Österreich
ORF-Star wurde im Lockdown zu "50er-Jahre-Hausfrau"
Fotografin Pamela Rußmann brachen im ersten Lockdown die Einnahmen weg. In einem Buch zeigt sie, wie es anderen Frauen ging, etwa ORF-Star Mari Lang.
Auf den Tag genau vor zwei Jahren, am 16. März 2020, ging Österreich in den ersten Corona-Lockdown. Fast sieben Wochen zogen wir uns daheim zurück, hatten Angst vor der Pandemie, fühlten uns abgeschnitten und verunsichert. Viele konnten ihrer Arbeit nicht mehr nachgehen, so wie Fotografin Pamela Rußmann. "Mir wurde die Existenzgrundlage entzogen", erinnert sich die Steirerin, die mit ihrer Familie in Wien lebt. "Alle bereits vereinbarten Aufträge wurden bis auf Weiteres storniert. Mein Kalender war wie leer gefegt."
Aufgrund des coronabedingten Berufsverbots musste die 46-Jährige ihre Arbeitsweise ändern. Sie fotografierte Frauen erstmals nicht aus nächster Nähe, sondern via Computerbildschirm. Daraus entstand nun das Buch "Irgendwann geht auch das vorbei. Frauen in Zeiten von Corona". Rußmann portraitierte zwei Jahre lang Alleinerzieherinnen, Singles, Ehefrauen. Selbstständige und Frischverliebte in und außerhalb von Österreich über die Webcam.
ORF-Moderatorin spürte "extreme Bedrohung"
Unter den 21 Frauen, die im Buch von ihren Ängsten, Hoffnungen und gemischten Gefühlen erzählen, ist auch ORF-Star Mari Lang. Die Moderatorin erinnert sich an den ersten Lockdown zurück: "Für mich war am allerschlimmsten, dass ich die Gesamtsituation nicht einschätzen konnte. Dass da eine extreme Bedrohung war, von der man überall lesen, die man aber nicht sehen konnte." Bevor sie anfangen konnte, Gefallen an der unfreiwilligen Pause vom stressigen Alltag zu finden, flüchtete sich die Mama in "exzessives Kochen. Ich bin zu einer richtigen 50er-Jahre-Hausfrau mutiert", lacht sie.
Buch als "Bewältigungsstrategie"
Für Autorin Rußmann war das Projekt beinahe heilsam. "Der Austausch mit 'meinen Pandemie-Frauen' hat mir gezeigt: Ich bin nicht allein – mit meinen Ängsten, in diesem Chaos, ich bin nicht die einzige, die betrübt ist." Als eine Art "Bewältigungsstrategie" hat das Buch für sie dazu beigetragen, "Freude und Verbundenheit zu spüren. Wir mussten alle schmerzlich lernen, dass das Leben ganz schnell ganz anders sein kann."
Der Fotografin wurde bereits in der ersten Woche des ersten Lockdowns "klar, dass Frauen die Hauptaufgabe in der psychosozialen Pandemie-Bewältigung zu schultern haben würden". Rußmanns Fazit nach zwei Jahren Lockdown: "Kinder, Haushalt, Zusammenhalt, Wärme, Spiel, Versorgung, Putzen, Pflege von Angehörigen, das sind täglich wiederkehrende Aufgaben, die immer zu tun sind, egal, was im Außen gerade stattfindet. Und da diese Aufgaben – die unbezahlte gesellschaftliche Arbeit – nach wie vor hauptsächlich von Frauen gemacht werden, waren logischerweise die Belastungen bei ihnen auch am unmittelbarsten zu spüren." Der Druck, der auf den Frauen liegt, "war natürlich auch schon vor der Gesundheitskrise vorhanden – aber die Pandemie hat diese ungerechte Verteilung noch mal klarer, plakativer aufgezeigt."