"Noch grausamer": Wird sie Nordkoreas erste Diktatorin?

Sie kennt kaum jemand, trotzdem gilt Kim Yo-jong gilt als eine der mächtigsten Frauen der Welt. Der Nordkorea-Experte Lee Sung-yoon warnt in einem Bericht der "Frankfurter Rundschau" den Westen. Man solle die Frau genau beobachten, denn sie könnte eines Tages in die Fußstapfen ihres gesundheitlich angeschlagenen Bruders Kim Jong-un treten.

Über Kim Yo-jong gibt es inzwischen ein ganzes Buch. Geschrieben wurde es von Lee Sung-yoon. Darin beschreibt er Nordkoreas Nummer zwei mit Adjektiven wie talentiert, ehrgeizig, klug oder weltgewandt. Aber auch als berechnend, kalt und böse.

Wer ist die Frau?

Kim Yo-jong wuchs zusammen mit Kim Jong-un und einem weiteren Bruder in Pjöngjang auf. Von 1996 bis 1998 besuchten die drei Kinder eine öffentliche Mittelschule in Bern (Schweiz). Die heute 36-Jährige gilt laut dem Buchautor heute als "Stellvertreterin des lieben Führers" und trifft als Leiterin der Abteilung für Organisation und Führung wichtige Personalfragen, auch die Armee betreffend.

"Sie kann entscheiden, wer bespitzelt, degradiert, befördert, bestraft, belohnt, verbannt oder sogar gefesselt und öffentlich auf dem Dorfplatz oder hinter den verschlossenen Türen eines Sportstadions exekutiert werden soll", schreibt der Nordkorea-Experte.

Aufgrund ihrer Verwandtschaft zu Staatsgründer Kim II-sung – er war ihr Grosßvater – gilt sie in Nordkorea laut der "Frankfurter Rundschau" als Heilige. Sie gehört zu Nordkoreas Königsfamilie, die das Land seit der Gründung im Jahr 1948 beherrscht.

Warum gibt sie Grund zur Angst?

2022 drohte Kim Yo-jong laut einem Artikel der "Welt", Südkorea mit Atomwaffen auslöschen zu wollen. Im selben Jahr kündigte sie einen Interkontinentalraketenstart über dem Pazifik an, also in Richtung der Vereinigten Staaten. "Und sie beteuerte, dass sie keinerlei Skrupel habe, Krieg zu führen und Südkoreaner und Amerikaner zu töten." Vorausgesetzt, ihr (zumindest offiziell) 'zurückhaltenderer' Bruder heiße dies gut. "Kim Yo-jong spielt die Rolle des Even-Worse-Cop", so Lee Sung-yoon. Also zu Deutsch etwa: Sie sei noch viel grausamer als ihr Bruder.

Weshalb kommen Nachfolger-Spekulationen auf?

In den vergangenen Monaten waren immer wieder Gerüchte um Kim Jong-uns Gesundheitszustand aufgekommen. Auch totgesagt war er schon. Er soll massiv an Gewicht zugenommen haben und Suchtprobleme (starker Alkoholkonsum und Rauchen) aufweisen.

Die streng kontrollierten Staatsmedien berichten nur selten über den Gesundheitszustand des Führers. Im März vergangenen Jahres wurde er mit den Worten zitiert, dass er immer die ganze Nacht durcharbeite und bis mindestens fünf Uhr morgens wach bleibe.