"Hat nicht gereicht"
ÖVP nur auf Platz 2 – Kanzler-Partei von FPÖ überrollt
Das Volk hat gewählt – und die Volkspartei eiskalt abgestraft! Aus dem ersehnten Foto-Finish um Platz 1 wurde nichts. Jubel gibt es nur bei der FPÖ.
Tagsüber herrschte großer Andrang in den Wahllokalen, in den frühen Abendstunden machte sich Ernüchterung im beheizten Festzelt vor der Wiener Lichtenfelsgasse breit, wo die ÖVP schon alles für eine Wahlparty vorbereitet hatte – nur Platz zwei hinter der FPÖ!
Das sagt die VP zur Wahl-Enttäuschung
"Das ist nicht das Ergebnis, das wir uns erhofft haben. Wir haben bis zum Schluss gekämpft. Trotzdem hat es nicht gereicht", hieß es in einer ersten Reaktion der ÖVP. "Die Aufholjagd ist gelungen, überholen konnten wir die FPÖ allerdings nicht mehr", war VP-General Christian Stocker im ORF-Interview enttäuscht, sprach vor Funktionären von einem "Wermutstropfen" und bedankte man sich bei allen, die "in diesem Wahlkampf alles gegeben haben". Diese Aufholjagd hätte der ÖVP niemand mehr zugetraut, spendete er vor Ort in einer Ansprache Trost.
Stocker: "Keine Personaldebatte"
Stocker wollte im "Heute"-Interview keine Obmann-Frage aufkommen lassen: "In der Volkspartei gibt es keine Personaldebatte: Der Kanzler und Bundesparteiobmann hat das Vertrauen aller Länder und Teilorganisationen der Partei." Auch für eine FPÖ-Koalition mit der Volkspartei als Juniorpartner gab es eine Absage.
Nur Platz 2: Enttäuschung in der VP-Zentrale
Die erste Hochrechnung um kurz nach 17 Uhr – "Heute" berichtet live im Ticker – hinterließ versteinerte Minen bei den versammelten VP-Funktionären und -Mitarbeitern in der Parteizentrale. Dort hatten sie den gesamten Sonntag gemeinsam auf den ersten Platz gehofft und gebangt – vergeblich! Der einhellige Tenor nach der Verkündung von Platz zwei mit 26,3 Prozent hieß es hinter vorgehaltener Hand jedoch auch: "Könnte schlimmer sein."
Kanzler Nehammer begießt Niederlage bei ÖVP-Wahlparty mit Bier
Am Ende landet die Kanzlerpartei bei 26,3 Prozent (Minus 11,1 Prozent zur Wahl 2019) fast drei Prozentpunkte hinter der FPÖ, die auf 29,1 Prozent (Plus 13) zu liegen kommt und erstmals in der Geschichte eine Nationalratswahl in Österreich auf dem ersten Platz beendet.
Kein Kopf-an-Kopf-Rennen um Platz 1
Aus dem erhofften Foto-Finish der Kanzlerpartei mit den Blauen, das – vor allem von VP-Seite anhand der letzten Umfrageergebnisse vor der Wahl heraufbeschworen worden war – wurde schlussendlich aber nichts. Schwacher Trost: Das Ergebnis war besser als vorhergesagt. Denn während FPÖ-Chef Herbert Kickl auf 27,1 Prozent geschätzt wurde, hatte man Bundeskanzler Karl Nehammer mit der ÖVP zuletzt bei rund 24,7 Prozent.
Der Kanzler selbst war um 10 Uhr gemeinsam mit seiner Frau Katharina und Hündin "Fanny"– in einem Altenwohnheim in Hietzing wählen und gab sich im Anschluss an die Stimmabgabe optimistisch, den ersten Platz noch schaffen zu können.
Man habe eine starke Wahlbewegung zusammenbekommen und trotz der Hochwasser-Unterbrechung den Wahlkampf gut gemeistert, hieß es. Die rasche Katastrophenhilfe und die von Experten bescheinigte gute Performance des Kanzlers im Katastrophengebiet hatte am Wahlzettel jedoch kaum Auswirkungen: Die Menschen bewegten offenbar ganz andere Themen in der Wahlurne – wovon Wahlgewinner Kickl am Ende am meisten profitierte.
Österreich wählt – alle Parteien, Kandidaten, der Wahltag
Auf den Punkt gebracht
- Bei der Nationalratswahl in Österreich wurde die ÖVP überraschend nur Zweiter, während die FPÖ mit 29,1 Prozent der Stimmen den ersten Platz belegte
- Trotz intensiver Bemühungen und einer starken Wahlbewegung konnte die Kanzlerpartei die FPÖ nicht überholen, was zu großer Enttäuschung bei den ÖVP-Anhängern führte