Nach Schlagzeilen
Ohne Mateschitz und Thais – Red Bull lächelt Krise weg
Doppelsieg für Red Bull, Umarmung zwischen den vermeintlichen Intim-Feinden. Der Rennstall macht in Japan nach Krisen-Tagen auf heile Welt.
Neue Geschlossenheit, alte Dominanz – so trat Red Bull Racing am Sonntag beim Großen Preis von Japan nach dem verkorksten Totalausfall von Australien und den Negativ-Schlagzeilen rund um Teamchef Christian Horner, die thailändischen Mehrheits-Eigentümer und einen möglichen Österreich-Abschied auf.
Auffallend: die innige Umarmung von Horner und Superstar Max Verstappen im "Land des Lächelns".
Der dreifache Champion raste nach seinem technischen Defekt in "Down Under" in Suzuka wieder in gewohnter Dominanz zum dritten Saisonsieg, eilt in großen Schritten in Richtung Titelverteidigung. Sergio Perez sorgte dahinter für den dritten Doppelsieg der Saison, eroberte Platz zwei in der Fahrer-WM zurück.
Horner und sein niederländischer Star lagen sich in den Armen, feierten den Triumph. Bis vor wenigen Monaten hätte bei Bildern wie diesem niemand ein zweites Mal hingesehen. Nach den Vorfällen der letzten Wochen ist die Umarmung keine Selbstverständlichkeit. Zur Erinnerung: Horners langjährige Assistentin hatte schwere Sexting-Vorwürfe gegen den Briten erhoben. Eine vermeintlich unabhängige Untersuchung sprach ihn frei. Mittlerweile ist bekannt: Dahinter steckte wohl ein Anwalt der thailändischen Besitzerfamilie Yoovidhya. Innerhalb des Teams ist ein Machtkampf am Köcheln – Horner und die Thailänder auf der einen Seite, Motorsportchef Helmut Marko und die Familie Verstappen auf der anderen.
Chalerm Yoovidhya und seiner Familie gehören 51 Prozent des Red-Bull-Konzerns. Seit dem Tod von Mitgründer Dietrich Mateschitz vor rund eineinhalb Jahren zieht es den Erben und die sonst zurückhaltende Familie immer mehr in die Öffentlichkeit. Bei den ersten beiden Saisonrennen inszenierte sich Horner an der Seite von Yoovidhya und dessen Gattin. In Japan fehlten die Bosse an seiner Seite plötzlich. Stattdessen wird im Rennstall zumindest nach außen wieder Formel-1-Einigkeit vorgelebt.
Von einem fehlt heuer bisher jede Spur: Mark Mateschitz. Das blieb auch in Japan so. Der Sohn und Erbe von Didi Mateschitz wurde jüngst vom Forbes-Magazin wieder als einer der jüngsten Milliardäre und reichster Österreicher ausgewiesen. An der Rennstrecke sucht man ihn derzeit vergeblich. Das heizte international die Gerüchte an, dass sich Mateschitz auch innerhalb der Firma immer rarer machen dürfte. So hieß es zuletzt, die Thailänder hätten bereits einen Vertreter in die österreichischen Niederlassungen entsendet – wohl auch, um Einsparungspotenziale zu finden. Und: Angeblich überlegt Yoovidhya, den Hauptsitz von Österreich nach Thailand zu verlegen, Horner zum CEO zu befördern.
Ende letzter Saison waren Mateschitz und Yoovidhyas noch nebeneinander auf dem Starting Grid zu finden:
Mark Mateschitz und Victoria Swarovski bei der Formel 1 in Abu Dhabi
Auch darum haben seine Auftritte im Paddock Gewicht, wird auch sein augenscheinliches Fehlen am Sonntag in Japan registriert.
Nach schwierigen Wochen war das Suzuka-Rennen mit Sicherheit ein sportlicher Fingerzeig. Darüber hinaus sind die Entwicklungen rund um Horner und seine mutmaßlichen Widersacher und Verbündeten schwer abzuschätzen. Nach wie vor droht ihm Ungemach – das mutmaßliche Opfer hat bei Weltverband FIA offizielle Beschwerden eingelegt, Ermittlungen laufen. Marko, der dem Vernehmen nach selbst bereits vor dem Aus gestanden hat, ist auf den Jubelbildern von Japan nicht zu finden.
Aber: Fotos zeigen den Österreicher indes beim freundlichen Austausch mit dem Drittplatzierten des Rennens, Carlos Sainz. Das birgt sportliche Brisanz. Nach Sainz' Sieg beim Großen Preis von Australien vor zwei Wochen waren erste Gerüchte um einen zukünftigen Wechsel zu den "Bullen" aufgekommen. Lewis Hamilton wird ihn kommende Saison bei Ferrari verdrängen, bei der Scuderia ist daher kein Platz mehr für den Spanier. Marko sucht augenscheinlich schon seine Nähe.