Lokalaugenschein in Wien
Obdachlosen-Camps: "Sie kommen auch aus Ungarn her"
Seit kurzem befinden sich auf der Mariahilfer Straße "Camps". Das Problem der Obdachlosigkeit wird hier ganz deutlich. Jetzt sprechen die Anrainer.
"Heute" besuchte die bekannte Einkaufsmeile in Wien, wo seit kurzem ein ganz wesentliches Problem immer sichtbarer wird: Obdachlose schlagen dort ihre Lager auf - samt Campingsessel, Einkaufswagerl und Sonnenschirmen. Sie sind offensichtlich gekommen, um zu bleiben. Polizei und Streetworker sind vor Ort und versuchen die Situation unter Kontrolle zu bringen.
Kommen auch aus Ungarn
Anrainer beobachten die Situation seit Tagen, die Lager sorgen für Unmut. Sophia (Name von der Redaktion geändert), erzählt uns, dass viele Obdachlose auch aus anderen Ländern nach Wien kommen und fordert die Politik auf, etwas gegen die Situation zu unternehmen:
„Es ist nicht angenehm anzuschauen. Ich glaube, es kommen immer mehr und ich habe auch gehört, dass sie teilweise aus Ungarn kommen, damit ihnen in Österreich geholfen wird.“
Sophia spricht hier eine Tatsache an, denn in anderen EU-Ländern wie Ungarn, Polen oder Rumänien gibt es teilweise viel rigorosere Vorgangsweisen gegen Obdachlose und weniger Hilfe als in Österreich - was diese Menschen oft dazu bringt, auszuwandern. Wie "Heute" bereits berichtete, nutzen auch Menschen aus benachbarten Ländern die sozialen Angebote (wie zum Beispiel das Winterpaket oder Notunterkünfte) der Stadt Wien.
Es werden immer mehr
Von vielen Anrainern hören wir, dass sich die Situation immer mehr zuspitzt und die Zahl der Obdachlosen stetig steigt. Normalerweise kommt die Polizei in der Früh und sorgt dafür, dass die obdachlosen Menschen die Einkaufsmeile verlassen, seit kurzem bleiben sie jedoch den ganzen Tag über.
„Ich wohne hier seit 20 Jahren und ich habe festgestellt, dass die Obdachlosen immer mehr werden. Speziell vor dem C&A nächtigt fast jede Nacht jemand. Es ist unangenehm, aber mir tun auch die Leute leid.“
Polizei schaut nicht zu
Wir beobachten live, wie sich mehrere Polizisten vor einem der Camps positionieren und einen jungen Herren auffordern, seine Sachen zusammenzupacken und zu gehen. Wohin der Mann nun gehen soll, bleibt unklar. Die Anrainer appellieren an die Politik, mehr im Sozialbereich zu unternehmen:
„Ich glaube, dass man im Sozialbereich mehr Streetworker und auch mehr medizinische Einrichtungen zur Verfügung stellen sollte, um diesen Leuten zu helfen.“
Laut Statistik Austria waren 6% der heute 16- bis 69-Jährigen (in Österreich) zumindest einmal im Leben zeitweise wohnungslos. Hochgerechnet und unter Berücksichtigung der statistischen Schwankungsbreite sind das zwischen 294.000 und 443.000 Personen.
Auf den Punkt gebracht
- Obdachlose schlagen auf der Mariahilfer Straße ihre Lager auf - samt Campingsessel, Einkaufswagerl und Sonnenschirmen
- Anrainer beobachten die Situation und äußern ihren Unmut
- Polizei und Streetworker sind vor Ort und versuchen die Situation unter Kontrolle zu bringen