Austria-Mann im Talk
Potzmann: "Das Jukic-Video war unglücklich"
Marvin Potzmann startet mit der Austria ins Frühjahr. Im "Heute"-Talk sprach er über seine Mittelfeld-Rolle und Ex-Teamkollegen Aleksandar Jukic.
Die "Veilchen" kämpfen in den verbleibenden fünf Spielen bis zur Liga-Teilung noch um den Sprung in die Meistergruppe, überwinterten nur auf dem achten Tabellenplatz. Im Kampf um Platz sechs ruhen die Hoffnungen auch auf Potzmann, der 30-Jährige mauserte sich mit starken Leistungen vom Mittelfeld-Notnagel zum unumstrittenen Stammspieler.
Als im Wiener Derby am 1. Oktober James Holland und Matthias Braunöder vom Platz flogen und gesperrt wurden, rückte der gelernte Außenverteidiger ins Zentrum. Mit Erfolg. In den acht darauffolgenden Spielen holte Violett 15 Punkte – 1,875 Zähler im Schnitt. Das würde hochgerechnet aktuell sogar für die Top Drei reichen. Zum Vergleich: Davor waren es sechs Punkte aus neun Begegnungen.
"Das wäre naiv"
"Mir taugt die Position, ich habe lang genug Außenverteidiger gespielt. Es war aus der Not geboren, hat aber super funktioniert", meinte Potzmann zu "Heute", wollte seine Rolle aber nicht überbewerten. "Man wird nicht zehn, 15 Punkte mehr holen, nur weil ein Spieler auf einer anderen Position spielt. Wir haben alle gemeinsam einen Turnaround geschafft, einen Riesensprung gemacht, uns aus dem Tief herausgezogen. Es nur auf eine Positionsänderung festzumachen, wäre naiv", meinte der violette "Sechser".
Vor seiner Mittelfeld-Premiere hatte Potzmann den Austria-Sportvorstand Jürgen Werner gefragt: "Willst du Gattuso oder Pirlo sehen?" – Gaennaro Gattuso ist das italienische Raubein, Andrea Pirlo der Edel-Techniker. Mit beiden wolle sich der Austria-Kicker aber nicht vergleichen. "Die Mischung macht´s, aber das sind Ausnahmespieler, da habe ich nicht mal irgendwie die Chance, da nahe zu kommen", meinte der gebürtige Wiener.
"Jukic-Video unglücklich"
Mit Braunöder (Como in der Serie B) und Aleksandar Jukic (FK Sotschi in Russland) haben zwei Nebenmänner des 30-Jährigen die "Veilchen" in den letzten Wochen verlassen. "Das ist normal im Fußball. Spieler kommen, Spieler gehen. Wir können nicht allzu lange nachtrauern", meinte der Mittelfeld-Mann. Jukic posierte bei seiner Vorstellung in einem Video mit einem Gewehr. "Unglücklich", meinte Potzmann zu dem kurzen Clip. "Was das Video zeigt, ist in der heutigen Zeit nicht angebracht. Damit will ich mich aber nicht beschäftigen, es geht mich auch nichts an", betonte der Austria-Abräumer.
Cup-Hit gegen Sturm? "Richtig geil"
Nun wird der 30-Jährige mit Kapitän Manfred Fischer die Mittelfeld-Zentrale bilden. Auch im Viertelfinale des ÖFB Cups am Freitag (20.30 Uhr) bei Potzmanns Ex-Klub Sturm Graz. "Richtig geil, alles ist angerichtet", so der Violette. "Sturm ist eine Top-Mannschaft, natürlich sind sie Favorit. Wir können nur überraschen, haben keinen Druck, können alles reinhauen. Sie haben eine irrsinnige Qualität. Es wird ein intensives Spiel", so der Austrianer. Im Herbst fügten die "Veilchen" den Steirern eine von nur zwei Liga-Pleiten zu. Erinnerungen, die Potzmann aber nicht überbewerten wollte. "Bei dem 1:0 ist richtig viel in unsere Richtung gelaufen. Aber ich denke, dass wir noch einen Schritt weiter sind als damals", meinte der Austria-Defensivspieler.
"Jeder darf Tore schießen"
In der Winterpause wurde hart gearbeitet, wie Potzmann betonte. Auch, um es doch noch in die Meistergruppe zu schaffen. "Es waren intensive Wochen. Wir haben an unserer Idee gearbeitet, die Abläufe automatisiert. Es war super Zug drinnen, jeder Spieler hat Gas gegeben", erklärte der Austrianer mit Blick auf die Vorbereitung. Als Problemzone wurde schon im Herbst das Toreschießen ausgemacht – nach 16 Volltreffern aus 17 Spielen. "Das ist nicht zufriedenstellend gewesen. Jeder darf Tore machen, es ist egal, wer sie schießt", betonte der Mittelfeld-Mann.
Dass bei den "Veilchen" schon seit Jahren die wirtschaftliche Situation besonders angespannt ist, sorge in der Kabine nicht für Unruhe. "Man bekommt das mit. Wir als Spieler können da nicht viel machen. Es bringt nichts, wenn wir herumschreien. Wir müssen uns aufs Sportliche konzentrieren, schauen, dass wir erfolgreich sind und so dem Verein helfen", meinte der gelernte Außenverteidiger.
"Die ,Kleinen´ können auch etwas"
Nach dem Cup-Kracher geht es Schlag auf Schlag. Fünf Spiele stehen bis zur Punkteteilung auf dem Programm. Hartberg, Altach, Rapid, Blau-Weiß Linz und die WSG Tirol warten. Coach Michael Wimmer rechnete bereits vor, dass es noch zwölf Punkte brauchen wird, um unter die Top Sechs zu kommen, sprach von "außergewöhnlichen Leistungen". "Man muss schon etwas leisten, wenn man sieht, wie eng die Bundesliga in den letzten Jahren geworden ist – bis auf den Meister. Nur weil wir gegen vermeintlich "Kleinere" spielen – die können auch etwas. Wir müssen bei jedem Spiel alles reinhauen", erklärte der Austrianer.
Vorentscheidend könnte dabei das Duell mit Hartberg am 10. Februar sein. "Wir brauchen die drei Punkte, wir müssen das gewinnen.", betonte der Mittelfeldspieler.
Vor der Austria war Potzmann auch bei Sturm, mit denen er 2018 Cupsieger wurde, dem LASK und auch dem Austria-Erzrivalen Rapid Wien aktiv. Negative Reaktionen habe es nach der Unterschrift bei den "Veilchen" nicht gegeben. "Fans hat es wahrscheinlich nicht getaugt. Aber ich habe nichts Böses von Spielern oder Mitarbeitern bekommen", erzählte Potzmann. Ein Abgang vom Verteilerkreis ist derweil kein Thema. "Ich fühle mich bei der Austria sehr wohl, habe da keine Gedanken dran verschwendet, weil ich mich aufs Frühjahr konzentrieren will. Das Wichtigste ist, dass ich mit meinen Kollegen Erfolg habe."