Cybercrime-Report

Polizei deckt schlimme Zustände an Wiener Schule auf

NS-Wiederbetätigung und Cybermobbing sind "tägliche Realität" an Österreichs Schulen. Die jugendlichen Täter wissen oft nicht, was sie anrichten.

Newsdesk Heute
Polizei deckt schlimme Zustände an Wiener Schule auf
Abseits des Klassenzimmers grassieren in Hausübungs-Gruppen der österreichischen Schulen Cybermobbing und NS-Wiederbetätigung. Symbolbild
Getty Images/iStockphoto

Innenminister Gerhard Karner (VP) präsentierte am Donnerstag zusammen mit dem Direktor des Bundeskriminalamtes, General Andreas Holzer, und Cybercrime-Expertin Marlies Menhart den Lagebericht "Internetkriminalität 2023". Die BMI-Juristin wartete dabei mit konkreten Fallbeispielen auf, die erschütternde Zustände an den heimischen Schulen aufdecken.

Fall 1: NS-Wiederbetätigung

Nationalsozialistische Wiederbetätigung ist auch an unseren Schulen alltäglich. Die Zahlen der Kriminalstatistik sprechen eine deutliche Sprache: 34 Prozent der Angezeigten sind Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren, beinahe jeder Zehnte ist noch keine 10 Jahre alt.

Menhart schilderte während der Pressekonferenz einen konkreten Fall, der sich an einer Neuen Mittelschule (NMS) in Wien zugetragen hat. In der mittlerweile an den Schulen üblichen WhatsApp-Gruppe zu den eigenen Hausübungen, hatte ein elfjähriger Erstklässler eine Fotomontage von Anne Frank geteilt. Darauf trägt die im KZ Bergen-Belsen ermordete Deutsche ein Shirt mit der Aufschrift "Coolest Jew in the Shower Room" – "Coolste Jüdin im Duschraum".

Fall 1: Eine Foto-Montage von Anne Frank mit nationalsozialistischem Hintergrund.
Fall 1: Eine Foto-Montage von Anne Frank mit nationalsozialistischem Hintergrund.
BMI

"Hier handelt es sich eindeutig um nationalsozialistisches Gedankengut", mahnte die Cybercrime-Spezialistin. Eine Lehrerin hatte dies erkannt und schließlich der Polizei gemeldet.

"Das ist leider kein Einzelfall, sondern tägliche Realität an den Schulen", sagte sie. Das große Problem: "Den Kindern und Jugendlichen ist oft nicht bewusst, dass derartige Bilder strafbar sind und auch die Weiterleitung sie straffällig macht".

Für Innenminister Karner ist im Falle solcher NS-Verharmlosung Sensibilisierung und Prävention "ganz entscheidend". "Wenn es ausartet", gebe es den Vorschlag der polizeilichen Regelbelehrung, so Karner weiter. Oder sicherheitspolizeiliche Fallkonferenzen. Dabei setze sich die Exekutive mit den Kindern und Jugendlichen und deren Eltern zusammen und bespreche, "was eben man darf und was man nicht darf".

Fall 2: Cyber-Mobbing mit Nacktbildern

Völlig anders geartet, psychisch aber für Mitschüler(innen) oftmals direkt belastender, ist ein weiteres Fallbeispiel aus einer Schule in Westösterreich. Auch dort wurden Bilder über WhatsApp verbreitet, allerdings hatten diese keinen NS-Hintergrund sondern zeigten junge Klassenkameradinnen völlig nackt.

Cybercrime-Expertin Marlies Menhart: "Cybermobbing ist tagtäglich Realität an unseren Schulen".
Cybercrime-Expertin Marlies Menhart: "Cybermobbing ist tagtäglich Realität an unseren Schulen".
BMI

"Das Ursprungsbild war ein ganz harmloses Bild der Schülerinnen, auf dem sie bekleidet waren", schilderte Menhart die Hintergründe. Das beschämende Nacktfoto war ein sogenannter Deep Fake. Der Täter, ein 14-Jähriger, hatte dieses dann auf einer öffentlich zugänglichen Webseite durch eine generative Künstliche Intelligenz bearbeiten lassen. Der Zugang zu solchen Tools stehe mittlerweile quasi jedem ohne nennenswerte Barriere offen.

Solche Fake-Bilder seien oft schon von so guter Qualität, dass sie überzeugend vortäuschen, echte Fotos zu sein, warnte die Juristin: "Es geht sehr schnell. Und man kann nicht mehr unterscheiden, was ist Realität und was nicht".

Auch hier sei den jugendlichen Täter oft nicht bewusst, dass sie sich durch die Verfälschung und Erstellung solcher Nackt-Fakes strafbar machen. Über enormen Folgen machen sie sich ebenso oft keine Gedanken: "Man kann sich dann vorstellen, was passiert, wenn solche Bilder in der Schule, in einer WhatsApp-Gruppe kursieren und was das für die betroffenen Mädchen bedeutet."

Menharts bedrückendes Fazit: "Cybermobbing ist tagtäglich Realität an unseren Schulen".

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    red
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