Pilotprojekt in Wien
Polizei setzt jetzt am Praterstern auch Taser ein
Bisher war er nur den Sondereinheiten vorbehalten: Nun wird der Einsatz von Tasern an drei Brennpunkt-Polizeiinspektionen getestet.
Rund 700 Taser sind im Besitz der österreichischen Polizei, seit 2012 kam es zu 400 Einsätzen. Bisher waren die Elektroimpuls-Waffen Sondereinheiten wie WEGA, Cobra, der Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Straßenkriminalität (EGS), der Schnellen Interventionsgruppe (SIG), den Polizeianhaltezentren und einer Tiroler Polizeiinspektion vorbehalten. Nun startet die Wiener Polizei ein Pilotprojekt: Nach einer Ausbildung dürfen rund 150 Beamte den Taser im Einsatz testen.
"Wir haben derzeit über 400 Beamte in der Grundausbildung und über 700 Bewerber für den Herbst. Der Schutz und die richtige Ausrüstung sind eine wichtige Sache, um Kollegen halten zu können. Wir werden daher an drei Dienststellen in Wien – in der Keplergasse (Favoriten), am Praterstern (Leopoldstadt) und in der Hermann-Bahr-Straße (Floridsdorf) – testen, ob die Taser für den Flächeneinsatz brauchbar sind", berichtete der Wiener Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl im Rahmen einer Pressekonferenz.
„Der Taser ist keine Wunderwaffe, kein Zauberstab. Wir wollen weiterhin, dass der Einsatz einer Dienstwaffe ein entsprechendes Beurteilungsschema hat“
Neben den Tasern kommen auch neue Waffen-Lichtmodule (150 bis 200 Euro), für dunkle Räume wie etwa Keller, zum Einsatz. Bis Ende August werden 20 Beamte aus den Stadtpolizeikommanden Wien Favoriten, St. Pölten, Graz und Schwechat/Flughafen diese testen. "Bis jetzt haben wir immer mit einer Taschenlampe gearbeitet. Das heißt, in einer Hand die Taschenlampe, in der anderen die Waffe. Die Lichtmodule sind direkt an der Waffe angebracht, das erleichtert die Handhabung", erklärte Bundespolizeidirektor Michael Takács.
Wiener Brennpunkt-Polizeistationen bekommen Taser
Dass der Taser eine sehr komplexe Waffe ist, führte Brigadier Albrecht Ernst, Referatsleiter in der Bundespolizeidirektion, aus: "Der Taser-Einsatz ist eine sehr komplexe Geschichte. Die richtige Distanz, die Einschätzung des Gegenübers, der richtige Druck und die Trefferzone – das sind alles wichtige Kriterien. Es geht nicht darum, dass wir jemanden eine Waffe in die Hand geben und damit Tür und Tor öffnen. Wir wollen weiterhin, dass die Einschätzung, wann eine Dienstwaffe eingesetzt wird, ein entsprechendes Beurteilungsschema hat. Denn der Taser ist keine Wunderwaffe, kein Zauberstab."
150 Wiener Beamte werden ausgebildet
Ab 1. August wird mit der rund zweitägigen Taser-Ausbildung bei 150 Beamten begonnen, 15 bis 20 Geräte werden anschließend in den drei Wiener Polizeiinspektionen zur Verfügung stehen. Eingesetzt werden zwei verschiedene Modelle – mit einer Ladung von 1.500 bis 3.500 Volt. Mittels Elektroschock werden Muskelkontraktionen (19 Mal in der Sekunde) erzeugt.
Mit einem Gerät sind zwei Schüsse möglich, die Wirkung hält jeweils fünf Sekunden an. Je näher die Pfeilelektroden beieinander sind, umso geringer ist die Wirkung. Trägt jemand noch zusätzlich dicke Kleidung, dringt die Stromladung nicht durch. Gesundheitliche Bedenken zum Einsatz des Gerätes (Kostenpunkt: 1.700 Euro bis 1.900 Euro) gibt es keine. Untersuchungen zufolge ist das Risiko für das Auslösen von Herzkammerflimmern akzeptierbar gering.
Einsatz bei Selbstgefährdung
Zum Einsatz sollen die Elektroimpulswaffen etwa bei Personen, die sich selbst verletzen wollen, bei Schlagwaffen (etwa Baseballschläger), bei (unbewaffneten) Personen im Ausnahmezustand, die körperlich überlegen sind, sowie bei aggressiven Tieren (zum Beispiel Hunden) kommen. Ist das Pilotprojekt erfolgreich, soll es ausgeweitet werden. Die Kosten sind allerdings noch unklar.
Auf den Punkt gebracht
- Die österreichische Polizei testet den Einsatz von Tasern an drei "normalen" Polizei-Dienststellen, nachdem sie bisher nur von Sondereinheiten verwendet wurden
- Rund 700 Taser sind im Besitz der Polizei, und nach einer Ausbildung dürfen rund 150 Beamte den Taser im Einsatz testen
- Neben den Tasern kommen auch neue Waffen-Lichtmodule zum Einsatz und das Pilotprojekt soll bei Erfolg ausgeweitet werden