Wien-Wahl
ÖVP fischt erfolgreich im FPÖ-Teich, legt ordentlich zu
"Mitte-Rechts-Politik mit Anstand" war im Wien-Wahlkampf die ÖVP-Linie – und brachte der Partei ein großes Wähler-Plus ein.
Die ÖVP konnte ihr Ergebnis von 2015 – damals ein historisches Tief von 9,2% – bei der Wien-Wahl deutlich verbessern und liegt an zweiter Stelle hinter der SPÖ. Laut Hochrechnung kommt die ÖVP auf 18,9% der Stimmen, und konnte somit 9,7% zulegen. Das schwache Abschneiden der FPÖ nutzte der Partei stark – laut Meinungsforscher Peter Hajek wählten fast 24% der FPÖ-Wähler aus dem Jahr 2015 diesmal die ÖVP. "Es ist ein unglaublicher Erfolg, der hier gelungen ist", sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz, und gratulierte Gernot Blümel. Blümel sei es gelungen, "mit Sachlichkeit und einer Politik des Hausverstandes bei den Wählerinnen und Wählern zu punkten".
Blümel "kann es nicht glauben"
"Es gibt ausschließlich Freude", sagte ÖVP-Spitzenkandidat Gernot Blümel, "ich kann es noch immer nicht glauben". Er habe die ÖVP Wien bei etwa neun Prozent übernommen, es sei gelungen, Platz zwei von Platz vier aus zu gewinnen. Die ÖVP verzeichne den größten Zugewinn aller Parteien und den größten Zugewinn in der Geschichte der Wiener ÖVP. Das sei ein gemeinschaftlich erkämpfter Sieg mit Bundesobmann Sebastian Kurz, "der die ÖVP türkis gemacht hat", so Blümel. Er sei angetreten, um mitzuregieren: "Ich stehe für Koalitionsverhandlungen bereit".
Mitte-Rechts-Schiene "riskant, da polarisierend"
Die Motivlage der ÖVP-Wähler zielt ganz klar auf die Linie "Mitte-Rechts-Politik mit Anstand" ab. Zur Person Gernot Blümel meint Hajek: "Gernot Blümel wird als das wichtigste Argument genannt, die ÖVP nach der Nationalratswahl 2019 in Wien nicht mehr zu wählen, was mit seiner geringen Rolle für die Wahl der ÖVP korreliert". Die Mitte-Rechts-Schiene sei riskant gewesen, da polarisierend.
Kommt jetzt Rot-Türkis in Wien?
Zu einer möglichen Koalition mit Michael Ludwigs SPÖ und einem eventuellen Wechsel von Finanzminister Gernot Blümel aus der Bundesregierung in den Wiener Gemeinderat, hat Bundeskanzler Sebastian Kurz in einem Interview Stellung genommen.