Sieben Schnitzel pro Woche

Österreicher essen viermal soviel Fleisch wie empfohlen

Klima, Gesundheit und natürlich die Tiere leiden unter dem immensen Fleischkonsum der Österreicher. 

Österreicher essen viermal soviel Fleisch wie empfohlen
Bereits am 07. April hat der Durchschnittsösterreicher den sogenannten "Meat Exhaustion Day" erreicht. 
Getty Images/iStockphoto

Kein Wunder, dass die Tierschutzorganisation Vier Pfoten den Alarmknopf auslöst, wenn Herr und Frau Österreicher bereits am 07. April den sogenannten "Meat Exhaustion Day" (deutsch: Fleisch-Erschöpfungstag) erreicht. Dies bedeutet, dass die österreichische Bevölkerung bereits die errechnete Jahresration an Fleisch im ersten Drittel 2024 verputzt hat. Für Klima, Tierwohl und die eigene Gesundheit stellt dies eine sehr traurige Bilanz dar. 

Viermal soviel Fleisch wie empfohlen

Basis für die Berechnung ist die sogenannte "Planetary Health Diet", ein wissenschaftlich fundierter Speiseplan, der von der renommierten "EAT-Lancet Kommission" erarbeitet wird und die Auswirkung der Ernährung auf unser Klima, als auch auf die Gesundheit berücksichtigt. Jedes Land schneidet hier unterschiedlich ab: Deutschland beispielsweise erreicht den "Meat Exhaustion Day" am 21. April, die Schweiz "erst" am 06. Mai. 

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    Warnung der Redaktion
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    "Fast viermal soviel Fleisch wie empfohlen – das ist alarmierend. Neben den Aspekten Klima und Gesundheit dürfen wir natürlich auch die Tiere nicht vergessen, die unter unserem exzessiven Fleischkonsum leiden. Weltweit werden jährlich unglaubliche 83,3 Milliarden Nutztiere geschlachtet! Die industrielle Tierhaltung ist die zweitgrößte Quelle für CO₂-Emissionen", sagt Kampagnenleiterin Veronika Weissenböck von Vier Pfoten. 

    Sieben Schnitzel pro Woche! 

    Insgesamt ist der Fleischkonsum in Österreich mit 58,6 kg pro Kopf und Jahr fast doppelt so hoch wie der durchschnittliche weltweite Fleischkonsum von 33 kg pro Kopf.

    Auf die Woche umgelegt, isst jede Person 1,13 kg und damit mehr als sieben Schnitzel pro Woche. Die in der "Planetary Health Diet" empfohlene Menge von 301 Gramm pro Woche entspricht nicht mehr als zwei Schnitzeln.

    System bröckelt! 

    Ein Riesenproblem ist die Tatsache, dass die wahren Kosten dieses exzessiven Konsums im Verborgenen liegen. Weissenböck: "Gerade billiges Fleisch aus Massentierhaltung kommt uns in Wahrheit teuer zu stehen. Die Folgekosten der Umweltverschmutzung, der Klimabelastung, des Antibiotikaeinsatzes, aber auch die steigenden Kosten im Gesundheitssystem durch zu fleischlastige Ernährung – all das fällt uns ja längst schon auf den Kopf. Der Fleischkonsum muss unbedingt schleunigst gesenkt werden."

    Was wäre wenn ... ?

    Eine Studie aus 2022 des Forschungsinstitutes für biologischen Landbau und dem Zentrum für globalen Wandel und Nachhaltigkeit im Auftrag von Vier Pfoten zeigt eine alternative Welt durch reduzierten Fleischkonsum dar: 

    Im Falle einer Ernährung mit um zwei Drittel weniger Fleisch könnten wir in Österreich im Ernährungsbereich 28 Prozent der Treibhausgase einsparen. Außerdem zeigte die Studie, dass bei einem geringeren Fleischkonsum nicht nur entsprechend mehr Platz und damit mehr Lebensqualität für die verbleibenden Tiere vorhanden wäre, sie könnten auch alle auf der Weide leben. Würde sich der Fleischkonsum um zwei Drittel reduzieren, ergäbe sich eine zusätzliche Restfläche von rund 140.000 Hektar. Diese frei werdende Nutzfläche könnte zum Beispiel für eine Umstellung auf Biolandwirtschaft oder auch für Renaturierung bzw. für das Anlegen von Mooren zur CO₂-Speicherung nutzbar gemacht werden.

    Kein Rabatt auf Fleisch! 

    Vier Pfoten fordert die Politik erneut auf, mehr Maßnahmen für eine Reduktion des Fleischkonsums zu treffen. Denn in der pflanzenbasierten Ernährung liegt ohne Zweifel die Zukunft. "Ein Stopp der unseligen Rabattaktionen auf Fleisch wäre ein gutes Beispiel. Außerdem kommen wir um eine transparente Kennzeichnung unserer tierischen Lebensmittel nach Haltungsform der Tiere und Herkunft in Handel und Gastronomie nicht umhin, wenn wir den exzessiven Fleischkonsum einschränken wollen", meint Weissenböck abschließend.

    red, tine
    Akt.