Russland in der Nordsee
"Plötzlich tauchte ein Atom-U-Boot neben uns auf"
Auf einer Kreuzfahrt taucht vor den Augen der Passagiere plötzlich ein russisches U-Boot auf, das nuklear betrieben sein dürfte.
Eigentlich erwarteten Andreas Meier und seine Frau auf ihrer Kreuzfahrt vor allem malerische skandinavische Küstenlandschaften – dass vor ihren Augen plötzlich ein russisches Atom-U-Boot samt Begleitschutz auftaucht, damit hatten sie wohl nicht gerechnet.
"Wir aßen gerade zu Abend, als einer der Passagiere plötzlich sagte, dass unweit des Kreuzfahrtschiffs ein U-Boot aufgetaucht sei", berichtet der Leser von dem "Heute"-Partnermedium "20 Minuten". Schnell zückte er seine Kamera und fotografierte das über 100 Meter lange U-Boot und die flankierenden Kriegsschiffe. Informationen zu den Kriegsschiffen, die plötzlich vor den Kreuzfahrt-Gästen erschienen, habe es an Bord keine gegeben.
Das ist zum russischen U-Boot bekannt
Beim gesichteten U-Boot handelt es sich mit grosser Wahrscheinlichkeit um ein russisches Viktor-III-Schiff. Die Obninsk (B-138) und die Tambov (B-448) sind baugleiche nuklear betriebene U-Boote, die seit 1977 im Dienst der russischen Marine stehen.
Sie sind durch ihre charakteristische Ausprägung am Ende des U-Bootes gut erkennbar, in der sich der Pod für das geschleppte Sonargerät befindet. Laut Berichten der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass handelt es sich beim gesichteten U-Boot um die Tambov.
Die Kreuzfahrt führte das Paar von Kiel über Kopenhagen bis hoch nach Norwegen hinauf, bevor es am 4. Juli von Flam wieder zurück nach Kiel ging. Zur Sichtung kam es am Freitag, während das riesige Kreuzfahrtschiff mit über 6.000 Passagieren an Bord zwischen Norwegen und Dänemark unterwegs war.
Begleitschiff soll Internetkabel sabotiert haben
Das U-Boot wurde von mindestens einer Fregatte und einem Zerstörer begleitet, wobei es sich offenbar auch um Schiffe handelt, die Mitte Juni in Havanna anlegten – so etwa das Bergungsschiff "Nikolay Chiker", das unter Verdacht steht, an vergangenen Sabotageakten in der Nordsee beteiligt gewesen zu sein und dabei Unterseekabel zerschnitten zu haben.
Nebst der Chiker wird das Atom-U-Boot auch von ordentlich Feuerkraft begleitet: Bilder des Lesers zeigen das Schiff "Admiral Lewtschenko". Der 1988 in Dienst gestellte Zerstörer verfügt über zwei mal vier Torpedo-Röhren, diverse Anti-U-Boot- und Luftabwehrraketen, zwei 100-Millimeter-Geschütze und diverse kleinkalibrige Waffen.
"Erst im Nachhinein haben wir realisiert, dass es sich um ein russisches U-Boot handeln könnte", berichtet Meier weiter. "Angesichts der aktuellen Situation kam schon ein komisches Gefühl auf." Mittlerweile ist das Paar wieder in Kiel angekommen und auf dem Heimweg in die Schweiz.