Tonwechsel im Vorstand

OMV-Riese: Plötzlich wackelt Austro-Unternehmen

In der OMV herrscht Krisenstimmung. Die zwei neuen Manager schlagen einen gänzlich neuen Ton an. Im Vorstand zittern manche sogar um ihren Posten.

Lukas Leitner
OMV-Riese: Plötzlich wackelt Austro-Unternehmen
Die Lage in der heimischen OMV ist angespannt. Die Gespräche mit den Saudis sind noch immer nicht abgeschlossen.
Karl Schöndorfer / picturedesk.com

Im Aufsichtsrat der OMV herrscht eine angespannte Stimmung. Die Manager des Miteigentümers "Adnoc" üben Druck auf das Management aus, es könnte zum Abgang der einzigen Frau im Vorstand kommen. Der Milliardendeal mit den Saudis spitzt sich immer weiter zu.

In der Zentrale der teilstaatlichen OMV herrscht also Krisenstimmung. Die Zeiten der höflichen Fragen und diplomatischen Debatten scheinen vorbei – zumindest seitdem die zwei Vertreter des Miteigentümers Adnoc eingezogen sind. Die Beteiligung des Unternehmens liegt bei 24,9 Prozent.

Wollen alles wissen

Der Ton wurde zunehmend rauer. Die zwei Adnoc-Manager Khaled Salmeen (Leiter Downstream) und Khaled Al Zaabi, Finanzvorstand der Abu Dhabi National Oil Company) üben starken Druck auf die Vorstände des heimischen Unternehmens aus. Salmeen ist auch Verhandlungsleiter der Araber für das Milliardenprojekt "Edelweiß", die Fusion der Chemie- und Kunststoffsparten von OMV und Adnoc, Borealis und Borouge.

Ihr Auftreten: "Kein Vergleich zu ihren Vorgängern, sie erfüllen ihre Mandate als Kapitalvertreter unglaublich professionell – und so soll es eigentlich auch sein", wie über sie berichtet wird. Sie wollen über die Projekte bis ins kleinste Detail informiert sein, wollen alles wissen und sind selbst bestens vorbereitet.

Einzige Frau muss zittern

Zittern muss nun aber Chemie-Vorständin Daniela Vlad, wie Beobachter erklären – so jedenfalls der "Kurier". Die zwei neuen Manager würden die Dame nicht ernst nehmen. Die Aktionäre konnten sich bei der letzten Hauptversammlung von Vlad "überzeugen". In Insiderkreisen gehe man jetzt sogar davon aus, dass die einzige Frau nicht mehr lange mit an Bord sein werde.

Auch in der Belegschaft der OMV herrscht große Unsicherheit, da jegliche Informationen fehlen. So sollen Manager bereits überlegen, sie nach neuen Jobs umzuschauen. "Wir befinden uns in laufenden, ergebnisoffenen Verhandlungen mit Adnoc über einen möglichen Zusammenschluss von Borouge und Borealis. Wir führen diese Verhandlungen im besten Interesse der OMV und unter Berücksichtigung der Interessen unserer Aktionäre und Mitarbeiter", versicherte man gegenüber dem "Kurier".

Kommt es noch zum Deal?

Über das Joint Venture sind sich OMV und Adnoc noch immer nicht einig. Die ersten offiziellen Gespräche starteten immerhin schon vor zwei Jahren, seit Juli 2023 wird verhandelt. Weil die Borealis-Ergebnisse eingebrochen sind, müsste die OMV nun Cash drauflegen – zwischen 2,5 bis 3 Milliarden Euro. Würde die OMV den Forderungen der Araber nachkommen, so könnte morgen unterschrieben werden. Die Gespräche spießen sich aber nach wie vor bei den Anteilen und Stimmrechte.

Ob der Deal nun aber bis Jahresende doch noch gelingt, ist offen. Einer, der jedenfalls fest daran glaubt, ist Energie-Professor Karl Rose. Er sei der Meinung, dass es für die OMV spreche, dass "Adnoc überhaupt einen Deal auf Augenhöhe in Betracht zieht. Arabische Unternehmen wollen grundsätzlich immer, die Kontrolle ausüben und die Mehrheit halten", wie er zum "Kurier" sagte.

OMV und Borouge würden seit Jahrzehnten "erfolgreich zusammenarbeiten". Rose sehe es als "Zeichen der Anerkennung, dass es dieses Projekt gibt". Rose war selbst Strategie-Berater von Adnoc.

Kritik am neuen Logo

Der neue Markenauftritt des heimischen Unternehmens sorgt jedoch nicht nur für Zustimmung. "Wir fahren in allen Bereichen ein sehr straffes Kostensenkungsprogramm, 500 Millionen Euro bis Ende 2027, und dann geben wir dafür zig Millionen Euro aus. Klar, dass die Mitarbeiter nicht begeistert sind", wie ein Manager dem "Kurier" berichtete. Auch Kritik am Logo wird geäußert. Dieses ähnle stark jenem der ÖGK.

Aus dem Unternehmen sei zudem zu vernehmen, dass die Umstellung rund 40 Millionen Euro kosten würde und das nur in der ersten Phase allein. Andere gehen dabei aber von weit über 60 Millionen Euro aus, oder schätzen die Ausgaben sogar auf 100 Millionen Euro. Die tatsächlichen Kosten wolle man aber nicht verraten.

Dennoch, rund 1.000 Tankstellen in sieben Ländern müssten umgerüstet werden, erklärte eine Sprecherin. Sie betonte aber, dass die neue Marke von der Mannschaft "mit viel Begeisterung" aufgenommen werde. Man wolle Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft sichtbar machen.

Die Bilder des Tages

1/66
Gehe zur Galerie
    <strong>23.12.2024: Vierfacher Vater vor Weihnachten eiskalt gekündigt.</strong> Ein 37-jähriger Wiener steht kurz vor den Feiertagen vor dem Nichts. <a data-li-document-ref="120079751" href="https://www.heute.at/s/vierfacher-vater-vor-weihnachten-eiskalt-gekuendigt-120079751">Sein Chef hat ihn nämlich per E-Mail über seine Kündigung in Kenntnis gesetzt &gt;&gt;&gt;</a>
    23.12.2024: Vierfacher Vater vor Weihnachten eiskalt gekündigt. Ein 37-jähriger Wiener steht kurz vor den Feiertagen vor dem Nichts. Sein Chef hat ihn nämlich per E-Mail über seine Kündigung in Kenntnis gesetzt >>>
    Karl Schöndorfer / picturedesk.com

    Auf den Punkt gebracht

    • In der OMV herrscht derzeit Krisenstimmung, da die neuen arabischen Manager Khaled Salmeen und Khaled Al Zaabi einen raueren Ton anschlagen und starken Druck auf das Management ausüben, was zu Unsicherheiten und möglichen Personalwechseln im Vorstand führt
    • Zudem gibt es Spannungen bezüglich des Milliardendeals mit Adnoc und Kritik am teuren neuen Markenauftritt des Unternehmens
    LL
    Akt.