Wirtschaft
Palmöl in jedem dritten Weihnachtsgebäck
Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat hunderte Produkte von sieben Supermärkten verglichen – mit einem ernüchternden Ergebnis.
Schon jetzt stapeln sich in den Regalen der österreichischen Supermärkte die Weihnachtsbäckereien. Auch wer nicht selbst bäckt, kann in den Genuss von Vanillekipferl, Lebkuchen, Spekulatius & Co. kommen.
Doch in jedem dritten industriell hergestellten Gebäck ist Palmöl ein fester Bestandteil der Rezeptur. Und das selbst bei Lebkuchen, Kokosbusserl oder Zimtsternen, die eigentlich ganz ohne Fett auskommen sollten. Das meldet der Verein für Konsumenteninformation (VKI).
Lebkuchen senken Palmöl-Schnitt
Das ernüchternde Resultat ist das Ergebnisse einer Überprüfung von insgesamt 208 verschiedene Weihnachtsgebäcken aus sieben Supermarktketten (Billa, denn's, Hofer, Interspar, Lidl, Merkur und Penny), die der VKI im November diesen Jahres durchgeführt hat.
141 Produkte, das entspricht 68 Prozent, kommen demnach ohne die Zugabe von Palmöl aus. Der hohe Gesamtanteil an palmölfreien Keksen ist vor allem durch Lebkuchen bedingt. Sie benötigen in der Zubereitung kein Fett und werden in großer Zahl angeboten. Doch auch hier konnten 15 Ausreißer ermittelt werden, die trotzdem Palmfett verwenden. Die Ergebnisse zu den verschiedenen Keksarten findest du in der Diashow oben.
Warum wird Palmöl verwendet?
Palmöl besitzt ähnliche Eigenschaften wie Butter: Es ist hitzestabil, lange haltbar und bei Zimmertemperatur streichfest. Weil der Anbau extrem ertragreich und vor allem billig ist, ist Palmöl bei der Industrie sehr begehrt. Durchschnittlich jedem zweiten Lebensmittelprodukt ist das pflanzliche Fett beigemengt, wie der VKI mitteilt.
Was ist so schlecht daran?
Zum einen gilt Palmöl, das einen hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren hat, als ungesund. Wie der VKI informiert kann ein übermäßiger Verzehr von Palmöl, zum Beispiel in Fertiggerichten, sich negativ auf die Blutfettwerte und damit auf die Wirkung von Insulin im Körper auswirken. Dadurch erhöht sich das Risiko, an Diabetes zu erkranken.
Ist Palmöl krebserregend?
Palmöl gilt auch aus einem weiteren Grund als schädlich: Bei seiner Verarbeitung – bei hoher Hitze – können krebserregende Stoffe entstehen. Bereits im Mai 2016 hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) eine Studie zu Schadstoffen in Pflanzenölen veröffentlicht. Als Resultat wurden die Schadstoffe 3-MCPD- und Glycidyl-Ester (wird durch die Verdauung zu Glycidol) als "möglicherweise" beziehungsweise "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Glycidol kann zudem das Erbgut der menschlichen Zellen schädigen.
Die Schadstoffe entstehen bei der Herstellung der Pflanzenöle. Die EFSA untersuchte verschiedene Produkte, die Pflanzenöle beinhalten. Das Ergebnis: Die höchsten Werte der Fettsäureester befanden sich in Palmölen und Palmfetten.
Ist es wenigstens für die Umwelt gut?
Leider, Nein. Was uns das Warten auf Weihnachten versüßen soll, hat verheerende Auswirkungen auf andere Regionen unseres Planeten. In den Hauptanbaugebieten Indonesien und Malaysia werden riesige Flächen Regenwald vernichtet, um Platz für weitere Palmöl-Plantagen zu haben. Der Anbau ist von Umweltzerstörung, Landraub und Menschenrechtsverletzungen geprägt.
Es gibt doch zertifiziert nachhaltigen Anbau?
Kaum. Mittlerweile gibt es Versuche nachhaltig gewonnenes Palmöl mittels Zertifikat zu kennzeichnen, was etwa illegale Rodungen eindämmen soll. Doch laut VKI hat etwa der RSPO-(Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl)-Standard einige Schwächen. Eine Vielzahl von Quellen würde belegen, dass selbst zertifizierte Unternehmen die Kriterien wegen mangelnder Überwachung nur unzureichend oder gar nicht einhalten. Aktuell ist etwa ein Fünftel der weltweiten Palmölproduktion RSPO-zertifiziert.