Anti-Auto-Kurs
Pariser Bürgermeisterin führt "Krieg" gegen SUV
Die französische Hauptstadt stimmt über Strafgebühren für Geländewagen ab. Die Bürgermeisterin will die Gebühren verdreifachen.
Parkgebühren in Höhe von 18 Euro pro Stunde in Paris – das könnte bald Wirklichkeit werden für Besucher, die mit SUV in die französische Hauptstadt fahren. Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo lässt am Sonntag über die Verdreifachung der Parkgebühren für diese Geländewagen abstimmen und hat ihnen den Kampf angesagt.
Die Opposition und die Auto-Lobby werfen der Bürgermeisterin von den Sozialisten Manipulation und Bedienung der eigenen Klientel vor. Hidalgo hatte mit einer ähnlichen Abstimmung im April 2023 das Ende der leihbaren E-Roller in der Stadt eingeleitet. Beteiligt hatten sich allerdings lediglich sieben Prozent der Wahlberechtigten. Eine Online-Wahl war nicht möglich gewesen.
70 Prozent ohne Auto
Auch dieses Mal sind die 1,3 Millionen wahlberechtigten Pariser aufgerufen, sich in eines von 38 Wahlbüros zu begeben, um ihre Stimme abzugeben. "Da werden nur Menschen abstimmen, die nicht betroffen sind", kritisierte Pierre Chasseray von einem Autofahrerverband. Tatsächlich hat die Mehrzahl der Pariser gar kein Auto. Rund 70 sind ohne unterwegs.
Die zentristische Opposition im Stadtrat wirft der Bürgermeisterin vor, nicht weit genug zu gehen und die grossen Fahrzeuge der Pariser nicht einzuschliessen. "Wenn es wirklich darum geht, die Umweltverschmutzung zu verringern, dann sollte grundsätzlich zwischen Verbrenner- und E-Autos unterschieden werden", sagte Maud Gatel von der Partei Modem.
Die Pariser Bürgermeisterin begründet die Auswahl der Kategorien auch damit, dass Unfälle mit SUVs doppelt so oft tödliche Folgen haben als mit anderen Personenwagen.
SUV-Wuchertarife nicht für Pariser
Sollten die Pariser für eine Erhöhung der Parkgebühren stimmen – was angesichts der Umstände höchst wahrscheinlich ist – dann würde sich der Tarif in der Innenstadt von sechs auf 18 Euro verdreifachen. Seinen Geländewagen einen halben Tag in der Nähe des Louvre stehen zu lassen – falls sich dort ein Platz finden lassen sollte – würde dann für sechs Stunden satte 225 Euro kosten. Pikant: Die Wuchertarife sollen nur Auswärtige gelten. Taxen, Fahrer mit Behindertenausweis, Handwerker und Anwohner, also Pariser wären ausgenommen. Kritiker sehen darin eine Diskriminierung.
"In den vergangenen 30 Jahren hat das Gewicht der Autos um etwa 250 Kilo zugenommen", betont die Stadt auf ihrer Website. "Auch wenn in Paris seit zehn Jahren die Zahl der Autos zurückgeht, hat deren durchschnittliche Grösse immer weiter zugenommen", heisst es weiter. Deshalb gehe es nun "um eine bessere Aufteilung des öffentlichen Raums".
Hidalgo hatte seit Beginn ihrer Amtszeit die Seine-Ufer für den Autoverkehr sperren lassen und zahlreiche verkehrsberuhigte Zonen eingerichtet. Jeweils am ersten Sonntag des Monats ist die mehrspurige Prachtstrasse Champs-Elysées autofrei.
Während viele Pariser Einwohner sich über eine verbesserte Luftqualität freuen, ärgern sich die Einwohner der mit öffentlichen Verkehrsmitteln schlecht angebundenen Vorstädten, die regelmässig mit dem Auto nach Paris fahren. Auch bei Lieferanten und Taxifahrern hat sich Hidalgo äusserst unbeliebt gemacht.
SUVs auch in anderen Städten verpönt
Dabei stehen die SUVs auch international bei Umweltschützern in der Kritik. So bemängelte Greenpeace kürzlich, dass die drei weltgrössten Automobilhersteller durch den Verkauf klimaschädlicher SUV-Wagen ihre Fortschritte beim Klimaschutz durch E-Mobilität direkt wieder zunichte machten.
SUVs stossen nach Angaben der Umweltorganisation rund zwölf Prozent mehr Kohlendioxid als kleinere Autos aus, brauchen wegen ihrer Grösse mehr Antriebsenergie und mehr Rohstoffe in der Produktion.
Paris ist nicht die einzige Metropole, die SUVs loswerden will. In Washington gelten seit Oktober sieben Mal höhere Anmeldegebühren für Autos, die mehr als 2,7 Tonnen wiegen. Und in Deutschland hatte das baden-württembergische Tübingen bereits 2021 eine drastische Erhöhung der Parkgebühren für SUVs beschlossen.