Bahn-Chaos

ÖBB-Boss entschuldigt sich bei allen Zug-Passagieren

Seit Wochen klagen Bahnfahrer über das Zug-Chaos vor allem in der Ostregion. ÖBB-Boss Andreas Matthä gesteht im ORF Fehler ein und entschuldigt sich.

Newsdesk Heute
ÖBB-Boss entschuldigt sich bei allen Zug-Passagieren
ÖBB-Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä am späten Mittwochabend in der ORF-"ZIB2".
Screenshot ORF

Immer mehr Pendler in der Ostregion klagen über ausufernde Verspätungen und Ausfälle im Nahverkehr der ÖBB, was ihre tägliche Fahrt zur Arbeit zur Geduldsprobe macht. Die Arbeiterkammer (AK) kritisiert indes insbesondere den nicht ausreichenden Ausbau des Bahnangebots und des Personals seit der Einführung des Klimatickets im Jahr 2021 und verweist auf fehlende Mechaniker und Lokführer. Außerdem empfiehlt die AK betroffenen Pendlern, Verspätungen und Ausfälle zu melden, um zu Entschädigungen zu kommen.

Wie soll es besser werden oder sehen es die ÖBB gar nicht so schlimm? Dazu war am späten Mittwochabend ÖBB-Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä in der "ZIB2" bei ORF-Moderator Armin Wolf. Und der nahm sich kein Blatt vor den Mund. "Im Dezember und Jänner waren wir mit unserer Qualität einfach nicht zufrieden2, bestenfalls gebe es dafür "ein Genügend", so Matthä. Die ÖBB hätten "nicht die Qualität geliefert", für die man stehen wolle, deswegen gebe es eine "klare Entschuldigung für die Leistung, die wir da abgeliefert haben".

Mit 5. April würden nun schon längst bestellte Züge in den Einsatz kommen, damit solle es für Ostregion Entspannung geben, so Matthä. Also sind nur Lieferprobleme schuld an der Situation? Nein, so der ÖBB-Boss, aber es sei ein Teil des Problems. So würden Ausschreibungen länger dauern, weil man die Züge nach den Kundenwünschen spezifiziere, aber auch der Lieferant habe "ein Stück weit die Engineering-Leistung unterschätzt". Die Lieferfristen würden sich strecken und die Ersatzteile sehe man "rund um Afrika schippern" wegen Huthi-Angriffen im Roten Meer.

"Es ist schon knapp bis mutig geplant", so Matthä zum ÖBB-Plan. Wenn dann noch dazu vier Railjets fehlen würden, würde es "zu knapp". Ein "Dank an alle Kollegen" richtete der ÖBB-Boss den Mitarbeitern aus, die den Weihnachtsverkehr trotzdem "mehr oder minder" ausfallsfrei über die Bühne gebracht hätten. Das Personalthema "möchte ich außen vorhalten", so Matthä. Aktuell gebe es über 2.000 Facharbeiter, die an der Instandhaltung der Züge arbeiten würden. Es gebe aber nur begrenzten Platz für die Züge selbst bei den Wartungen, was zu einem Rückstau geführt habe. Ältere Züge hätten zudem kürzere Wartungsintervalle, so Matthä.

"Das büßen wir jetzt mit verärgerten Kunden"

Und Managementprobleme? "Wir waren ein Stück weit zu mutig", die Lieferproblematik sei unterschätzt worden und die Fertigungsplanung zu ambitioniert gewesen, so der ÖBB-Boss. "Das büßen wir jetzt sehr, sehr kräftig mit verärgerten Kunden." Die Zug-Zahl werde über die kommenden Jahre wachsen, um die Verbindungen zu bedienen, so der ÖBB-Chef. Auch gebe es Planungen, Regionalstrecken baulich zu adaptieren, damit Umstiegsnotwendigkeiten wegfallen könnten. Seit Anfang der 90er sei massiv in die Schieneninfrastruktur investiert worden, Österreich sei das Bahnland Nummer 1 in der EU, verteidigte sich Matthä aber.

Kam das Klimaticket für die ÖBB zu früh? "Ein Stück weit" sei unterschätzt worden, dass das Klimaticket so attraktiv für die Österreicher sein würde, so Matthä. Man bekenne sich zu einem offenen System, in dem man in jeden Zug einsteigen könnte, das mache aber auch die Planung schwerer, so Matthä. Deswegen appellierte der ÖBB-Chef an die Fahrgäste, an Tagen mit erwartbar hohem Fahrgastaufkommen wie etwa Freitagen oder Feiertagen, einen Sitzplatz zu reservieren, um garantiert einen Platz zu bekommen. "Schritt für Schritt" werde die Situation jedenfalls besser werden. 

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