Kitzbühel-Hit
ORF-Experte Knauß über ÖSV-Krise: "Alles ein Albtraum"
Die ÖSV-Abfahrer kämpfen in Kitzbühel um die Wende. ORF-Experte Hans Knauß sieht ein großes Problem.
Die ÖSV-Abfahrer schafften es in fünf Abfahrten nicht auf das Podest. In Kitzbühel bei den Hahnenkamm-Rennen soll jetzt die Wende gelingen.
Hans Knauß übte zuletzt als ORF-Experte scharfe Kritik am ÖSV. In Wengen beklagte er, dass es der Ski-Nation Österreich am Nachwuchs fehlt. Am Lauberhorn waren zuletzt nur vier ÖSV-Abfahrer am Start.
"Wir haben so was nicht, das ist alles ein Albtraum"
"Der ÖSV muss aktiver werden. Es braucht permanente Pisten, wo Rennen und auch Trainings möglich sind und die Jugend im Jänner und Februar Abfahrts-Kilometer sammeln kann. Das müssen wir als Ski-Nation schaffen", sagt Knauß im Interview mit der "Tiroler Tageszeitung."
Der Olympia-Zweite von 1998 in Nagano erinnert sich an seine Kaderschmiede. "Wir hatten FIS-Abfahrten in der Wildschönau, Mallnitz, Hinterstoder, Bad Kleinkirchheim, quasi überall. Ich bin mit 16 Jahren Abfahrten ohne Ende gefahren. Irgendwann vor 15 Jahren ist es dann immer weniger geworden, in den letzten Jahren gab es Gott sei Dank Saalbach, sonst so gut wie nichts."
Knauß ist sich bewusst, dass es schwieriger geworden ist. Er stellt aber klar: "Natürlich wird es immer schwieriger mit dem Schnee, dem Aufwand, den notwendigen Absicherungen. Aber wir nennen uns immer die Ski-Nation Nummer eins, dann müssen wir das hinkriegen. Die US-Amerikaner zum Beispiel haben in Copper Mountain eine permanente Speed-Strecke. Wir haben so was nicht. Das ist alles ein Albtraum."
"Ich war zweitbester Österreicher, musste abreisen"
Am meisten vermisst der 52-jährige ORF-Experte aktuell die teaminterne Konkurrenz. "Was wir hatten, war dieser unglaubliche Konkurrenzkampf. Ich nehme zum Beispiel Wengen her, weil dort gerade gefahren wurde. Da war eine Doppelabfahrt, ich bin in der ersten Vierter geworden. Ich war zweitbester Österreicher, musste aber abreisen, weil wir mehr Leute in der ersten Startgruppe hatten, als überhaupt starten durften."
"Ich wünsche mir wieder Konkurrenz in der Mannschaft, das pusht die Athleten nach vorne. So viel kannst du als Trainer nicht tun. Das war unser Erfolgsgeheimnis, weil wir so viele starke Fahrer hatten. Du hast gewusst: Wenn es dich zerlegt, wird morgen ein anderer fahren. Die teaminterne Konkurrenz treibt dich an. Diesen Effekt wünsche ich mir wieder für die Österreicher."
"Davon träumst du ein Leben lang"
Vor 25 Jahren gewann Hans Knauß vor 56.000 Zuschauern die Hahnenkamm-Abfahrt. "Erst einmal ist es erschreckend, dass das schon 25 Jahre her ist. Ein Vierteljahrhundert, das klingt heftig. An gewisse Sachen erinnere ich mich, als wäre es gestern passiert. Ich weiß noch, wie ich am Start stand und Werner Franz (am Ende Dritter, Anm.) eine unglaubliche Bestzeit hinlegte. Wie sollte ich da schneller fahren? Bei der Einfahrt Steilhang war ich zu direkt, da dachte ich mir: ,Jetzt oder nie', und bin voll durch den Steilhang durch. Es war viel Risiko dabei. Und ich werde nie vergessen, wie ich ins Ziel gefahren bin vor 56.000 Zuschauern. Das war ein unfassbarer Moment. Davon träumst du dein Leben lang."