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Pöltl: "Ich versuche alles, um positiv aufzufallen"

Heute Redaktion
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Nach Startschwierigkeiten kommt Jakob Pöltl in San Antonio immer besser in den Schwung. Der 23-jährige Wiener weiß aber, dass er sich noch steigern muss.

Jakob, wie läuft es für dich im Moment bei den Spurs?

Jakob Pöltl: "Dass ich in letzter Zeit regelmäßig und mehr Spielzeit bekomme als zu Beginn, ist natürlich angenehm. Die letzten Spiele waren wichtig für mich, ich habe diesen Rhythmus gebraucht. Zuvor war es nicht immer einfach, in das neue Team hineinzufinden."

Die regelmäßigen Einsätze sind in erster Linie durch den Ausfall von Pau Gasol zustande gekommen. Rechnest du damit, auch nach seiner Rückkehr eine konstante Rolle zu spielen?

"Das ist im Moment schwer zu sagen, wir wissen auch nicht, wie lange er noch fehlen wird. Ich habe mir auf jeden Fall eine weitere Chance erarbeitet. Viel wird auch davon abhängen, ob LaMarcus Aldridge dann wieder mehr auf die Power-Forward-Position rücken wird."

Bislang auffällig ist deine Stärke am Offensiv-Rebound, du holst 17,5 Prozent der möglichen Offensiv-Rebounds und bist damit klar die Nummer 1 unter allen NBA-Spielern mit relevanter Einsatzzeit. Hast du dir speziell vorgenommen, in diesem Bereich hart zu arbeiten?

"Ich habe einfach alles versucht, um so viel wie möglich positiv aufzufallen. Mit Hustle-Plays wie am Offensiv-Rebound gelingt mir das im Moment am besten und ich helfe damit mir und dem Team."

Das Zusammenspiel mit den Teamkollegen in der Offense funktioniert mittlerweile besser als zu Saisonbeginn?

"Auf jeden Fall, auch wenn es eine große Umstellung gegenüber Toronto war. Mit der zweiten Unit ist der Spielstil zwar ähnlicher, weil das Tempo mit dieser wie bei den Raptors recht hoch ist, aber allgemein ist die Offense doch eine ganz andere als in Toronto. Hier wird viel mehr auf das Post-up geschaut – während in Toronto ein Mismatch zu 99 Prozent durch den Guard von außen attackiert worden ist, kann ich hier durchaus mal einen Ball gegen einen kleineren Gegenspieler unter dem Korb verlangen."

Defensiv fühlst dich auch schon sicherer?

"Ja, deutlich. Es war nur die Frage, wie schnell ich mich an Rotationen bzw. Erwartungen, die man hier defensiv erfüllen muss, gewöhne. In Situationen, in denen man fast reflexartig reagieren muss, falle ich manchmal noch in alte Verhaltensmuster zurück, die hier nicht so gefragt sind. Insgesamt läuft es aber schon ganz gut."

Als Team hattet ihr in den letzten Wochen Probleme und weist trotz des guten Saisonstarts „nur" eine 8:8-Bilanz auf.

"Unser Problem liegt hauptsächlich in der Defense. Wir lassen einfach zu viel zu – vor allem auch von Teams, die nicht gerade für ihre Firepower bekannt sind. Es wirkt fast so, als wenn wir nur gegen die Spitzenteams mehr Energie bringen würden – was eigentlich nicht sein darf. Es ist schwer zu erklären, warum das so ist. Eigentlich haben wir genug erfahrene Spieler, um für so etwas nicht anfällig zu sein. Wir sind mental oder körperlich nicht immer voll da, oft einen Schritt zu langsam."

Ist das nicht grundsätzlich eine Nische, die du füllen kannst?

"Klar, aber auch ich persönlich muss hier noch einen Schritt nach vorne machen, damit ich zu 100 Prozent mit mir zufrieden sein kann. Es läuft defensiv auch für mich noch von Spiel zu Spiel unterschiedlich gut."

Im Moment liegt ihr knapp außerhalb der Playoff-Ränge. Es wird wohl nicht einfach, die Postseason zu erreichen?

"Das war auch vor Saisonbeginn klar, dass der Playoff-Einzug eine Challenge wird. Der Abstand zwischen den meisten Teams im Westen ist gering. Einige Teams – und da zähle ich uns absolut dazu – sind noch nicht dort, wo sie sein wollen. Andere, jüngere Mannschaften sind besser geworden und mischen mit.

Die nächsten Gegner mit Memphis, Indiana und Milwaukee gehören derzeit allesamt zu den Topteams der NBA.

Egal, wer die Gegner sind: Wir müssen einen Weg finden, konstant Energie zu bringen. Vor allem auswärts haben wir damit noch Probleme."

Dein guter Freund Pascal Siakam spielt bei den Raptors bisher eine herausragende Saison, war sogar schon Spieler der Woche in der Eastern Conference.

"Ein Wahnsinn, echt geil. Ich freue mich echt für ihn. Er hat viel Arbeit investiert und die Rolle und das System unter dem neuen Head Coach liegen ihm."

Dein Ex-Coach Dwane Casey, im Sommer von den Raptors gefeuert, hat durch einen Korb in letzter Sekunde bei seiner Rückkehr nach Toronto gewonnen. Ganz ehrlich: Hast du in diesem Spiel auf einen Sieg der Pistons gehofft?

"Nein, so war es nicht, ich habe ja nichts gegen die Raptors und freue mich weiterhin für meine Freunde Pascal, Delon Wright oder Fred VanVleet, wenn Toronto gewinnt. Aber in diesem Spiel habe ich mich tatsächlich sehr für Dwane gefreut, vor allem weil man nach dem Spiel gesehen hat, wie viel es ihm bedeutet hat."

Am Donnerstag kommt es in der ABL zum ersten Wiener Derby seit fast 25 Jahren, also zum ersten seit deiner Geburt. Beim Duell BC Vienna gegen Vienna D.C. Timberwolves ist es wohl eindeutiger, für wen du die Daumen drückst …

"Ja, da hoffe ich natürlich klar auf einen Sieg der Timberwolves. Sie spielen wie ich so mitbekomme als Aufsteiger eine super Saison, obwohl sie Verletzungsprobleme haben. Ich finde es cool, dass so viele junge Spieler eine Chance bekommen und in der ABL gute Leistungen bringen."

(Heute Sport)