Steigende Gewalt
Polizei holt Kinder an Wiener Schule aus Unterricht
Ein Wiener Schuldirektor spricht jetzt Klartext und äußert sich zu den Umständen in den Klassen: "An vielen Schulen ist eine Grenze erreicht."
528 Anzeigen und 814 Suspendierungen gab es im vergangenen Schuljahr („Heute“ berichtete). "An vielen Schulen ist eine Grenze erreicht", schildert nun der Direktor einer Pflichtschule. Die Klassen werden immer größer, damit steige auch die Anzahl von Problemkindern pro Klasse. Bei vielen sei die Muttersprache nicht Deutsch, außerdem fehle wichtiges Unterstützungspersonal.
"Ich glaube, es gibt keinen Direktor in der Wiener Mittelschule, der noch nicht Kontakt mit der Justizanstalt Josefstadt hatte", so der Pädagoge. Teilweise würde die Polizei Schüler aus dem Unterricht holen, die am nächsten Tag dann wieder in der Klasse sitzen. Das sorge für Angst. Bei vielen Schülern scheitere es grundsätzlich schon an der Disziplin, erzählt der Direktor.
"Verstehen Sprache nicht"
Kinder und Jugendliche würden sich oftmals nicht an die Schulordnung halten, keine Hausaufgaben machen. Hinzu komme, dass man von den Eltern auch oft keine Unterstützung erwarten könne: "Oft, weil sie die Sprache nicht verstehen oder selbst aus bildungsfernen Schichten kommen."
"Es gibt Eltern, die einer weiblichen Lehrkraft die Hand nicht geben wollen. Wie soll man Toleranz unterrichten, wenn die dagegen arbeiten? Uns wird auch oft vorgeworfen, wir seien 'haram', würden die Religion beleidigen, weil zum Beispiel Burschen neben Mädchen sitzen", schildert der Pädagoge. Auch Sittenwächter seien ein Problem.
"Warnruf"
VP-Bildungssprecher Harald Zierfuß spricht von einem "Warnruf" und fordert dringend Präventionsmaßnahmen.