85 Jahre Novemberpogrome
"Nie wieder" – Lichtermarsch in Wien gedenkt Massaker
Am Donnerstag jährten sich die Novemberpogrome zum 85. Mal. Angesichts des Hamas-Terrors hatte der Gedenktag heuer besondere Bedeutung.
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 fanden im gesamten Deutschen Reich die Novemberpogrome statt. Damals stürmten Nationalsozialisten auch in Wien jüdische Einrichtungen, setzten diese in Brand, zerstörten Geschäfte, plünderten Wohnungen und terrorisierten Juden mit besonderer Brutalität.
"Licht der Hoffnung" in Wien
Am Donnerstag gedachten in Wien hunderte Menschen der Novemberpogrome vor 85 Jahren. Vor Ort waren prominente Persönlichkeiten: Israels Botschafter David Roet, Umweltministerin Leonore Gewessler oder Präsident der Israelischen Kultusgemeinde Wien, Oskar Deutsch. ie Massaker der Hamas in Israel am 7. Oktober "waren der schlimmste Genozid an Juden seit 1945". Mit über 1.400 bestialisch Ermordeten habe es mehr Tote als in der Reichspogromnacht am 9. November 1938 gegeben, betonte Deutsch. Man könne die Massaker nicht mit der Shoah vergleichen, das würde die Shoah relativieren, sagte er. Das Ziel der Hamas sei aber das gleiche: eine systematische Vernichtung der Juden.
Kein Verständnis für Relativierung
Deutsch zeigte in diesem Sinn kein Verständnis für eine Relativierung des Massakers oder Rufe nach Kontextualisierung, wobei er nicht nur "dem Tod huldigende" Antisemiten und "Israelhasser" adressierte. Auch von "Linksradikalen", die mit Islamisten gemeinsame Sache machten, sowie von Rechtsextremen und Neonazis gingen antisemitische Bedrohungen aus, warnte er. Allein in Österreich wurde ihm zufolge in den letzten Wochen ein 400-prozentiger Anstieg antisemitischer Vorfälle verzeichnet.
An die Anwesenden appellierte Deutsch, mitzuhelfen, dass es nie wieder einen 7. Oktober und nie wieder einen 9. November gebe. Die Novemberpogrome seien der Beginn der systematischen Vernichtung des Judentums im "Deutschen Reich" gewesen. Letztendlich seien sechs Millionen Menschen aus einem einzigen Grund ermordet worden: Weil sie Juden gewesen seien. Derartiges dürfe nie wieder passieren. "Nie wieder ist jetzt!", bekräftigte er wie schon vor ihm Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka.
Israel als "Lebensversicherung für Juden"
Den Staat Israel sieht Deutsch dabei als eine Art "Lebensversicherung" für Juden und Jüdinnen weltweit, "auch für uns in Österreich". Israel sei eine wehrhafte Demokratie, die sich für den Schutz jüdischen Lebens ebenso einsetze wie für den Schutz allen unschuldigen Lebens, sagte er. Ausdrücklich bedankte sich Deutsch für die Unterstützung durch das Parlament - sowohl der Koalition als auch der Opposition -, auch von muslimischer Seite gebe es diese "vereinzelt".