Timeout
Physiotherapie rettet Kater vor Einschläferung
Aus dem Nichts war der elfjährige Kater Murphy plötzlich gelähmt, stand kurz vor der Einschläferung. Dank Physiotherapie kann er heute wieder gehen.
Im Mai wurde aus dem Energiebündel Murphy ein todkrankes Tier. An einem Sonntagnachmittag machte der elfjährige rote Kater plötzlich einen Satz von der Küche in den Gang. Ein zweiter Sprung endete in einem Purzelbaum.
Wenig später kippte Murphy zur Seite, sein Kopf und seine Glieder hingen lahm herunter. Irgendwann lief ihm Eiter aus der Nase. "Davor war er ein gesunder und vor Energie strotzender Hauskater", erzählt Roland Schaub, der Partner von Murphys Herrchen.
Der tierärztliche Notfalldienst vermutete einen Schlaganfall. Murphy bekam eine Infusion, Schaub und sein Partner nahmen ihn daraufhin wieder nach Hause. "Wir wollten Murphy nicht in der Praxis lassen", erzählt Schaub. Zu Hause verschlechterte sich sein Zustand zunehmend, bis der Kater kaum noch atmen konnte. Im Tierärztlichen Überweisungszentrum (TÜZ) im schweizerischen Tenniken, Kanton Basel-Landschaft, wurde er mit weiteren Infusionen und einer Wärmedecke stabilisiert. Murphys Körper blieb jedoch schlaff.
Sollte man Murphy einschläfern?
Um herauszufinden, was genau mit ihm los war, legte die Neurologin ein MRI nahe. Dafür hätte der Kater narkotisiert werden müssen – in seinem schlechten Zustand ein potentiell tödliches Unterfangen. "Da stellte sich die Frage: Wäre es vielleicht besser, den elfjährigen Kater zu erlösen?", sagt Schaub.
Sie entschieden sich dagegen. Stattdessen schickte man Murphy zu einer Homöopathie-Tierärztin, die ein auf den Kater abgestimmtes Heilmittel und einen speziellen Speiseplan zusammenstellte. Danach folgte die erste Therapiestunde bei der ausgebildeten Kleintier-Physiotherapeutin Doris Radics im Tierheim des Tierschutzes beider Basel. "Zuerst habe ich die Reflexe gecheckt. Ohne Reaktion ist eine Therapie zwecklos", erzählt Radics.
Zu 80 Prozent wieder der Alte
Murphys Zustand war schlecht, doch sein Körper hat reagiert. Zwei Mal wöchentlich kam er zur Therapie, wurde von Radics massiert und bewegt. 50 Franken kostet eine Dreiviertelstunde. Im Vergleich mit anderen Therapeuten sei das günstig, sagt Schaub. Auch zu Hause kümmerten sich die beiden Männer um das Tier. Mit Erfolg: Murphy ging es Woche für Woche besser. Er begann, sich langsam durch die Wohnung zu robben, konnte wieder sitzen und verrichtete sein Geschäft im Katzenklo.
"Nach einigen Wochen hat er wieder gelernt zu stehen und schwankend ein paar Schritte zu gehen", sagt der 47-jährige Schaub. Radics setzte Murphy auf das Unterwasser-Laufband, um seine Muskulatur wieder aufzubauen. "Mittlerweile läuft er ohne Problem 20 Minuten auf dem Band", erzählt Radics. Ein Wermutstropfen bleibt: "Bei neurologischen Befunden werden 90 Prozent der Tiere nie mehr ihre alte Form erreichen." Murphy sei zu 80 Prozent wieder der Alte. Nun gelte es, die Prozentzahl mit weiteren Therapiesitzungen möglichst weit nach oben zu treiben.
Hoffnung auch für schwer kranke Tiere
Für Schaub ist die Therapie ein Segen: "Doris Radics gebührt unser größter Dank." Murphys dramatische Geschichte sei ein Beispiel dafür, was mit Alternativmedizin und Physiotherapie alles möglich sei. "Es zeigt, dass es auch für Tiere, die kurz vor der Einschläferung stehen, noch Hoffnung gibt." (rob)