Russland

Prigoschin-Sohn Pavel wohl neuer Chef von Wagner-Gruppe

Die Söldner-Gruppe heuert offenbar in zwei Regionen Russlands wieder Kämpfer an. Seit Monaten gibt es Gerüchte über einen neuen Chef. 

Prigoschin-Sohn Pavel wohl neuer Chef von Wagner-Gruppe
Nach dem Tod des Wagner-Gründers Jewgeni Prigoschin verdichten sich nun die Anzeichen, dass sein Sohn das Kommando über die Söldnertruppe übernommen hat.
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Wie russische Medien berichten, hat die russische Söldnergruppe Wagner nur drei Monate nach dem Tod von Gründer Jewgeni Prigoschin mit der Rekrutierung neuer Kämpfer begonnen. Neu soll die private Militärorganisation vom Sprössling von "Putins Koch", wie Prigoschin aufgrund seiner Gastro-Wurzeln oft genannt wurde, angeführt werden. Dies berichtet das Regionalportal 59.ru. Entsprechende Gerüchte kursieren schon länger.

Nachdem Jewgeni Prigoschins abgebrochener Putsch gegen die russische Militärführung Ende August für die beiden Anführer der Wagner-Gruppe in einem feurigen Flugzeugabsturz endete, wurde Sohn Pavel Prigoschin in russischen Milblogger-Kreisen rasch als potenzieller Nachfolger gehandelt.

Sohn Pavel erbt Vermögen und Söldner

Der 25-Jährige soll nicht nur einen Großteil des Vermögens geerbt haben, sondern nun auch die Wagner-Gruppe führen: Ein mit Wagner verbundener Telegram-Kanal namens Prigozhin 2023 wirbt ebenfalls für Pavel Prigoschin als zukünftigen Leiter der Organisation.

Demnach soll der neue Söldner-Chef bereits übernommen haben und einen erneuten Einsatz der Gruppe in der Ukraine anstreben. Er kündigte ferner an, die für den Tod seines Vaters verantwortlichen Personen zur Rechenschaft zu ziehen – und suggeriert, dass diese in der Ukraine sitzen, während praktisch alle Zeichen nach Moskau zeigen.

Rekrutierungsstopp von Häftlingen

In den sozialen Medien geht die Wagner-Gruppe mit "Wir kommen zurück" auf die Suche nach potenziellen Kämpfern. Die Anforderungen scheinen sich aber geändert zu haben: Nebst einem russischen Pass für Auslandseinsätze müssen die Bewerber laut den Posts auch Dokumente vorlegen, die ein sauberes Strafregister belegen. Die Praxis, massenhaft Häftlinge direkt in den Gefängnissen zu rekrutieren und dann an der Front mehr oder weniger zu verheizen, scheint also (vorerst) ein Ende gefunden zu haben.

Die Konten kündigten jedoch schon am Mittwochabend an, die Rekrutierung wieder auszusetzen, ohne einen Grund zu nennen. Die Wagner-Gruppe als Militäreinheit soll laut diversen russischen Medien derweil seit Prigoschins Tod in die russische Garde eingegliedert worden sein und wäre damit direkt dem Präsidenten Wladimir Putin unterstellt. Westliche Beobachter rechneten zuvor damit, dass die Söldnergruppe in die regulären Truppen des Verteidigungsministeriums integriert werden könnte.

Kleine Truppe in großer Nationalgarde

Inwiefern Pavel Prigoschin innerhalb der Nationalgarde also tatsächlich eine Rolle als Anführer spielt, ist fraglich – vor dem verlustreichen Krieg gegen die Ukraine umfasste diese vor fünf Jahren noch 340.000 Soldaten, die in 84 Einheiten in ganz Russland verteilt waren. Seither scheinen sie in weiten Teilen an den Gefechten beteiligt gewesen zu sein und dürften wie auch die russische Armee schwere Verluste erlitten haben.

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    Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin kam bei einem Flugzeugabsturz ums Leben.
    Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin kam bei einem Flugzeugabsturz ums Leben.
    REUTERS
    20 Minuten, mrr
    Akt.