Weniger Wein für Wiener
"Nüchterne Hedonisten" für Trinken ganz ohne Rausch
The Sober Hedonists will den problematischen Umgang mit Alkohol thematisieren. Am Mittwoch, 31. Jänner, ist erstes Krisentreffen im Café Zehnsiebzig.
Bettina Wittmann gründete nun mit Sophie Haddad die Initiative "The Sober Hedonist" – ihr Ziel: bewusster Alkoholkonsum. Über gesundheitliche Folgen wollen sie sprechen und sich untereinander vernetzen. Am 31. Jänner um 18 Uhr ist das erste Treffen im Café Zehnsiebzig. Der Grund: Alkohol und Österreich – das ist eine ganz besondere Beziehung. Schon in alten Hits wird immer wieder das Trinken verherrlicht. "I muass im frühern Lebn eine Reblaus gwesen sein, ja, sonst wär die Sehnsucht nicht so gross nach einem Wein" singt Hans Moser in seinem Lied "Die Reblaus". Mehr Pro‐Kopf‐Konsum als Österreich schafften zuletzt übrigens nur Litauen, Tschechien und Lettland.
Es ist fix, Alkohol ist ein Zaubertrank, er macht Spaß und kostet nicht die Welt. Und das macht ihn schnell auch problematisch. So wird in einer Studie des Gesundheitsministeriums aus dem Jahr 2021 davon ausgegangen, dass immerhin zehn Prozent der österreichischen Bevölkerung ein problematisches Verhältnis zu Alkohol haben. Hier setzt die Wiener Initiative "The Sober Hedonists" an.
Die nüchternen Hedonisten wollen bewussten Alkoholkonsum
"Komm, sei nicht so!", "Eins geht doch immer" oder "Bist du schwanger?" seien typische Sprüche, die man oft zu hören bekomme, wenn man bei Partys und Veranstaltungen nicht trinken wolle, erzählte Wittmann im "ORF". Darum sollen Teilnehmer bei den "Sober Hedonists" auch geschult werden, wie sie solche Sprüche kontern. Auch Rezepte für alkoholfreie Drinks werden verteilt, falls man sich mal zuhause was gönnen will.
Die beiden Gründerinnen bemängeln, dass es kaum alkoholfreie Alternativen in der Wiener Nachtkultur gäbe – dabei muss man sagen, dass sich hier in den vergangenen zwei Jahren sehr viel getan hat. Gerade Bar-Neugründungen haben das Thema auf dem Schirm (Wagemut Bar, Treehaus, Harry's Bar, Dino’s Apothecary Bar, Loos American Bar, Klyo – alle 1010 – bieten schmackhafte, alkoholfreie Cocktails an). Bei einer Google Suche "Alkoholfreie Bar Wien" findet man noch viele mehr.
Alkohol macht auch ernsthaft krank – 5 Prozent der Österreicher sind alkoholkrank
An die Stelle von gesellschaftlichem Druck und der Überbewertung des Alkohols als identitätsstiftendes Symbol wollen die beiden Gründerinnen Aufklärung setzen und den Umgang mit "Drink mit!"-Phrasen schulen. Wenn man nicht will, muss man nicht. Und manche müssen erst noch für sich selbst klären, ob und wie viel sie eigentlich wollen – dafür sind die "Sober Hedonists" der sichere Rahmen.
Bei den nüchternen Hedonisten geht es nicht um eine extreme Haltung, um kein kategorisches Nein zum Alkohol. Man wolle einfach über die Alkoholproblematik sprechen und aufklären. Wer bei der Sitzung im Café Zehnsiebzig am Saft der Rebe nippen will, darf das übrigens gern. Es geht darum, dass die Teilnehmer wissen, dass es Alternativen zum Alkohol gibt, wie man das Thema selbst für sich klärt und wo man Leute trifft, die ähnliche Gedanken zum Promille-Konsum pflegen.