Experte im "Heute"-Talk
ÖFB-Star Junuzovic: "Polen wird ein Kopfspiel"
Zlatko Junuzovic spielte 2016 bei der EM, verlor zum Auftakt, kann sich daher in die aktuelle ÖFB-Elf reinfühlen. "Heute" sprach mit dem 36-Jährigen.
"Heute": Herr Junuzovic, Sie haben 55 Länderspiele bestritten. Bei der EM 2024 sind Sie als Experte für ServusTV im Einsatz, begleiten das ÖFB-Team. Welcher Job kostet mehr Körner?
"Ich habe jetzt erst kennengelernt, wie viel Aufwand betrieben wird, um so ein Turnier zu übertragen. Es ist ein großes Rad, das gedreht werden muss. Hut ab vor allen Mitarbeitern, man muss auf sehr viele Dinge vorbereitet sein. Es ist so intensiv, wie wenn ich selbst spielen würde."
Sie waren 2016 bei der EM in Frankreich im Einsatz, haben sich zum Auftakt verletzt. Österreich startete wie jetzt mit einer Niederlage, damals 0:2 gegen Ungarn. Ist die Situation vergleichbar?
"Generell betrachtet, gibt es große Unterschiede in der Vorbereitung. Ich erlebe es hier in Berlin viel positiver. 2016 war für uns alles neu, die Gesamtsituation war unbekannt. Heuer merke ich positive Energie, man ist auf alle Eventualitäten vorbereitet. Deshalb hat man gegen die Topnation Frankreich auch so eine ordentliche Leistung geboten. Man war bis zum Schluss dran, eventuell ein Tor zu machen. Auch wenn es eine Niederlage war, sah ich viel Licht. Wir haben es geschafft, Frankreich zu fordern. Das war ganz wichtig, um die Stimmung für das Polen-Spiel hochzuhalten. Gegen Frankreich jetzt war es ein Gradmesser, jetzt wissen wir, wie sich das Turnier anfühlt."
Was ist nach der Pleite wichtig?
"Wir müssen uns auf die eigenen Stärken besinnen. Man wird aber auch negative Dinge ansprechen, denn es hat nicht alles so funktioniert, wie man es sich vorgestellt hatte. Die Abstände waren zu weit, wir hatten vorne keinen Zugriff, konnten nicht ins Pressing gehen. Das haben die Franzosen natürlich clever gemacht, sie haben die Klasse. Nehmen wir Griezmann, wie er sich in den Zwischenräumen bewegt. Die Laufbewegungen hatten einen Effekt auf unsere Jungs."
Wird die Partie gegen Polen im Kopf entschieden? Die Spieler sprechen von einem "Sechs-Punkte-Spiel".
"Es wird sicher ein Kopfspiel. Ich wünsche mir aber, dass die Mannschaft so auftritt, als würde sie nicht viel über die Situation nachdenken. Wenn sie ihre Intensität auf den Platz bringt, läuft das Radl. Wenn du früh zwei, drei gelungene Aktionen hast, bist du drin in der Partie, dann machst du einfach."
Österreich gegen Frankreich – die Noten
Würden Sie die Startaufstellung verändern?
"Ich denke, Conny Laimer sollte im zentralen Mittelfeld spielen. Das ist einfach seine große Stärke. Ich sehe ihn dort wirklich als Waffe für unser Spiel, dort ist er aktiv in beide Richtungen. Wie ein aggressiver Duracell-Hase, der überall unterwegs sein kann, Bälle erobern kann, das Spiel schnell machen kann. Schauen wir, wie der Teamchef sich entscheidet. Er wird genau wissen, was zu tun ist. Er redet mit den Jungs, vielleicht sprechen die Spieler auch selbst an, was ihnen wichtig ist."
Fünf ÖFB-Spieler sind nach einer Partie mit Gelb vorbelastet, stehen bei der nächsten Karte. Ein Problem?
"Das könnte für das Holland-Spiel entscheidend werden, könnte eine Rolle spielen. Aber es ist, wie es ist. Du kannst und sollst im Zweikampf nicht zurückziehen. Schnittsituationen musst du durchziehen. Deshalb haben wir ja einen breiten Kader. Auch auf der Bank haben wir Jungs, die Leistung bringen können."
Polen-Star Robert Lewandowski steht vor dem Comeback. Ein entscheidender Faktor?
"Für die Polen mit Sicherheit. Er hat unglaublich viele Tore geschossen, macht aus einer Chance ein Tor. Das ist ein Qualitätsspieler. Uns sollte es aber nicht so sehr beschäftigen, ob er aufläuft. Wenn wir unsere Stärken auf den Platz bringen, wird er wenig Bälle sehen. Dann ist er aus dem Spiel. Voller Fokus auf uns selbst."