"The Artful Dodger" auf Disney

"Oliver Twist": Diese Fortsetzung brauchte 186 Jahre

Mit "The Artful Doger" zeigt Disney+ ab dem 17. Jänner eine Fortsetzung des Charles Dickens-Klassikers mit einem umwerfenden Thomas Brodie-Sangster.

Fabian J. Holzer
"Oliver Twist": Diese Fortsetzung brauchte 186 Jahre
Thomas Brodie-Sangster in "The Artful Dodger"
Disney/ Sony Pictures

"Woher kenne ich denn? Ich kenne den doch!" Thomas Brodie-Sangster hat ein Gesicht, dass jeder Kinogänger oder Serien-Fan der letzten 20 Jahre kennt, ohne zu wissen, wie der englische Schauspieler heißt. Brodie-Sangster ist zwar erst 33 Jahre alt, aber er ist einer jener wenigen  Kinderstars, die auch in und nach der Pubertät noch in Hollywood angesagt waren. Der Brite war 2003 der kleine Sam in "Tatsächlich Liebe", der sich in seine amerikanische Klassenkollegin Joanna verschaut hat und nur für sie gelernt hat Schlagzeug zu spielen, um sie bei der Schulweihnachtsfeier zu beeindrucken. In "Nanny McPhee" spielte er das älteste der Kinder, auf die die titelgebende Nanny (Emma Thompson) aufpasst. Es folgten wiederkehrende Rollen in "Game Of Thrones", der "Maze Runner"-Filmreihe oder "The Queen's Gabitt". Thomas Brodie-Sangster war dabei immer ein großer Nebendarsteller, spielte aber nicht die Hauptrolle. Bis jetzt…

In "The Artful Dodger" spielt Brodie-Sangster den gefeierten Chirurgen Jack Dawkins, der sich nach einer längeren Phase als Schiffsarzt in Australien niedergelassen hat, um dort für seine lebensrettenden Fingerfertigkeiten gefeiert zu werden. Dass er er diese Fingerfertigkeiten als Taschendieb in London erworben hat, weiß natürlich niemand dort. Jack war es gewesen, der Oliver Twist seinerzeit in die Welt des Verbrechens gezogen hat und wurde damals auch zu Jacks bestem Freund. Gerade als Jack sein früheres Leben komplett abgeschüttelt hat, steht plötzlich sein alter Londoner Ziehvater Norbert Fagin (David Thewlis, "The Sandman") vor seiner Tür und nistet sich bei ihm ein. Dabei ist Fagin so ein schlechter Einfluss, dass es Dawkins wieder in Richtung Kriminalität zieht. Gleichzeitig will er sein Ansehen, seine Liebe zur Tochter des Gouverneurs und die gesellschaftliche Entwicklung der Kolonie in Australien nicht riskieren. Jack will jetzt also einen schmalen Grat gehen. 

Die Miniserie ist lustig, romantisch, abenteuerlich und überraschend blutrünstig…

"The Artful Dodger" - so lautete auch der Taschendieb-Spitzname von Jack in London - nimmt Anleihen bei Kolonial-Kostümabenteuern wie "Fluch der Karibik" oder "Die Schatzinsel", ist aber streckenweise auch so blumig-romantisch wie "Bridgerton". Ein bisschen grauslich sind in der achtteiligen Miniserie nur einige der chirurgischen Eingriffe, die meist nur im schnellen Absägen von Gliedmaßen bestehen. Diese Szenen müssen aber irgendwie sein, denn das fröhliche Lächeln von Thomas Brodie-Sangster ist ein solch bezaubernder Brunnen an Spitzbübigkeit, dass es wohl zu unglaubwürdig wäre, wenn hier einfach nur alles zu nett wäre. Die Fans von Charles Dickens, dessen "Oliver Twist bereits" zwanzig Mal fürs Kino und acht Mal fürs Fernsehen verfilmt wurden, schwärmen für diese Fortsetzung des Stoffs von 1838 nach 186 Jahren und meinen einhellig, dass die Serie kaum anders aussehen würde, wenn sie tatsächlich von Charles Dickens selbst geschrieben worden wäre. 

Die acht Folgen von "The Artful Dodger" leben von von der fast schon kindischen Begeisterung der Figur, die Thomas Brodie-Sangster spielt, für praktisch alles, was sein Jack macht. Auch Fagin ist natürlich natürlich stark überzeichnet, aber in der Serie bilden die beiden ein fast unschlagbares und sehr sympathisches Duo. Schade ist bei "The Artful Dodger" auf Disney+ aber sehr wohl, dass die Geschichte nach acht Episoden tatsächlich fertigerzählt ist. Es sei denn, jemand braucht kürzer als 186 Jahre und sorgt schon früher für eine schnellere Fortsetzung…

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