Wirtschaft

"Osterruhe" und Tests! Jetzt wehren sich alle Geschäfte

Die "Osterruhe" und die Zutrittstests zu den Geschäften stoßen vielen Betroffenen sauer auf. Nun geht der gesamte Handel auf die Barrikaden.

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Der Handel wehrt sich gegen die neuerlichen Schließungspläne der Regierung.
Der Handel wehrt sich gegen die neuerlichen Schließungspläne der Regierung.
"Heute"

Mit einem offenen Brief wendet sich der österreichische Handel an Gesundheitsminister Rudolf Anschober: Weder die "Osterruhe" noch die im Anschluss geplanten Zutrittstests im gesamten Non-Food Handel der Ostregion sind epidemiologisch nachvollziehbar. Diese beiden Maßnahmen lassen uns als Händler fassungslos zurück.

Jenen Geschäften in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland, die von den erneuten behördlichen Schließungen betroffen sind, entgehen vier Einkaufstage im wichtigen Ostergeschäft und damit ein Umsatz von 500 Millionen Euro. Doch damit nicht genug: Ab 7. April soll der Einkauf im Non-Food-Handel nur noch nach Vorlage eines negativen Corona-Tests möglich sein. Zuletzt haben in den Befragungen mehr als drei Viertel der heimischen Konsumenten derartige Zutrittstests im Handel klar abgelehnt. Auch der Handel hat sich stets vehement dagegen ausgesprochen.

Warum? Zutrittstests in den Geschäften können kaum etwas an den Corona-Fallzahlen ändern, aber bis zu zwei Drittel aller Umsätze im Handel vernichten. Wir sprechen hier allein in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland von 280 Millionen Euro pro Woche. Diese sinnlose Maßnahme würde tausende Unternehmen in ihrer Existenz gefährden und zehntausende Arbeitsplätze kosten – ein wirtschafts- und arbeitsmarktpolitisches Desaster. Die Osterruhe und die Wochen danach könnten leider für viele Händler zur letzten Ruhe werden.

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    Der offene Brief des Handelsverbands an Gesundheitsminister Rudolf Anschober.
    Der offene Brief des Handelsverbands an Gesundheitsminister Rudolf Anschober.
    zVg

    "Machtwort von Anschober"

    Gerade für den Einzel- und Großhandel sind derartige Corona-Eintrittstests auch aufgrund der begrenzten Aufenthaltsdauer nicht notwendig. Wir haben in den Geschäften eine durchschnittliche Einkaufsdauer von lediglich 13 Minuten. Daher wären verpflichtende Corona-Eintrittstests weder sinnvoll noch praktikabel. Die Vorstellung, vor jedem Kauf im Non-Food-Handel einen negativen Corona-Test vorweisen zu müssen, ist schlicht absurd.

    "Daher ersuchen wir Gesundheitsminister Anschober, ein Machtwort zu sprechen, um diese Regelung für den Handel noch abzuwenden", teilte der Handelsverband am Freitag mit.

    Das ist das Schreiben im Wortlaut

    "Sehr geehrter Herr Bundesminister Anschober,

    22.500 österreichische Geschäfte mussten seit Beginn der Coronakrise insgesamt bis zu 90 Einkaufstage geschlossen halten. Während der drei harten Lockdowns hatte unsere Branche Umsatzverluste von bis zu einer Milliarde Euro pro Woche zu verkraften. Je kleiner und je weniger digital der Betrieb, je abhängiger vom Tourismus, desto dicker das Minus. Insgesamt 600.000 Arbeitsplätze hängen an den betroffenen Unternehmen.

    Mit dem Ende des dritten harten Lockdowns und der Wiedereröffnung des stationären Handels haben die heimischen Händler am 8. Februar "Hilfe zur Selbsthilfe" bekommen. Dafür möchten wir uns herzlich bei Ihnen und Ihren KollegInnen in der Bundesregierung bedanken!

    Die Gesundheit der Bevölkerung steht für den österreichischen Handel unbestritten an erster Stelle. Doch der Handel ist kein Corona-Hotspot, wie die aktuellen AGES-Clusteranalysen klar belegen. 68% aller Infektionen passierten zuletzt im Haushalt, 15% in der Freizeit. Im Einzelhandel konnte hingegen bis dato kein einziger Corona-Cluster nachgewiesen werden.

    Im Gegenteil, die Bilanz des stationären Handels sieht mehr als fünf Wochen nach der Wiedereröffnung zumindest in puncto Sicherheit beim Einkaufen erfreulich aus. Die tägliche Praxis zeigt, dass die strengen Hygienemaßnahmen und Sicherheitsauflagen von den Geschäften eingehalten werden, etwa die 20-Quadratmeter-pro-Kunde-Regelung. Die Konsumentinnen und Konsumenten halten den Mindestabstand von 2 Metern vorbildlich ein und tragen beim Einkauf eine FFP2-Maske.

