Krankenkasse übernimmt Kosten
Nun gibt es in Wien psychologische Therapie auf Rezept
Bislang mussten Menschen mit psychischen Problemen privat für die Behandlung zahlen. Nun gibt es eine Neuerung: Die Krankenkasse trägt die Leistung.
Wer Schnupfen hat, geht zum Kassenarzt. Wer Depressionen hat, geht zum Klinischen Psychologen privat. Zumindest bisher. Für diesen Gang zur psychologischen Therapie, die die Menschen in Österreich lange aus dem eigenen Börsel bezahlten, werden pro 50-Minuten-Sitzung zwischen 70 bis 150 Euro verrechnet. Sich um seine psychische Gesundheit kümmern zu können, wenn einen Ängste, Depressionen oder destruktive Verhaltensweisen plagen, war also bisweilen eine Frage des Geldes. Nun sollen in Österreich klinisch-psychologische Behandlungen als Kassenleistung - auch im niedergelassenen Bereich - anerkannt werden, wie die Kleine Zeitung am Dienstag schrieb.
Beate Wimmer-Puchinger formulierte als Präsidentin des Berufsverbands österreichischer Psychologen im Ö1-Morgenjournal: "Gerade bei Krebserkrankungen ist die klinisch-psychologische Behandlung essenziell". Bislang war es ja so, dass Menschen nur unter dem Dach des Krankenhauses einen Anspruch auf eine kostenlose klinische Betreuung hatten - im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt oblag es den Patienten jedoch selbst für Sitzungen beim Psychologen zu zahlen.
Abrechnung ähnlich wie beim Wahlarztbesuch
Wie genau die Kassenleistung fortan in Anspruch genommen und bezahlt werden kann, wird nun in den nächsten Tagen verhandelt. In Deutschland beispielsweise gibt es die Therapie auf Rezept und wird direkt mit der Krankenkasse verrechnet, der Patient muss nichts zahlen und auch kein Geld in die Hand nehmen.
In Österreich ist noch nicht ganz klar, wie die Therapie bezahlt werden soll. Als Option wird das Rechnungsmodell erwogen. Ähnlich dem Prinzip Wahlarzt würde der Patient den Betrag vorstrecken, eine Rechnung erhalten und diese dann bei der Kasse einreichen - anders als beim Wahlarzt würde er 100 Prozent des Betrags zurückerhalten.
Vorleistungen sind zu großer Aufwand für Patienten mit Suizidgedanken
Die Expertin des Berufsverbandes Wimmer-Puchinger sieht hier aber noch Luft nach oben: "Eine Vorleistung erbringen zu müssen, kann eine weitere Hürde für Menschen darstellen, die Hilfe brauchen", gab sie im Ö1-Morgenjournal zu bedenken.
Der Faktor Zeit sei doch besonders entscheidend wenn es um die psychische Gesundheit der Menschen gehe. Phasen des Abwartens sind für den Krankheitsverlauf teilweise verheerend. "Depressionen können sich chronisch verstärken, Suizidgedanken können zunehmen".