Lignano-Oberhaupt zufrieden
Oben ohne trotz Verbot – Anzeigenhagel bei "Tutto Gas"
Am Pfingstwochenende herrschte im italienischen Badeort Lignano ein Ausnahmezustand. Die Bilanz der Bewohner, der Polizei und der Bürgermeisterin.
Wer sich am langen Pfingstwochenende ein paar ruhige Sonnenstunden am Strand gönnen möchte, hält sich bekanntlich vom italienischen Urlaubsort Lignano fern. Dort sorgte das alljährliche Partywochenende unter dem Motto "Tutto Gas" wieder für Chaos, Unruhe und Exzesse – trotz zahlreicher Verbote und enormen Polizeiaufgebot.
Österreicher in der Unterzahl
In diesem Jahr strömten über 257.000 Menschen aus Österreich, Deutschland und Italien selbst in den kleinen Ort mit gerade einmal knapp 7.000 Einwohnern. Von einer "Invasion der Österreicher", wie man in der Vergangenheit gerne in Italien zu der inoffiziellen Veranstaltung sagte, kann jedoch nicht mehr die Rede sein.
Überraschenderweise machten die Österreicherinnen und Österreicher gerade einmal ein Viertel der partywütigen Urlauber aus. Fast 9 Prozent waren aus Deutschland angereist. Mehr als die Hälfte - 66,5 Prozent - waren italienische Touristen, melden lokale Medien.
Endstation Krankenhaus
Angesichts des großen Ansturms eskalierte die Lage offenbar schnell. Einige Gäste in Partylaune zündeten Rauchbomben an, es kam zu Alkoholexzessen mit Endstation Krankenhaus, gewalttätigen Szenen und zahlreichen Anzeigen.
Insgesamt benötigten zwischen Donnerstag und Sonntag laut "Udine Today" 50 Personen eine medizinische Versorgung. Dabei musste die Rettung bereits am Freitag 16 Mal ausrücken. Am Samstag, dem Höhepunkt des Partywochenendes, brauchten 30 Personen medizinische Hilfe, am Sonntag nur vier. Davon wurden 15 Männer aufgrund von übermäßigem Alkoholkonsum in Spitäler gebracht.
Ein Bett im Blumenbeet
Ein Dutzend Personen wurde wegen Schlägereien und Trunkenheit angezeigt. Eine Strafanzeige gab es wegen des Besitzes von Drogen. Anwohner beklagten zudem die enorme Lärmbelästigung. Da Hotels und Campingplätze ausgebucht waren, übernachteten auch einige Urlauber ohne Unterkunft am Strand oder in Autos. Einige junge Männer schliefen sogar in Blumenbeeten im Stadtzentrum, berichten Medien.
Nach Angaben der Bürgermeisterin von Lignano Sabbiadoro, Laura Giorgi, gab es zehn Vermerke aufgrund der Missachtung der Strandsperre zwischen 1 Uhr nachts und 6 Uhr morgens. In fünf Fällen kam es zur illegalen Besetzung von öffentlichem Land und zweimal musste die Polizei wegen Wildcampen ausrücken.
Müllberge und ein Strand voller Dosen
Flaschen und Dosen sind im öffentlichen Raum verboten. Dennoch wurde der Ort und vor allem der Strand mit Müllbergen übersät. Darunter Plastikflaschen und -becher, Pizzakartons und - trotz Verbot - zahlreiche Dosen. "Es ist wirklich schlimm, vor allem beim Meer", berichtet eine Reporterin des Portals "5min" am Sonntag.
Oben-ohne-Verbot missachtet
Zudem hätten Touristinnen und Touristen, die von der Stadtverwaltung erst kürzlich verhängte Oben-ohne-Verordnung missachtet, ärgerten sich die Einheimischen. Seit 5. Mai 2024 müssen Personen über 12 Jahren abseits des Strandes, der Promenade und im Bereich des Hafens über Bikini oder Badehose reguläre Kleidung wie zum Beispiel Shorts und T-Shirt oder ein Kleid tragen.
Dennoch sind offenbar zahlreiche Urlaubsgäste in Bikinis oder Badehosen durch das Zentrum der Ortschaft spaziert.
Bürgermeisterin und Kärntner Polizei zufrieden
Trotz allem blickt die Bürgermeisterin Giorgi zufrieden auf die vergangenen Tage zurück: "Die Stadt hat gut reagiert und die Maßnahmen zur öffentlichen Ordnung, hatten die gewünschte Wirkung, nämlich die Eindämmung des österreichischen Pfingstfestes, ohne gefährliche Auswüchse für die Sicherheit der Menschen."
So sieht es auch Martin Macor. Der Kärntner Polizist unterstützt die örtlichen Einsatzkräfte bereits seit fünf Jahren. "Es hat zwar einige Vorfälle gegeben, aber im Großen und Ganzen muss man sagen, ist das Ganze gut über die Bühne gegangen", erklärte er gegenüber dem ORF Kärnten. Von A bis Z seien alle möglichen Delikte, die man bei derartigen Großveranstaltungen hat, dabei gewesen. "Vom Verlust von Brieftaschen oder Handys bis hin zum Diebstahl oder Körperverletzungen, Sachbeschädigungen."