    Im Februar hat auch das wissenschaftliche Gremium, das die französische Regierung bei den COVID Maßnahmen berät, eine Studie veröffentlicht, wonach die Einzelhandelsgeschäfte ganz klar nicht zu den Orten zählen, die mit einem erhöhten Corona-Infektionsrisiko verbunden sind. Selbiges gilt im Übrigen für öffentliche Verkehrsmittel, Vorträge in Hörsälen, Sport im Freien oder Friseursalons.

    Der heimische Handel unterstützt jede sinnvolle Maßnahme mit aller Kraft und hat dies als Partner der Bundesregierung bei der Umsetzung der Hygiene- und Sicherheitskonzepte in der Praxis bewiesen. Die Erstausstattung der Bevölkerung mit Masken, die Einhaltung der Maskenpflicht, der Mindestabstand oder das aktive Besuchermanagement u.a. durch eine maximale Kundenanzahl in den Geschäften – all das wurde vom Handel und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bestmöglich gelebt. Im Gegenzug erwarten wir uns ein klares, nachvollziehbares Krisenmanagement und eine langfristige Strategie zur Bekämpfung der Pandemie. Nur so können wir unseren Kundinnen und Kunden aber auch unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Planungssicherheit geben.

    Erst Anfang der Woche haben Bundeskanzler Kurz und der Wiener Bürgermeister Ludwig in einer Pressekonferenz angekündigt, dass es im Handel keine Geschäftsschließungen geben werde, da unsere Branche kein Ort für Corona-Ansteckungen sei. Zwei Tage später folgte dann die Hiobsbotschaft: Osterruhe von 1. bis 6. April für 10.000 Geschäfte in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland, danach Zutrittstests im gesamten Non-Food-Handel der Ostregion.

    Beide Maßnahmen sind epidemiologisch nicht nachvollziehbar und lassen uns als Händler fassungslos zurück. Jenen Geschäften in den drei Bundesländern, die von den erneuten behördlichen Schließungen betroffen sind, entgehen vier Einkaufstage im wichtigen Ostergeschäft und damit ein Umsatz von 500 Millionen Euro.

    Doch damit nicht genug: Ab 7. April soll der Einkauf im Non-Food-Handel nur noch nach Vorlage eines negativen Corona-Tests möglich sein. Damit ist für die Branche ein schlimmes Szenario eingetreten. Zuletzt haben in den Befragungen mehr als drei Viertel der heimischen Konsumenten derartige Zutrittstests im Handel klar abgelehnt. Auch wir Händler haben uns stets vehement dagegen ausgesprochen.

    Warum? Zutrittstests in den Geschäften können kaum etwas an den Corona-Fallzahlen ändern, aber bis zu zwei Drittel aller Umsätze im Handel vernichten. Wir sprechen hier allein in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland von 280 Millionen Euro pro Woche. Diese sinnlose Maßnahme würde tausende Unternehmen in ihrer Existenz gefährden und zehntausende Arbeitsplätze kosten – ein wirtschafts- und arbeitsmarktpolitisches Desaster. Die Osterruhe und die Wochen danach könnten leider für viele Händler zur letzten Ruhe werden.

    Gerade für den Einzel- und Großhandel sind derartige Corona-Eintrittstests auch aufgrund der begrenzten Aufenthaltsdauer nicht notwendig. Wir haben in den Geschäften eine durchschnittliche Einkaufsdauer von lediglich 13 Minuten. Daher wären verpflichtende Corona-Eintrittstests weder sinnvoll noch praktikabel. Die Vorstellung, vor jedem Kauf im Non-Food-Handel einen negativen Corona-Test vorweisen zu müssen, ist schlicht absurd.

    Daher ersuchen wir Sie als Gesundheitsminister, ein Machtwort zu sprechen, um diese Regelung für den Handel noch abzuwenden. Für Rückfragen stehen wir Ihnen selbstverständlich gerne zur Verfügung.

    Mit besten Grüßen im Namen der 40.000 Händler Österreichs.

    "Unterzeichnet" wurde das Schreiben neben dem Präsidenten, Vizepräsidenten und Geschäftsführer vom Handelsverband von mehreren Händlern, darunter von Franz Koll (bellaflora), Norbert W. Scheele (C&A), Ernst Mayr (Fussl Modestraße), Alpaslan Deliloglu (IKEA), Reinhold Gütebier (kika/Leiner), Martin Waldhäusl (Libro) und Thomas Zehetner (Thalia).

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      ALEX WROBLEWSKI / AFP / picturedesk.com