Influenza-Welle
"Ohne Vorerkrankungen" – wer mit Grippe auf ICU landet
Die Grippe-Welle hält an, die Zahlen steigen weiter - auch in den Spitälern. Facharzt Arschang Valipour über Komplikationen und Intensivpatienten.
Waren es vor zwei Wochen noch 362 Grippe-Kranke, die in Österreich stationär aufgenommen werden musst, und 17 Influenza-Patienten, die intensivmedizinisch betreut werden musst, so ist diese Zahl weiter gestiegen: 406 Personen befinden sich mittlerweile mit einer Influenza-Infektion auf den Normalstationen in Österreichs Krankenhäuser. Bei 27 Patienten kam es zu Komplikationen, sie werden auf einer Intensivstation betreut.
Zahlen, die in den nächsten Wochen noch weiter steigen werden. "Aktuell ist die Influenzavirusaktivität weiterhin am zunehmen - daran wird sich in den nächsten ein, zwei Wochen auch nicht viel ändern", so Monika Redlberger-Fritz. Die Virologin von der MedUni Wien leitet auch die nationale Influenza-Überwachung.
Betroffen sein können alle
Wer eigentlich auf aufgrund der "echten Grippe" auf der Intensivstation landet, welche Komplikationen auftreten können und welche Therapien eingesetzt werden, wollte "Heute" von dem Lungenfacharzt Arschang Valipour, Vorstand der Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie der Klinik Floridsdorf, wissen.
Wie viele Influenza-Patienten gibt es derzeit in der Klinik Floridsdorf?
Prim. Doz. Dr. Arschang Valipour: Derzeit sind 25 Patientinnen und Patienten mit Influenza stationär aufgenommen, zwei davon auf der Intensivstation. Dabei handelt es sich jedoch um eine Momentaufnahme. Diese Zahlen ändern sich täglich. (Stand: 1.2.2024)
Warum kommen manche Personen mit Influenza auf die Intensivstation?
Neben den klassischen Risikogruppen - junge Kinder, Erwachsene ab 65 Jahren vor allem mit chronischen Erkrankungen - erkranken immer wieder Schwangere sowie stark adipöse Menschen oder Personen mit Diabetes besonders schwer an Influenza.
Welche Komplikationen können auftreten, aufgrund derer eine intensivmedizinische Betreuung notwendig wird?
Zu den häufigsten Komplikationen zählen Lungenentzündung, dekompensierte Herzinsuffizienz, Herzinfarkte oder Herzmuskelentzündungen.
Treten die Komplikationen nur bei Risikogruppen auf?
Von Komplikationen nach einer Influenza-Infektion können Personen aller Altersgruppen betroffen sein, auch jene ohne Vorerkrankungen. Das Risiko für schwere Verläufe steigt jedoch deutlich mit dem Alter sowie mit der Anzahl an Risikofaktoren.
„Von Komplikationen nach einer Influenza-Infektion können Personen aller Altersgruppen betroffen sein, auch jene ohne Vorerkrankungen.“
Wie lange bleiben Influenza-Patienten in der Regel auf der ICU?
Betroffene Patientinnen und Patienten müssen je nach Verlauf zwischen 7 und 14 Tage auf der ICU bleiben.
Welche therapeutischen Maßnahmen sind hier notwendig?
Patientinnen und Patienten auf der Normalbettenstation werden in der Regel mit einer antiviralen Therapie und zusätzlich oftmals mit Antibiotika versorgt. Bei Vorliegen einer begleitenden Lungenentzündung ist auch eine vorübergehende Gabe von Sauerstoff notwendig.
Und auf der Intensivstation?
Neben den bereits erwähnten Behandlungsmöglichkeiten ist bei Intensivpatientinnen und -patienten manchmal auch eine Atemunterstützung bis hin zur kompletten Übernahme der Eigenatmung durch ein Beatmungsgerät erforderlich. Je nach Verlauf und Organbeteiligung können auch weitere intensivmedizinische Maßnahmen, wie eine Dialyse oder Herz-Lungenmaschine nötig sein.