Furchtbares Leid
Papas Leiche lag 18 Stunden neben Sohn auf der Couch
Ein Vater ist bei seinem Sohn daheim gestorben. 18 Stunden blieb der Leichnam auf dem Sofa liegen. Der Hinterbliebene versteht die Welt nicht mehr.
Auf einmal lag er auf dem Boden. Anfang März besuchte Jusuf I. (67) seinen Sohn Alen (37) in dessen Haus im Bezirk Wels-Land. Plötzlich erlitt der Vater einen Herzinfarkt und kippte um. Die alarmierte Rettung versuchte ihn noch zu reanimieren, konnte aber nur mehr seinen Tod feststellen. Der Einsatz dauerte zirka eine halbe Stunde. Dann packten die Sanitäter ihre Sachen und verließen das Gebäude.
Auf die Frage, was denn jetzt mit der Leiche passiert, bekam der Sohn von den Rettungskräften als Antwort: "Bitte kontaktieren Sie die 141 (hausärztlicher Notdienst; Anm.), denn wir haben keinen Arzt, der die Totenbeschau macht", schildert Alen gegenüber "Heute". "Wenigstens waren sie so höflich und legten meinen Vater auf die Couch."
"Komplett überfordert"
Was geschah dann? "Komplett überfordert mit der Situation rief ich beim Notarzt an und fragte nach einem Mediziner, damit der Totenbeschauschein ausgestellt werden kann." Denn ohne dieses Dokument ist es dem Bestattungsinstitut nicht erlaubt, die Leiche abzuholen. Alen wurde allerdings nur gesagt, dass kein Arzt verfügbar sei und er sich am nächsten Tag noch einmal melden soll.
"Völlig geschockt wurden wir mit meinem toten Vater allein gelassen. Es war mittlerweile 23 Uhr und von Schlafen war keine Rede. Wie sollte man auch, wenn man eine Leiche im Wohnzimmer hat?", war der zweifache Vater mit seinen Nerven am Ende.
Nach einer "schlaflosen Nacht" wählte Alen wieder 141 und erfuhr, dass derzeit kein Arzt zu ihm geschickt werden könne. Alternativ soll er eine Ärztin im Bezirk kontaktieren. "Ich musste mich komplett überfordert, müde und mittlerweile richtig sauer ins Auto setzen und in die zirka 20 Kilometer entfernte Praxis fahren."
Kritik an Gesetzeslage
Dort habe ihm die Medizinerin gesagt, dass sie diesen Schein ohne Erlaubnis des Bürgermeisters nicht aushändigen dürfe. "Sie erklärte mir, dass daran nur die Politik schuld sei. Weil sie es verschlafen habe, ein Gesetz zu beschließen, wo das geregelt ist", so Alen. Schließlich ist sie um 14 Uhr im Haus erschienen, wo sie mit der Bewilligung des Ortschefs die Totenbeschau durchführte.
Erst um 15 Uhr sei das Bestattungsunternehmen endlich gekommen, um die Leiche zu transportieren. "Ganze 18 Stunden lag mein verstorbener Vater in unserem Wohnzimmer", so Alen. "Ich hoffe, dass niemand so etwas durchmachen muss, was wir erlebt haben."
„Ich hoffe, dass niemand so etwas durchmachen muss, was wir erlebt haben.“
So reagiert die Politik
Wegen ähnlicher Vorfälle in letzter Zeit wurde das Oö. Leichenbestattungsgesetz oft kritisiert. In einer Sitzung beschloss der Landtag kürzlich einstimmig eine Novelle. Situationen wie die oben beschriebene sollen dadurch verhindert werden.
"Wir möchten dennoch an dieser Stelle festhalten, dass die Sicherstellung der Totenbeschau eine Angelegenheit des eigenen Wirkungsbereiches der Gemeinden ist", heißt es aus dem Büro der zuständigen LH-Stv.Christine Haberlander (ÖVP).
Bisher durfte der Leichnam nicht bewegt werden, bis der zuständige Arzt die Totenbeschau durchgeführt hat. Das hat oft Stunden gedauert, war eine große Belastung für die Hinterbliebenen. Künftig ist es möglich, die Leiche an einen anderen Ort zu bringen (z.B. Leichenhalle, Krankenhaus), bis der Arzt Zeit hat. Zudem sollen mehr Mediziner befugt sein, amtlich den Tod festzustellen.