, religiösen und auch sprachlichen Unterschiede sorgen für Konflikte – auch im Unterricht.

So musste Klar im Sommersemester die sogenannte "Time-Out-Klasse" wieder einführen – eine eigene Klasse für Kinder, die derart stören, dass ein Regelunterricht nicht mehr möglich ist: "Wir haben im Laufe des ersten Semesters gemerkt, dass es heuer wieder notwendig ist. In manchen Klassen ist es wirklich schon sehr schwierig, zu unterrichten – und das zum Beispiel wegen einem Einzelnen, der über den Tisch springt oder herumschreit. Eigene Schulplätze gibt es für solche Kinder nicht, das würde ich für richtig halten. Wer die Gemeinschaft so massiv stört, hat aus meiner Sicht keinen Platz dort."

Soziale Kontakte in der Schule fallen weg

Die Art der Störung ist dabei vielfältig: "Das geht von Beschimpfungen und Bedrohungen, über schlagen, herumschreien, ungefragt in oder aus der Klasse rennen bis zum Werfen von Gegenständen. Wenn diese Kinder dann trotz mehrmaliger Ermahnung nicht damit aufhören, kommen sie in die 'Time-Out-Klasse'. Die anderen Kinder haben schließlich ein Recht auf Unterricht", stellt Klar klar.

Die Auszeit-Klasse wird mehrstufig und mit relativ strengen Regeln geführt: "Die Kinder bekommen ihre Arbeitsaufträge und müssen diese dann in Einzelarbeit erledigen. Sie haben zu einer anderen Zeit Pause und Unterrichtsende, das heißt, alles, was sie an sozialen Kontakten in der Schule haben, fällt eigentlich weg. Das führt dazu, dass sie einerseits viele Dinge plötzlich besser können, da es ja keine Ablenkung gibt. Andererseits ist es natürlich nicht so lustig wie in der Klasse", meint der Direktor. Der Effekt: "Es werden immer weniger, weil es ihnen keinen Spaß macht. Die Kinder benehmen sich so, dass sie dort nicht landen."

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    Suspendierungen wirken nur dann, wenn's für die Betroffenen unangenehm ist, nicht in die Schule zu kommen
    Christian Klar
    MS-Direktor

    Seit Jahren gibt es an der Franz Jonas Europaschule keine Schulärztin, auch eine Schulpsychologin oder eine Schulsozialarbeiterin sucht man vergebens. Die Maßnahmen, die Klar ergreifen kann, sind begrenzt. Suspendierungen etwa sind nicht immer erfolgreich: "Sie sind zielführend, wenn echte Gefahr in Verzug ist. Aber sie wirken nur dann, wenn's für die Betroffenen unangenehm ist, nicht in die Schule zu kommen. Und vor allem dann, wenn die Eltern reagieren und merken, jetzt geht irgendwas ganz schief. Aber wenn das egal ist, dann kommen die Schüler zurück und nachher geht's genauso weiter", so Klar.

    Auch, wenn die Tür des Herrn Direktor immer offen ist und er ein offenes Ohr für die Probleme der Schüler hat, versucht Klar die Schule mit Strenge und Konsequenz zu führen: "Ich glaube, dass unser Weg – das Aufzeigen von Grenzen, dass diese Linie nicht überschritten wird –, dass das die richtige Antwort ist, und das wird auch gut angenommen. Ich habe mir angewöhnt, mich zu trauen, dagegenzuhalten. Viele Kollegen trauen sich das nicht."

    red
    Akt.