Österreich

Pfarrer nach Abschiebung: "Gibt keine Gerechtigkeit"

Fassungslosigkeit in der Pfarre Arnsdorf: Eine gut integrierte syrische Familie mit vier Kindern wurde überraschend von der Fremdenpolizei abgeholt.

Heute Redaktion
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Familie Muashi (nicht am Foto ist der 3-Jährige Sohn) und Pfarrer Reischl (kleines Foto).
Familie Muashi (nicht am Foto ist der 3-Jährige Sohn) und Pfarrer Reischl (kleines Foto).
Bild: privat

Am Samstag in der Früh holte die Fremdenpolizei Familie Muashi völlig unerwartet aus dem Pfarrhof Arnsdorf (Bez. Krems) ab. Zweieinhalb Jahre hatte die Familie mit ihren vier Kindern (11, 8, 3 und 1) dort gelebt, galt als sehr gut integriert. Die beiden älteren waren in der Volksschule, der 3-Jährige im Kindergarten. Das jüngste Kind wurde in Österreich geboren.

Jetzt muss die Familie zurück nach Kroatien – das Land der vermutlichen Erstaufnahme. Für Pater Clemens Reischl völlig unverständlich: "Die österreichischen Behörden haben in Kroatien angefragt, ob die Familie auf der Flucht dort registriert worden ist, haben aber gar keine Rückmeldung bekommen." Am Montag soll die Familie dennoch von Wien nach Kroatien gebracht werden.

Familie konnte schon Deutsch

Die Kinder hatten alle Deutsch gelernt und gerade begonnen, das Trauma der eineinhalbjährigen Flucht aus Syrien zu verarbeiten. Jetzt sollen sie wieder ganz von vorne anfangen, die Familie spricht freilich kein Wort Kroatisch. Reischl fürchtet, dass dort die psychischen Wunden wieder aufreißen.

Auf Facebook veröffentlichte der Pfarrer ein Video, in dem er gegen die Abschiebung protestiert. Im bisherigen Schlafzimmer der Familie hängt jetzt groß der Spruch "Es gibt keine Gerechtigkeit". Auch wenn die kurzfristige Abschiebung kaum noch verhindert werden kann, will Reischl die Hoffnung noch nicht aufgeben. "Ich kann mich damit nicht abfinden, dass wir so mit Menschen umgehen", sagt er.

(min)