Ortschef spricht Klartext

"Nur von guten Worten können Wirte nicht leben"

In Niederösterreich haben es Gastronomen schwer - auch in Bisamberg. Bürgermeister Johannes Stuttner ist Winzer, er spricht die Probleme an.

Niederösterreich Heute
"Nur von guten Worten können Wirte nicht leben"
Die Bisamberger Gastronomie-Szene ist eine Herausforderung für Bürgermeister Johannes Stuttner.
Getty Images (Symbolfoto), Gemeinde Bisamberg

Es ist eine Geschichte, die sich derzeit in Niederösterreich wiederholt: Ambitionierter Gastronom überzeugt Gemeinde mit Konzept, bekommt Lokalität verpachtet, aber scheitert.

Oft nach kurzer Zeit. So wie aktuell in Bisamberg.

"Dorfgasthaus als Ort der Gemütlichkeit"

Am 2. Dezember 2023 eröffnete der "Schlosswirt" unter dem Namen "Peter's Schmankerl, Wirtshaus und Bierkeller" erneut. Rechtzeitig zum Start des Schlossadvents. Neue Terrasse, feineres Ambiente, restaurierte Fenster inklusive. Die Gemeinde Bisamberg investierte 130.000 Euro, schreiben die "NÖN".

Überraschendes Aus

Nun erfolgte das Aus. Der junge Betreiber kann nicht mehr. Für Bisambergs VP-Bürgermeister Johannes Stuttner kein ungewohntes Terrain. Der trat 2022 mit 34 Jahren im Amt an - und bekam gleich einmal einen Pachtstreit mit dem damaligen Schlosswirt, dem Vorgänger des jetzigen Pächters, auf den Tisch gelegt. Jetzt stehen Verhandlungen an, wie man den noch laufenden Vertrag auflöst. Ohne juristisches Geplänkel, wenn möglich. "Wir hatten insgesamt drei Pächter innerhalb weniger Jahre", so Stuttner. "Wir sind bemüht, die ordnungsgemäße Rückstellung unseres Lokals rasch abzuwickeln und werden uns anschließend über dessen Zukunft beraten."

Herausforderungen für Gastronomen

Im Gespräch über die Gastronomie allgemein wirkt Stuttner aufgeräumt. Vielleicht auch, weil er aus einer bekannten Winzerfamilie im Ort stammt, quasi "Insider" ist. "Pacht zu zahlen, Mitarbeiter, Teuerung - für Gastronomen gibt es heutzutage viele Herausforderungen."

Einst und jetzt

In Bisamberg leben circa 5.000 Einwohner, zu großem Teil gut situiert. Früher zog der Ort die Gäste an: zum Fuchs-Wirt, wo sich oft Mitglieder der bekannten Familie Resetarits einfanden - etwa Kabarettist Lukas und der 2022 verstorbenen Willi, besser bekannt als Dr. Kurt Ostbahn. Legendär war auch das "Cafe Kino". Die kultige "Palette" bildete jahrzehntelang einen Anlaufposten für Gäste aus dem nahen Wien und den umliegenden Gemeinden - bis ein Insolvenzverfahren einen unrühmlichen Schlussstrich setzte. Die "Gamshöhe" oben am Berg teilt dieses Schicksal, hat sich aber gerettet. Was nach wie vor läuft: die lokalen Heurigen.

"Nur von guten Worten können Wirte nicht leben"

Stuttner, dessen elterlicher Heurigen-Betrieb unweit des Schlosswirts liegt, betont: "Früher konnten sich hier sieben Wirtshäuser gut halten, heute nicht mal eines." Er nimmt zwar die Wirte in punkto Businessplan in die Pflicht - die Gäste aber auch. Denn: "Nur von guten Worten allein können Gastronomen nicht leben." Übersetzt: Wenn Bürger ein Wirtshaus im Ort wollen, dann sollten sie es auch besuchen.

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    Karl Schöndorfer / picturedesk.com
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