Kollegin handelte anders 

ÖSV-Ikone Raich: Gritsch-Liebe "Gift für Teamklima"

Österreichs Ski-Ikone Marlies Raich spricht über die Spannungen bei den ÖSV-Technikerinnen, die zur Trennung von Franziska Gritsch geführt haben.

Sport Heute
ÖSV-Ikone Raich: Gritsch-Liebe "Gift für Teamklima"
Marlies Raich über die Beziehung zwischen Franziska Gritsch und Florian Stengg.

Franziska Gritsch trennte sich aus Liebe zu ihrem Trainer Florian Stengg vom ÖSV, startet im Weltcup gemeinsam mit ihrem Partner als Privatteam. Die ÖSV-Technikerin sorgte mit diesem Schritt im Dezember für Schlagzeilen. 

Hinter den Kulissen dürfte es schon länger gebrodelt haben. Das deutet nun auch ÖSV-Ikone Marlies Raich an. Die Doppel-Weltmeisterin schreibt in ihrer Kolumne als Ski-Expertin der "SN": "Ich kann mir gut vorstellen, dass das Bekanntwerden der privaten Beziehung zwischen einer Athletin und einem Gruppentrainer, der ja eben nicht nur für diese Athletin zuständig ist, zu einigen Spannungen und natürlich großem Vertrauensverlust gegenüber diesem Trainer geführt hat. Die Tatsache dieser zusätzlichen Spannungen ist Gift für ein positives und erfolgversprechendes Teamklima."

Ski-Star muss wegen Beziehung ÖSV verlassen

Die vierfache Slalom-Kristallkugelsiegerin nennt das Vertrauen als Basis für ein gutes Team: "Für mich gehörte das Vertrauen in mein Umfeld immer zu den wichtigsten Indikatoren, um unbeschwert und fokussiert am Start stehen zu können. Am gegenseitigen Vertrauen muss man ständig arbeiten. Missverständnisse und Zweifel gehören immer sofort besprochen und so aus dem Weg geräumt."

Der ÖSV gab die Trennung von Gritsch in seiner Aussendung mit dem Verweis auf die Fairness gegenüber der anderen Athletinnen bekannt. Gritsch hätte die Möglichkeit gehabt, bei einer Versetzung von Stengg im Team zu bleiben, entschloss sich aber, mit ihrem Freund und Trainer auch beruflich weiterarbeiten zu wollen.

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    Die Schweizerin Lara Gut-Behrami war in dieser Saison nicht zu schlagen. Neben der großen Kristallkugel sicherte sich die Schweizerin den Sieg im Riesentorlauf- und Super-G-Weltcup.
    Die Schweizerin Lara Gut-Behrami war in dieser Saison nicht zu schlagen. Neben der großen Kristallkugel sicherte sich die Schweizerin den Sieg im Riesentorlauf- und Super-G-Weltcup.
    GEPA

    Für Raich eine mutige Entscheidung, denn: "Der Weg, den Franziska Gritsch nun einschlägt, ist sicherlich kein einfacher. Einerseits ist es in diesem doch sehr emotionalen und kräfteraubenden Beruf einer Skirennläuferin kaum vermeidbar, Berufliches und Privates zu vermischen. Andererseits kommen vor allem längerfristig − und dabei denke ich bereits an die Vorbereitungen für die nächste Saison − organisatorische und finanzielle Herausforderungen auf das neue 'Miniteam' zu."

    Sloweniens ehemaliger Ski-Star Tina Maze habe die Trennung vom Verband einst erfolgreich umgesetzt. Aber, so Raich: "Die Ausgangssituation jedoch eine andere: Sie war vor der Trennung vom Team bereits eine erfolgreiche Siegläuferin."

    Kirchgasser einst wie Gritsch

    Raich erlebte übrigens einst selbst eine ähnliche Situation im ÖSV live mit. Die heute 42-Jährige war Teil des Technikerinnen-Teams, als ihre ehemalige Kollegin Michaela Kirchgasser ein Verhältnis zum Slalom-Trainer der Österreicherinnen hatte.

    Die angespannte Situation wurde anders gelöst als im Fall Gritsch. Der ÖSV versetzte den Trainer in den Nachwuchs. Kirchgasser blieb hingegen im ÖSV-Team, wurde über viele Jahre zu einer fixen Größe in den technischen Disziplinen. Die starke Karriere wäre für den späteren Dancing Star womöglich anders verlaufen, hätte sie sich für eine Abspaltung und ein Mini-Privatteam entschieden.

    Raich weiß jedenfalls, wovon sie redet, wenn sie von Spannungen im Team wegen einer Liebesbeziehung zwischen einer Athletin und ihrem Trainer spricht.

    red
    Akt.
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